Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Arzneimittelzulassungsbehörde FDA insgesamt 81 Studien zu Lykopin auswerteten, stellte sich außerdem heraus, dass keine davon belastbare Belege für einen Zusammenhang von Lykopinkonsum und Prostatakrebsrisiko lieferte. Gleichfalls wurden 39 Studien zum Tomatenkonsum geprüft, diese ergaben nur wenige Hinweise, dass Tomaten und Tomatenprodukte das Risiko tatsächlich begrenzen.
Das soll nicht heißen, dass Sie nichts davon hätten, wenn Sie sich heute Abend eine Tomatensauce zum Huhn oder zu den Nudeln zubereiten. Der Nutzen eines so guten Essens muss überhaupt nichts mit Lykopin zu tun haben. Nur zu, genießen Sie eine gute Mahlzeit, ohne darüber nachzugrübeln, ob Sie auch wirklich die Zauberformel gegen Krebs enthält.
Eine gesunde Mischung
Obwohl also Nahrungsergänzungsmittel nicht gegen Herzkrankheiten helfen, empfehlen Ärzte – darunter auch ich – dennoch weiterhin Lebensmittel, die Antioxidanzien enthalten. Denn die Vitaminaufnahme über das Essen ist vorteilhafter als durch Tabletten. Erstens werden pflanzliche Wirkstoffe, die natürlicherweise in Pflanzen vorkommen und krankheitsvorbeugende Wirkungen haben, dem Körper am besten über echte Nahrung zugeführt. Es wird wohl nie eine Studie ergeben, dass man sich mit Obst und Gemüse so vollstopfen kann, dass man eine Überdosis Nährstoffe abbekommt.
Auch andere Fragen stellen sich. Wissen wir eigentlich genau, was in unseren Vitaminpräparaten enthalten ist, wie sie hergestellt werden, und ob das drin ist, was draufsteht? Vitamin E tritt zum Beispiel in der Natur in acht Formen auf, vier Tocopherole und vier Tocotrienole. Das Verhältnis zueinander und die absoluten Mengen dieser acht Varianten unterscheiden sich in Nahrungsmitteln stark von jenen in Tabletten. Eine Vierteltasse voll Sonnenblumenkerne enthält bereits 90,5 Prozent der Tagesdosis an Vitamin E, aber bei der Einnahme von Vitamin-E-Präparaten nimmt man gewöhnlich sehr viel mehr als das auf. Man braucht nur 22,4 IU täglich, aber die meisten Präparate enthalten über 100 IU.
Die Vitaminpräparat- und Nahrungsergänzungsmittelindustrie ist weitgehend unreguliert, und viele bekannte Marken sind in den letzten Jahren wegen schlechter Ergebnisse in der Qualitätskontrolle unter Beschuss geraten. Tabletten und natürlicher Gehalt in Lebensmitteln sind nicht dasselbe; das natürliche Folat im Spinat ist nicht identisch mit der synthetischen Folsäure in der Vitamintablette. Auf den Etiketten der Tablettenröhrchen findet man alle möglichen Chemikalien aufgelistet, von denen man als Konsument nicht weiß, worum es sich handelt, geschweige denn, wozu man sie braucht. Wenn Ihnen bei den Inhaltsstoffen Ihrer Vitamintabletten Bor, Nickel, Vanadium und Mangan auffallen, fragen Sie sich dann, ob die künstliche Zufuhr dieser Metalle wirklich notwendig ist?
Wir sind geneigt anzunehmen, dass die Versprechungen auf Etiketten ihren Grund haben und auch eingehalten werden. Aber ich bitte Sie dringend, darüber nachzudenken, ob Vitaminpräparate wirklich mit den Schöpfungen von Mutter Natur mithalten können. Haben wir denn irgendeine Ahnung, wie man die gesunden Öle aus einem Fisch extrahiert? Um dieselbe Menge Fischtran wie in einer einzigen Portion Lachs – um die 100 Gramm – aufzunehmen, müssten Sie 20 bis 30 Fischtran-Kapseln einwerfen. Sie sollten auch bedenken, dass Lachs nicht nur eine ausgezeichnete Quelle für Omega-3-Fettsäuren ist, also die gesunden Fette, derentwegen man überhaupt zu Fischtrankapseln greift, sondern außerdem eine sehr gute natürliche Quelle für Vitamin D, Selen, Eiweiß, Niacin, Vitamin B12, Phosphor, Magnesium und Vitamin B6. Sichern Sie sich Ihre Nährstoffzufuhr doch lieber aus natürlichem Essen als aus einer Menge Tabletten, deren Qualität und Nutzen Sie gar nicht kennen.
Den Vitaminwahn unserer Zeit finde ich besonders beunruhigend, wenn man bedenkt, wie einfach man sich in Amerika und Deutschland gut ernähren kann. Ich meine damit keine Luxusrestaurants oder den Einkauf im ultrateuren Feinkostladen. Es gibt genug Ratgeberbücher, die Ihnen sagen, wie man sich gesund ernährt, und außerdem wissen Sie ja sowieso, wie man das macht. Es ist allgemein bekannt, dass ein Apfel gesünder als ein Apfelpfannkuchen ist und der tägliche Trip zum Fast-Food-Restaurant Ihnen bestimmt nicht gegen die verkalkten Arterien und den hohen Blutdruck hilft. Mäßigkeit ist immer eine gute Richtschnur. Essen Sie ein wenig von allem. Wie es im Bestseller von
Weitere Kostenlose Bücher