leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
betonte) hatte n schlichtweg ein Kommunikations- und Sprachproblem. Mit den Auslän dern so wie mit den In ländern hatte er gleichsam dasselbe Problem. Die auslä n dischen Schüler waren keinesfalls dumm, sie verstanden nur schwerer den deut schen Stoff, weil sie der deutsche n Sprache nicht mächtig genug waren. Jedoch entstand dadurch oftmals ein Durchhaltevermögen, das diese Sch ü ler bei den Haaren packte und sie bis zum Abschluss nicht mehr losließ. Die einheimischen Sch ü ler waren zwar dem Deutschen mächtig, doch mangelte es an der Verständigung und an der Ko n zentration, und wenn von ihnen verlangt wurde, einen gerade eben gelesenen Text wiede r zugeben, konnte man nur ein tra u ri ges Kichern von ih nen erwarten .
Mischa, die ja in die Fußstapfen der Lehrerwelt eintreten wollte, um – wenn es nach ihrer Pla n ausbildung ging – Chemie und Physik zu unterrichten , ließ sich von den Horrorszenarien , die österreichische Schüler boten , nicht abschrecken. Sie war der Meinung, dass Lehrer zu wenig Mut b e säßen, um ihre Visionen durchzubringen.
Franz, der bis zu diesem Zeitpunkt eher wenig gesagt hatte, war auch bei diesem Thema nicht bereit , sich in irgendein er Form einzubringen , er blickte auf die Uhr an seinem Han d gelenk und fand, dass es Zeit war, sich mit dem Fitnessraum an zufreunden. Ein Lächeln schlich leise über seine Li p pen und er tupfte mit einer Serviette seinen Mund ab.
„Es hat mich gefreut mit euch zu essen, aber ich bin ein Fitnessjunkie und mir ist egal ob ich mich jetzt unbeliebt mache oder nicht, ich möchte den Fitnessraum sehen , rafft ihr’s?“ Niemand sagte ein Wort, starre Blicke. „ Sch ö nen Tag noch.“ Mit diesen Worten verschwand er.
Markus sah ihm komisch hinterher (beinahe schon Grimassen schneidend ) , während Mischa seine Ehrlichkeit wiederum schät z te.
„Wie hie ß der Typ noch gleich ?“, fragte Markus und Ian sagte darau f: „Keine Ahnung!“ Beide hielten ihr e Hand vor den Mund und lachten. S eine Ansage war etwas eigenartig gewesen, s o mus s te auch Christiane über ihn lachen . „Ein seltsamer Vogel“, sagte sie in die Runde und trank aus ihrem Glas das Mineralwasser leer . Ian fragte sie, ob er noch etwas nachschenken durfte und Chri s tiane nickte freundlich.
Franz war sich sicher, dass nun heftig über ihn getratscht wurde . D ies fand er im Allgemeinen schon okay , er hätte auch einen anderen Abgang wählen können, tat er aber nicht. F ragwürdig war nur, wie die anderen dies nun interpretierten. Im Normalfall ließen sie ihn jetzt in Ruhe und das wollte er auch erreicht wissen. E in wen ig Fitness machen . Stress abbauen, nicht nachdenken. Ruhe. Frieden. Whatever. Was kostet die Welt? Es machte ihm Freude seine Muskeln wachsen zu sehen, nach e i nem ordentlichen Training seine Beine oder seine Arme richtig zu spüren, dann fühlte er sich wie neu geboren . Franz erkundigte sich an der Rezeption , wo er den n hi n zugehen hatte und ihm wurde freundlich der W eg zum Fitnessstudio erklärt. Er holte aus seinem Zimmer die entsprechende Kleidung, lachte in sich hinein, weil er sich schon auf einem Laufrad einige Kilometer laufen sah, eher er Bankdrücken gehen würde . Die bloße Vorste l lung trieb ihm schon den Schweiß in sein Gesicht. Herrlich.
Während das Mittagessen für die Verbliebenen noch we i terging, wurde der Nachtisch serviert. Mischa aß keinen Nachtisch. Sie hatte das seltene Glück ab und zu für ein Modemagazin posi e ren z u dürfen. M an konnte sie nicht als echtes Model bezeichnen, aber hin und wieder kam ein Au f trag in die Wohnung geflattert, den s ie gerne annahm. Es war leicht verdientes Geld. Ihre Mutter wäre so stolz auf sie gewesen, wenn sie es in diesem Metier zu Ruhm und Ehre gebracht hätte. A ber leider blieb die erhoffte Karriere aus. War Mischa doch stolz darauf , in diesem Punkt nicht auf ihre Mutter gehört zu haben, die alles auf eine Karte gesetzt h ätte, um Model zu werden. Mischa hingegen machte brav ihre Matura fertig und hatte nicht alles auf eine Karte gesetzt und ihre Schulausbildung in den Sand gesetzt (wie viele andere). G roße Modelaufträge blieben nä m lich aus. Klar , modeln war toll, die Figur hatte sie, auch wenn sie ein wenig nachhalf und fast ke i ne Süßigkeiten zu sich nahm und hin und wieder joggen ging, um nicht gänzlich ihre schlanke Figur zu verlieren. Lernen empfand Mischa als weitaus angenehmer, nur reich und be rühmt wu r de man dadurch nicht –
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