leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
einbrachten. Auf diesen Rastplatzbesuchen hatte Karl auch den schwulen Ehemann von Christ i ane kennen gelernt .
Christiane erinnerte sich, dass er von einer Reise erzählte, die er über L.S.T.L.-Tours gewonnen hatte . Sie erinnerte sich , ihn mit ein paa r lustigen Anekdoten unterhalten zu haben. W ar sie in den Jahren dieser On-Off-Bez iehung , die ihr schwuler Ehemann führte , ein wenig offenherziger g e worden . Schließlich waren Schwule ja auch nur Menschen . Er sah mit seinem zerdrückten G e sicht wie ein Schwerverbrecher aus , wie ein alter Matrose, abgewrackt und krank bis auf die Kn o chen. Klar, dass ihr schwuler Ehemann ihn ve r lassen hatte.
War Karl ebenso ein Opfer von L.S.T.L.-Tours geworden? Sie hatte ihn seitdem nicht mehr g e sehen . Eigentlich nie mehr.
„Was sollen wir tun?“, alle lauschten der Person, die dies e Frage stellte . Franz ergriff das Wort. „Le u te, ich weiß, dass wir alle angeschlagen sind. Für mich ist das ein blöder Scherz, ein Traum. Ich fühl mich wie ein fehlbesetzter Schauspieler.“ Alle nickten sie … „ Man kann uns nicht ei n fach so umbringen . Mann, ich möchte nicht daran denken , rafft ihr’s? . W ir sind hier nicht in e i nem Splatter-Movie der Marke Carpent er …“, er wurde u n erbrochen.
„Niemand hat uns gesehen. Im Hotel kannten wir ni e manden , von uns nahm niemand Notiz . Die können alles mit uns machen. Un ser Schmuck ist weg; was ist, wenn die sogar mit unseren Zähnen was gemacht haben . Wir waren alle so benommen und kotzübel war uns auch, als wir aufgewacht sind . Keiner von uns weiß, wie lange wir geschlafen haben , ich bin noch immer völlig gaga im Hirn … wir wi s sen nichts.“
„Und was ist mit Ämilana ? “, fragte Mischa – sichtlich stolz einen Beitrag leisten zu können .
„Genau, was ist mit ihr?“
„Die kann auch mit denen unter einer Decke stecken , die kann die Drahtzieherin von al l dem sein … wir wissen es nicht“, sagte Ian. Markus verhielt sich ruhig, keine Antwort, keine Regung . Er hielt meistens die Hände vor seinem Gesicht, er wollte wohl nicht, dass die anderen seine Tränen s a hen. „Alles wird gut“, sag te Mischa und drückte Markus an sich .
„Sollten wir losgehen?“, fragte Franz.
„Wir laufen denen ins offene Messer!“
„Oder auch nicht“, sagte Franz. „ Es gibt Stationen , rafft ihr’s? “
„Worauf willst du hinaus?“
Franz zog angesammelten Rotz zurück und sagte: „W enn wir angegriffen werden sollten , dann haben wir auch eine Chance, einen in Gefangenschaft zu nehmen oder zu töten ! “
Die Verwunderung machte sich allgemein breit. „Wie meinst du das?“
Wie aus der Pistole geschossen, sagte Franz „Wir killen so ein Schwein “, und fügte klei n laut hinzu „einen nach dem anderen !“
„ Womit ?“
„Steine, Holz, egal was, die dürfen uns umbringen, klar! Aber wir hinterlassen ihnen auch einen ordentlichen Schreck ! Rafft ihr’s? “, sagte Franz mit fletschenden Zähnen. „Ich brech’ jeder Sau die Knochen, die mich angreift.“
Christiane freute sich, irgendwie hatte sie ein wenig mehr Mut bekommen. Sie hatten womö g lich noch eine Chance, eine verschwindend geringe. – Aber es war womöglich eine Chance.
„Können wir mit der Karte irgendetwas anfangen?“
Mischa ging zu Ian, er versuchte mit dem Handy , das L.S.T.L. bereitgestellt hatte, seine Freu n din zu erreichen, aber es funktionierte nicht. Stoßweises und kräftiges Seufzen war zu hören. Sie holten gemeinsam die Karte aus dem Rucksack und Ian versuchte eine andere Nummer, nur zur Sicherheit, wie er es nannte. „Lass das, Mann, die haben uns voll am Arsch, raffst du’s?“
Die Karte war ein Ausschnitt, ein Teil von etwas Gr o ßem .
„Ist hier jemand, der sich gut in Kartenlesen auskennt?“, fragte Ian in die Runde. Franz ging zu ihm. Durch seine langen Wanderstrecken musste er zwangsläufig das Ka r tenlesen lernen, was ihm Spaß machte (und in diesem Fall Nutzen brachte).
„ Bei den Bergto uren war es wichtig zu wissen …“, er tippte mit den Fingern auf die Karte , „ da sind w ir, diese Station haben wir erreicht . Er stellte die Kompass-Uhr bei sich ein. „Das sind die Grade, bzw. die Richtung . Diese Arschgeigen haben alles angegeben, was sie für das Spiel bra u chen “, sagte er und stellte die Kompass-Uhr auch bei den anderen ein, er er klärte ihnen kurz, einem nach dem and e ren , wie sie zu bedienen war .
„Ein Spiel?“, hauchte Mischa
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