leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
erinnern) war wieder eine Firmenvergrößerung in Form eines Joint-Ventures mit einem deutschen Medienko n zern zu verzeichnen, eige ne TV-Sender und ein eigenes Lifestyle- und Rechtsmagazin Wir für sie eroberten die Marktspitze . Tagtäglich wurden auf dem TV-Sender WEX die besten Reiseangeb o te vorge stellt und Reiseziele mit entsprechenden Kurzmovies eingeblendet . Spielfil me, Serien und Soap-Operas , kamen erst später hinzu . Durch den immensen Zuwachs wurde auch unter dem Namen von L.S.T.L. eine Hotelgruppe errichtet, man wurde vom L.S.T.L.-Team persönlich em p fangen! Wir sind nur Mar i onetten, dachte s ich Ian.
Zum T V -Sender kam noch eine eigene Filmproduktionsfirma, L.S.T.L.- Produc t i on s hinzu . Spezi a lisiert hatte sich die Filmfirma auf Reisedokumentationen, besonders im Z u sammenhang mit erfolgreichen Reisebüchern , die der National Geographic lieferte . Stars wie Til Schweiger oder He i ke Makatsch waren in diversen Dokumentation en vertreten . L.S.T.L. stand für Qualität und U n terhaltung. Bot e ine erstklassige Unternehmensführung, durch die man Karriere und Geld m a chen konnte . Die Mitarbeiter verdienten gut. Aber wie sooft verdienten nur dann Mitarbeiter gut, wenn das Unternehmen wuchs , und im Endeffekt waren Un ternehmen nur b lut - und s chwei ß saugende Ungetüme, die die Erde mit nichts Nachhalti gem versorgte n . L.S.T.L signalisierte a n ders zu sein . Sie investierten großzügig in so manch anderes Unternehmen, das sich auf die Wi e derherstellung von Landschaften speziali siert hatte . Der Umwelt zuliebe wurde groß geschri e ben.
Und all das, all das sollte hier enden? Für diesen Schlamassel sollte L.S.T.L. verantwortlich g e macht werden ? Ian konnte es nicht glau ben. E in multinationaler Konzern wollte seinen Tod? Wie absurd. Wie abnormal. Wie unlogisch. Und doch war er hier und träumte nicht . Alles s che i ße außer Mama.
Franz hatte die Vorhut überno mmen. E r hatte sich den Rucksack um die Schulter n geschnallt und ging voran , um eine Träne zu verbergen, die schon seit einiger Zeit g e drückt hatte, nun konnte er sie loslassen, sie verschwand recht schnell, das Gesicht trocknete wieder. Ian ging als letzter, dazwischen waren Christiane, Markus und Mischa in einer Re i he . Die Situation war schrecklich. Ein Zittern ver suchte Ian zu verbergen , stark bleiben, stark bleiben, dachte er i m mer wieder . Stoßartiges Ausatmen verhalf ihm das Zit tern vor den anderen zu unterdr ü cken.
Franz erinnerte sich ganz plötzlich an ein Buch, es hieß Born to run von Christopher McDougall . Es war sein Lieblingsbuch. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, an der Erinnerung hing etwas Gutes . Ein lieber Buc hhändler, dessen Namen er n icht mehr wusste, hatte ihm das Buch em p fohlen und obwohl er nicht so gerne las, ließ er sich zu diesem Buch – und zum Kauf – hin reißen . Ein spannendes Buch , hatte der junge Buchhändler gesagt, e r war ebenso begeistert in seinen Ausführungen, wie toll das Buch g e schrieben ist . Franz dachte sich – auch wenn es zu spät war – er hätte den jungen Mann, der vielleicht schwul war, zu einem Drink einladen sollen, was wäre , wenn er ja gesagt hätte, was wenn nein? Die Antwort lag eindeutlich im Ve r such …
Das nächste Mal, wenn ich dich sehe, werde ich dich fragen, dachte sich Franz und lächelte.
„Geht es wieder?“, fragte Mischa leise und Christiane nickte einmal heftig . So ließ Mischa von den Schul tern Christianes ab . Sie wollte wieder zu Markus gehen , ihn uma r men, neben ihm sein . Das merkte Christiane deutlich und sie sagte: „Warum gehst du nicht neben Markus , ihr habt euch so lieb, das passt schon. Mir geht es schon besser, wirklich. “
Christiane dachte daran, dass es womöglich ihr Schicksal war, hier zu sein, mit diesen Fremden zu sterben. War nicht Spaß und Erholung der Aufhänger dieses Wellnessurlaub s gewesen? D a von konnte keine Rede s ein. Ihre Gedanken waren so leer wie die Einladungsliste einer alten Jungfrau. Jetzt umarmte Mischa ih r en Markus und Christiane dachte daran, ihren schwulen Eh e mann zu umarmen. Würde er j etzt endlich freie Hand haben, würde er jetzt seinen Klaus ehel i chen? Nur ihr Tod konnte das Glück der be i den festigen. Scheiß auf den Tod, dachte sie sich.
Mit solch leeren Gedanken, die nichts bewirkten und noch weniger eine Bedeutung besaßen, entstand nur ein Gefühl: Hass, Hass auf den Neuen! Denn nun konnte die alte Schwuchtel das tun,
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