Leben statt kleben
sorgfältig auf dem Boden verstreuten. Nur um dann zwanzig Minuten später alles entnervt zurückzustopfen. Aber das geht uns allen so, wenn das Projekt zu bombastisch angelegt ist. Wir unterschätzen die Macht der Gegenstände, überschätzen eigene Energiereserven, stürzen uns kopfüber ins wogende Erinnerungsmeer und gehen unter. Wild am Paddeln senden wir das SOS, raus hier. Die Gefühlsfluten lassen sich nur noch durch schleunigstes Wegpacken eindämmen. Dinge maskieren sich als harmlose Alltagsgegenstände, sind aber Platzhalter für komplex Vertracktes.
Also – wo anfangen, wie weitermachen? Wie lange dauert ein Anfang? „Am Samstag mache ich dann mal den Keller.“ Wochenende kommt und geht und der Keller hat mal wieder gegen Biergarten oder Fernseher verloren. Der Trick ist, klein anzufangen, einen überschaubaren Bereich in Angriff zu nehmen: einen einzigen Ordner, ein halbes Regalfach – nicht mehr. Sich die zehn Minuten zu gönnen, sie aus- und dann wieder sinnvoll einzuräumen. Das Gefühl zu genießen, den Überblick zurückzugewinnen, sich neue Klarheit zu reorganisieren!
Wo wir anfangen, ist nicht wichtig. Keine kostbare Zeit mit Hinund Herüberlegen vergeuden. Kommode, Küche oder Keller? Überall ist gut. Eine Entscheidungshilfe kann das Feng Shui Bagua (siehe Bonustrack Seite 126) sein. In welchem Lebensbereich hakt es momentan, dann beispielsweise in der Karriere- oder Beziehungsecke starten. Alternativ in einer Störzone beginnen, das sind die Bereiche, die uns am meisten ärgern. Klassiker sind unter der Spüle oder am mit Papierkram übersäten Esstisch. Da steckt geballte Energie drin fest. Oder an den für uns leichtesten Punkten loslegen.
Vielleicht möchten Sie einen symbolischen Anfang wählen? Der Keller steht für Vergangenes und Unbewusstes, der Speicher für Zukunft, Selbstentfaltung und das Streben nach Höherem. Wo liegt Ihre momentane Priorität oder größte Blockade?
Der zweite Stolperstein nach dem Wo ist das Wann. Wann ist der beste Zeitpunkt? Immer. Würden wir uns mit einer Freundin für „Irgendwann mal am Wochenende“ oder „Wenn ich mal Zeit habe“ verabreden? Machen wir auch mit uns selbst einen Termin aus und tragen uns die ersten zehn Minuten in den Kalender ein, Montag um halb acht. Und dann gehen wir hin. Verweisen die Fantasien von der freien Woche, in der dann alles perfekt erledigt wird, ein für alle mal ins Reich der Utopie und entlarven die adretten Gründlichkeitsargumente – „Wenn, dann möchte ich es schon richtig machen“ – als fadenscheinige Ausreden. Perfektionismus ist ein Aktionshemmer. Gestehen wir uns ein, dass der dringende Wunsch nach dem zusammenhängenden Zeitblock nur die Untätigkeit verlängert. „Im Urlaub denke ich dann mal in Ruhe über alles nach.“ Jaa, ja. Das richtige Leben stellt sich nicht hinten an und wartet geduldig auf die Ferien. Es pulsiert in Intervallen. Eine einzige Woche bietet mehr als 1000 Möglichkeiten für einen zehn Minuten Kurztermin. Halten wir’s mit Micky Maus: It’s a brandnew day – what are you waiting for?!
Jede Stimmung ist ideal, um ein Clearing-Projekt anzupacken. Rumsitzen und auf die richtige Laune warten, zählt nicht. Wenn es keine unserer Lieblingsbeschäftigungen ist, die To-Do-Liste durch Kürzerstreichen abzuspecken, kommt diese ausgebüchste passende Gemütsverfassung auch dann nicht über uns, wenn wir noch zwei Wochen geduldig warten. Gerade wenn die Tränen runterlaufen oder wir vor Wut platzen, fliegt unnützer Krempel viel leichter raus. Hilft, Dampf abzulassen. Clearing wirkt sich positiv auf jeglichen Gemütszustand aus.
Für die Verabredung mit Kiste und Stapel alle Motivationsreserven mobilisieren: Lieblingsklamotten überstülpen, von Musik beflügeln lassen und sich selbst bestechen – Belohnungen winken während (bei Halbzeit gibt’s was Leckeres) und nach erfolgreich erledigtem Projekt (Kinobesuch). Was funktioniert am besten? „Sortiere ich am liebsten im Stehen oder flutscht es besonders gut, wenn ich am Boden sitze oder mich mit meinem Kram aufs Sofa verkrümle?“ Sie sind Experte. Wenn wir anderen von ehrgeizigen Großaktionen erzählen, verringert das die Gefahr des Kneifens in letzter Minute. Dafür ein paar Kisten oder Tüten vorbereiten: Müll, Recycling, Weiterverschenken, Erledigen (reparieren, reinigen lassen, zurückgeben).
In die Transit Box kommt alles Verirrte, das sich auf Wanderschaft begeben hat. Wir tragen den Korkenzieher nicht gleich in
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