Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
antibiotikaresistente Bakterien. In den entwickelten Ländern nimmt man den Triumph der Wissenschaft über die Bakterien als gegeben an, aber die Ärzte kämpfen mit immer stärkeren Antibiotika – und müssen manchmal erleben, dass diese unwirksam sind. Alleine in den USA sterben heute etwa 100000 Menschen jährlich an antibiotikaresistenten Infektionen. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Antibiotika so stark sein müssen, dass sie wie eine Chemotherapie eingesetzt werden – mit starken Nebenwirkungen und ohne garantierte Heilung, wie wir sie gewohnt sind –, und Sie wissen, was Epidemiologen nachts wach hält. Wir müssen die komplexen Systeme unserer Mitwesen respektieren, auch die der Bakterien. Sie tun das, was lebende Organismen am besten können: sich anpassen und an neue Umgebungen gewöhnen.
Abgesehen von der übermäßigen und missbräuchlichen Nutzung von Antibiotika, die zu resistenten Bakterienstämmen geführt hat, ist das Aufkommen dieser Superbazillen auch auf eine Vernachlässigung der Entwicklung neuer Antibiotika zurückzuführen. Ich habe in diesem Buch zwar ein optimistisches und zuversichtliches Bild der schnellen Fortschritte in der Medizintechnik gezeichnet, aber wir müssen uns viel stärker für Innovationen in der Medizin einsetzen, wenn diese Durchbrüche in absehbarer Zeit gelingen sollen. Fast auf allen Fachgebieten der Medizin fehlt es an Forschern und Personal. Der Traumberuf der meisten Kinder ist heutzutage nicht mehr Arzt oder Wissenschaftler, sondern sie wollen lieber der nächste Internet-Guru werden. Leider hat die Medizin viel von ihrem Zauber verloren, auch, weil ihr in letzter Zeit so wenig entscheidende Neuerungen gelungen sind. Die gute Nachricht ist – und darauf vertraue ich –, dass die bereits gemachten Fortschritte der Medizin neuen Schwung geben und sie wieder zu einem Feld machen werden, auf dem man eine Chance hat, die Welt zu verändern.
Fordern Sie Ihr Recht auf Gesundheit ein
Unsere Rechte sind uns sehr wichtig. Wir alle legen Wert auf das Recht der freien Meinungsäußerung, das Recht auf Privatleben und das allgemeine freie Wahlrecht. Sie sind die Grundlagen unserer Gesellschaft. Wie steht es aber mit dem Recht auf Gesundheit? Mit dem Recht auf ein langes, krankheitsfreies Leben?
Wir wollen unabhängig sein – die Rechte des Einzelnen sind integraler Bestandteil unserer Kultur. Die Idee der individuellen Unabhängigkeit geht aber immer irgendwie verloren, wenn es um die Gesundheit geht. Wenn wir krank werden oder unsere Versicherung eine Behandlung nicht übernehmen will, zeigen wir gerne mit dem Finger auf jemand anderen, anstatt in den Spiegel zu schauen. Wir vergessen, dass zu unserer persönlichen Unabhängigkeit doch wohl auch ein gewisses Maß an persönlicher Integrität, Entschlossenheit und Eigenverantwortung gehört.
Ich habe von der ersten Zeile dieses Buches an versucht, Ihnen diese Vorstellung der Eigenverantwortlichkeit nahezubringen, und Sie sollten sie sich gut einprägen, wenn Sie jetzt darangehen, die Kontrolle über Ihre Gesundheit und Ihr Leben zu übernehmen. Wenn Sie nach einem Neujahrsvorsatz suchen, der wirklich machbar ist und eine echte Veränderung bringt, dann nehmen Sie sich an jedem ersten Januar vor, an jedem einzelnen Tag des Jahres die volle Verantwortung für Ihre Gesundheit zu tragen, egal, was auf Sie zukommt. Wenn es irgendwo in Ihnen einen Hauptschalter gibt, dann können nur Sie allein ihn kontrollieren.
Einmal habe ich an der Schule meiner Tochter einen Vortrag vor Sechstklässlern gehalten. Ich gebrauchte einen Vergleich, den diese Altersgruppe, die gerade lernte, was eine Zelle ist, gut verstehen konnte. Als ich das Konzept der Zelle erklärte, fragte ich die Schüler, wie sie einen außer Kontrolle geratenen Eisenbahnzug anhalten würden. Fast alle kannten die richtige Antwort: die Notbremse ziehen. Ich erklärte ihnen weiter, dass sie dazu nicht verstehen müssten, wie der Antrieb und die Bremse des Zugs eigentlich funktionieren, wie viel Bremsdruck nötig sei und so weiter – es genüge, den Hebel zu ziehen. Genauso verhält es sich auch, wenn man sich um den eigenen Körper kümmert. Die Wissenschaft verlegt gewissermaßen die Schienen, auf denen unsere Züge laufen. Aber bis wir vollständig verstehen, wie unsere Körper – das sind die einzelnen Züge – am besten funktionieren, müssen wir tun, was wir können, um sie zu optimieren. Wir müssen zumindest wissen, wo die Bremsen und die
Weitere Kostenlose Bücher