Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
erfolgreichen durchsichtigen Behältern anderer Hersteller konkurrieren zu können. Dazu kann ich nur sagen, es ist sehr schade, dass hier das Marketing über die Gesundheit siegt. Obst- und Gemüsesaftabfüller werben gerne mit dem gesundheitlichen Nutzen frischer Früchte und Gemüse und zitieren die entsprechenden Studien, sagen aber nicht dazu, dass diese eben nicht an Säften durchgeführt wurden, sondern an frischen Früchten. Das heißt wirklich, entschuldigen Sie den Kalauer, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Wenn Lebensmittel sich zersetzen, bilden sich Chemikalien, deren Wirkungen wir noch nicht kennen. Vitamin C zum Beispiel, das sehr sauerstoffanfällig ist, zerfällt ziemlich schnell, und für eines seiner Zersetzungsprodukte, die Diketogulonsäure, gibt es noch keine vollständige Wirkungsstudie am Menschen. Auch Vitamin A ist in Lebensmitteln nicht stabil und wird deshalb Vitaminpräparaten oft in Form der Verbindungen all-trans-Retinylacetat und all-trans-Retinylpalmitat zugesetzt, und selbst diese stabileren Moleküle zerfallen leicht in zahlreiche andere. Das Verhältnis der einzelnen Zerfallsprodukte zueinander hängt von der einwirkenden Menge an Licht, Wärme, Fett und Sauerstoff ab und ist im Allgemeinen nicht voraussagbar. Dieser Zerfall tritt insbesondere bei mit Vitamin A angereicherten Lebensmitteln wie Zerealien ein. Auf der Packung steht dann die Aktivität bei Abfüllung (»10 Prozent der Tagesdosis an Vitamin-A-Palmitat«), aber oft hat das, was wir dann essen, damit nichts mehr zu tun. Einige Studien haben gezeigt, dass über 90 Prozent des zugesetzten all-trans-Retinylpalmitats in Zerealien nach sechs bis acht Wochen Lagerung bei Zimmertemperatur verschwunden sind. Haben diese Stoffe unbekannte Nebenwirkungen? Darüber sollten wir als ernährungsbewusste Verbraucher nachdenken – und die Forschung sollte es herausfinden.
Hoffentlich geraten Sie jetzt nicht langsam in Panik und fragen sich, ob Sie Ihre Mixer und Pürierstäbe noch benutzen können und, wenn Sie zu den vielen Millionen gesundheitsbewussten Eltern gehören, was es eigentlich mit »organischen« Babygläschen auf sich hat. Denken Sie daran, was ich zu Anfang dieses Buches geschrieben habe: Viele meiner Überlegungen sind nur Gedankenspiele. Vollwertnahrung ist immer besser als Fertiggerichte, und darauf können wir uns auf jeden Fall einigen. Solange ein Kleinkind noch keine feste Nahrung zu sich nehmen kann, bekommt es alles, was es braucht, über die Muttermilch, Säuglingsnahrung zum Anrühren und auch, jawohl, über klebrige Pürees aus vermutlich pulverisierten Zutaten.
Nutzen und Pflege des Mikrobioms
Bevor wir fortfahren, möchte ich noch etwas zu bedenken geben. Jeder Mensch hat einen anderen Stoffwechsel, nimmt Nährstoffe anders auf und nutzt sie anders. Dieser Bereich der Ernährung muss personalisiert werden; und in der Zukunft wird das auch der Fall sein, sowie wir über neue Technologien verfügen, durch die sich jeder Menschen gemäß seinen Bedürfnissen ernähren kann. Sicher wird auch die Genetik hier eine Rolle spielen, aber am wichtigsten wird das Mikrobiom sein – die als Darmflora bezeichnete Gesamtheit der Bakterien im Darm, die an der Verdauung, dem Stoffwechsel und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Menschen beteiligt sind.
Wir alle haben Bakterien im Magen-Darm-Trakt. Im Körper eines gesunden Erwachsenen gibt es schätzungsweise zehn Mikroben für jede Körperzelle. Diese Mikroben (Bakterien, Pilze und Viren) sind noch kaum erforscht; ihr Einfluss auf die Entwicklung des Menschen, seine Physiologie, sein Immunsystem und die Ernährung ist fast unbekannt. Die National Institutes of Health haben kürzlich das Human Microbiome Project (HMP; unter www.hmpdacc.org erfahren Sie mehr darüber) gestartet. Es soll die umfassende Erforschung des einzelligen Lebens im Menschen zusammenfassen und seinen Einfluss auf die Gesundheit untersuchen.
Die Unterschiede in der Darmflora können zum Beispiel die Differenzen in manchen Krebsstatistiken zwischen China und den USA erklären. Nehmen wir den Prostatakrebs: Männer in den USA haben ein Risiko von etwa 17 Prozent, daran zu erkranken, Bewohner der ländlichen Gebiete Chinas aber nur eines von mageren 2 Prozent. Wenn allerdings Chinesen in den westlichen Kulturkreis umsiedeln, steigt nach etwa einem Jahrzehnt auch ihr Risiko an.
Wir hatten das immer auf die Ernährungsgewohnheiten zurückgeführt – das Essen im Westen ist ja für
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