Leben statt kleben
suchen. Wir wollen uns spüren, sind am lebendigsten, wenn wir uns überdosieren, überarbeiten. Wenn die Fetzen fliegen, wir wieder in der Hauptrolle, in der neuesten Folge des selbstinszenierten Dramas stehen.
Als Menschen möchten wir Schmerz vermeiden und höhere Bewusstseinsebenen erkunden. Schon unsere Ur-Ur-Urahnen haben Hilfsmittel dafür entdeckt, Hochkatapultier- und Unterdrückersubstanzen.
Alkohol schwächt Angstgefühle ab. Tabak hilft, Ärger und Frustration nicht mehr zu spüren. Cannabis gegen die Traurigkeit, Zucker als Liebesersatz, Schokolade als Gegenmittel bei Trennungsoder Einsamkeitsgefühlen. Viel Essen oder zu wenig Essen als Schutzpanzer für Sensible, übermäßiges Schlafen als Weltflucht. Koffein verdrängt das Bewusstsein, etwas zu verdrängen. Durch Überarbeitung gehen wir Intimität aus dem Weg, das Konsumieren von Bildschirmen erstickt Kreativität. Unser Umgang mit Auf-und Abputschmitteln ist keine Herausforderung in ein erzwungenes ,Aufhören mit’, sondern die Chance, verdrängte Bedürfnisse wahrzunehmen. Von was pfeifen wir uns hier gerade eine Dosis rein? Stoffe und Verhaltensweisen lassen uns herausfinden, was wir wirklich brauchen, wenn wir mal wieder durcharbeiten oder durchhängen. Clearing auf der Ebene uneingestandener oder unbewusster Gefühle. Ziel: Betäubung begrenzen, Bewusstsein erweitern – uns von Lebendigkeit ausfüllen lassen bis in die Fingerspitzen.
Nehmen wir eine Rosine in die Hand – das Letzte, was wir je essen werden. Fühlen, riechen. Die feinen Linien spüren, die im langsamen Vertrocknen gespeicherte Sonne und Energie. Sich die Wärme des Sommers auf der Zunge zergehen lassen. Draufbeißen, die Sinne explodieren. Durch die winzige Frucht dankbar Lebenskraft tanken. – Unsere Gemütsverfassung, die Stimmung beim Essen spielen bei Gesundheit und Nährstoffverwertung eine entscheidende Rolle. Wenn wir uns widerwillig oder missgelaunt einen Salat einverleiben, tun sich Vitamine & Co schwer, uns gut zu tun. Sich ganz ohne Reue, einfach genüsslich ein Stück leckerster Sahnetorte zu Gemüte zu führen, muss weder automatisch dick machen, noch den Ruin der Gesundheit bedeuten. Die innere Haltung ist ausschlaggebend. Essen, Trinken, Rauchen ohne schlechtes Gewissen. Gesund Leben ist was Wunderbares, solange zwischen all den selbstverordneten Fitnessregimes, Asketenambitionen und Mindestliterwassern pro Tag Freude und Genuss nicht auf der Strecke bleiben.
Ein paar Pfunde fallen niemandem auf, die Ausstrahlung zählt! Nur was für uns Thema ist, wird auch von der Umgebung wahrgenommen. Unsere Vibes steuern den ersten Eindruck. Dem Gegenüber schießt entweder durch den Kopf: sehr netter Mensch, bisschen klein halt. Oder: sehr netter Mensch, was für schöne Augen er hat. – Gleiche Körperdimensionen, unterschiedliche Aura, entsprechende Aufzeichnungen auf dem Radar. Instrumentalisieren wir Kleidung, um uns im Körper zuhause zu fühlen. Größen sind so berechenbar wie Lottozahlen, aber es gibt vorteilhafte Schnitte für alle Körperformen!
Sich um ein paar Zentimeter an Bauch oder Po zu sorgen, heißt, das Geschenk des Lebens zu verkennen. Als Affe einen Diamanten zu jonglieren. Wir haben dieses atemberaubende Vehikel für ein paar Jahrzehnte geliehen bekommen. Eine kurze Lebenszeit lang dürfen wir gehen, sehen, lachen, weinen, denken, schmecken, schwitzen, schwimmen, rennen, umarmen und umarmt werden. Erweisen wir uns der Sinnesgaben würdig, indem wir sie schätzen. Sehen wir den Reichtum, der uns gegeben ist – mit einem Herz, das versteht zu danken. Unser Körper ist nur im Nebenjob Kleiderständer. Hauptberuflich sind wir Energiefeld. Auch wenn die Waage etwas anderes behauptet: Wir bestehen aus pulsierender Schwingung, aus Leerraum. Der Platz zwischen den Atomen ist fast hundertmal größer als die Atome selbst, es gibt nocheinmal soviel Platz in jedem einzelnen Atom. Wir sind eine wundervolle, mikrokosmische Miniaturversion des Alls.
Papierberge abtragen
Papier symbolisiert Information und Optionen. Eine Mittdreißigerin kam zu einem Clearing Seminar, da weder sie noch ihr Mann es über sich brachten, die Neuigkeiten von gestern dem Altpapier anzuvertrauen, aus Angst ein relevanter Artikel wäre übersehen worden. Die Zeitungsstapel nahmen dem Paar inzwischen nicht nur Wohnraum, sondern verursachten auch extra Kosten, da sie als Hausaufgaben-Übergepäck in den Urlaub mitflogen. Falls Sie jetzt schmunzeln – was sind Ihre Macken?
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