Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Michael Pollan so oft heißt: Essen Sie natürliche Nahrungsmittel, also so naturnah wie möglich. Nicht zu viele. Hauptsächlich pflanzliche. Meiden Sie die Möchtegern-Helfer aus Röhrchen und Schachteln mit ihren Zutaten, die man weder aussprechen noch definieren kann, wenn man kein Chemiker ist. Als weitere Lektüre empfehle ich Ihnen Pollans Buch Lebens-Mittel.
Aber andererseits möchte ich auch nicht zu viel voraussetzen, denn wir leben in einer Welt, in der Übergewicht immer mehr Menschen im Griff hat. Ich unterschätze nie die Intelligenz und Vernunft meiner Patienten, aber manchmal zweifele ich schon, dass wir alle wissen, wie man sich richtig ernährt oder auf genug Bewegung achtet, zum Beispiel durch Sport. Die amerikanische Warentest-Zeitschrift Consumer Reports veröffentlichte Anfang 2011 eine Umfrage, laut der nur einer von zehn US-Bürgern zugibt, sich ungesund zu ernähren. Wirklich schockierend ist allerdings, dass zwar vier von zehn »ein wenig Übergewicht« eingestanden, aber nur elf Prozent sich als stark übergewichtig oder fettleibig bezeichneten – was im direkten Widerspruch zu vorherigen Statistiken der Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention steht, nach denen 68 Prozent der Amerikaner übergewichtig oder fettleibig sind.
Ich glaube nicht, dass das ein Symptom unserer Unehrlichkeit ist, sondern nur ein weiteres Zeichen unser Entfremdung und Verwirrung, wenn es um Essen geht. Dieser große Bruch geht oft auf die Werbung zurück. Viele Menschen glauben, sie äßen »gesund«, wenn sie Diät-Fertiggerichte, fettfreie Eiscreme oder fettfreien Frozen Yoghurt, hundertprozentig natürlichen Fruchtsaft, fettarmen Käse, Energieriegel, Diät-Cola, Hundert-Kalorien-Snacks und so weiter kaufen. Aber wenn Sie sich den Nährstoffgehalt dieser Lebensmittel ansehen, dazu die Reihenfolge der Zutaten, die ihre relative Menge angibt, dann finden Sie wahrscheinlich mehr Zucker, gesättigte Fette, Salz und Stoffe mit seltsamen Namen als alles andere. Verräterisch ist auch, dass laut derselben Umfrage das am häufigsten gegessene Gemüse Blattsalat oder grüner Salat ist; 78 Prozent der Befragten gaben an, eine Portion pro Woche zu essen. Aber was heißt das? Nur zu oft bedeutet es eine Portion Eisbergsalat, der nicht den geringsten Nährwert hat und auf den wir dann einen Haufen Salat-Dressing kippen, das viele Kalorien, aber wenig gesunde Nährstoffe enthält.
Es ist also schnell passiert, dass wir uns durch hartnäckige Reklame und das Suchtpotenzial von Zucker und anderen künstlichen Chemikalien in unseren täglichen Kaufentscheidungen beeinflussen lassen. Eine ausgewogene Ernährung sollte es Ihnen leicht machen, ein gesundes Mischverhältnis von Nährstoffen zu erzielen. Die Sprichwörter »Ernährung heilt besser als der Arzt« und »Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern«, die manche als »Essen ist Medizin« interpretieren, können ganz wörtlich genommen schwer zu schluckende Wahrheiten sein. Es wäre doch schön, wenn man einfach eine Tablette einwerfen und damit alle Ernährungsdefizite ausgleichen könnte – aber die Forschung spricht nun einmal dagegen. Selbst wenn wir uns nicht übergesund ernähren, gibt es keinen Beweis dafür, dass eine Multivitamin- oder sonstige Nährungsergänzungs-Tablette das richtige Mittel ist, um die Löcher in der Ernährungsbilanz zu stopfen. Es wäre viel besser, wenn wir uns bemühen würden, uns gesünder zu ernähren, und uns informierten, wie man das macht; und unser Geld wäre sehr viel besser in guten Zutaten angelegt als in teuren Nahrungsergänzungsmitteln. Wir müssen die Etiketten lesen und dürfen uns selbst in der Küche nichts vormachen.
Hinzufügen möchte ich, dass ich nicht der Einzige bin, der keine Vitamintabletten mehr nimmt und angefangen hat, besser darauf zu achten, was er isst. Ich freue mich, dass ich einige Kollegen als Gleichgesinnte gewonnen habe, die jetzt einige Hundert Dollar pro Jahr sparen. David Katz, M. D., MPH, Leiter der Vorsorgeforschung an der Yale University School of Medicine, empfiehlt den meisten seiner Patienten keine Multivitamintabletten und nimmt auch selbst keine mehr, und Kathleen Fairfield, M. D., Stellvertretende Medizinische Leiterin am Maine Medical Center und Koautorin des JAMA- Artikels von 2002, in dem Multivitaminpräparate noch als sinnvolle Vorsorgemaßnahme empfohlen wurden, hat ihre tägliche Dosis ebenfalls abgesetzt. Ein Zusatzbonus beim Verzicht auf
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