leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
Situation zu verstehen, etwas, das i r gendeine Bedeutung hatte, als wäre er ein Schlafwandler, der sich seiner eigenen Existenz nur vage bewusst ist. Trief gruben seine Finger in die Erde , um Halt zu finden dennoch wankte er, konnte nicht au f stehen , sich nicht rühren. Jeder ausgestoßene Atem stoß jagte vibrierende Wellen der Angst durch seinen gesamten Körper. Es bewegte sich etwas. Der Angstschweiß wurde ei s kalt und lief ihm den Rücken hinunt er. Nicht bewegen, dachte er. Er hörte neben sei nem eigenen fremden Atemzug noch einen weiteren. Die schwieligen Finger der Nacht versuchten ihn zu e r drosseln . Jetzt pa s siert es , dachte er . Er kroch weiter, kroch so weit er konnte. Hartes Geäst am Boden fuhr tief an seinen Oberschenkeln entlang, sie gruben sich in sein Fleisch und hinterließen Risse . Weiter, weiter. Dann stand er wieder auf, er lief weiter. Die Taschenlampe leuchtete den Weg aus. Irgendwie war er irgendwo hing e laufen.
„Ich brauche keinen Schlaf“, keuchte er selbstverstän d lich. Schweiß rann ihm von der Stirn, sein Körper war wie in Schweiß gebadet , so nass. Er klapperte mit den Zähnen. F iel wieder hin und blieb li e gen.
Mit letzter Kraft robbte er sich zu einem Baum, er wollte sich nur anlehnen, irgendwie. Ian zi t terte so stark, dass er sich nicht zu helfen wusste. Ve r suchte die Taschenlampe auszuschalten, er wollte niemandem seinen Standpunkt verraten und drückte, schlug und doktorte an seiner T a schenlampe herum. Das Licht ging aus. Seine Kurzatmi g keit verschlimmerte sich. Seitenstechen rechts und links an den Flanken. Schnell wechselte er die Liegeposition, dann quellten Tränen aus seinen Augen und er versuchte sie immer wieder mit seinem Ärmel wegzuwischen. Waren die Minuten am Tag schöner gewesen , in denen er Ratlosigkeit verspürte ? Ja, dach te er sich . Christi a ne, sie war tot. Er registrierte es. Seine Beine zitterten stark, er versuchte sich zu entspa n nen, lehnte sich stärker gegen den Baum und seine Beine schüttelte es stä r ker. Tränen, er wisch t e sie weg. Schweiß und Tränen. Tränen und Schweiß.
„Es kann nicht wahr sein“, sagte er leise. Seine Stimme klang trocken, er war durstig . Von se i nen Flanken aus wanderte der stechende Schmerz zu seiner Brust . Die Angst , die Atmung könnte aussetzen , quälte ihn, er drohte zu ersticken. S eine Geräuschkulisse wurde lauter , die aus seinen lauten Atemzügen und den unkontrollierten Bewegungen bestand, sie verrieten seinen Stan d punkt deutlich . Etwas Speichel sammelte sich in seinem Mund, den er schnell hinunterschluckte, damit seine Stimmbänder wieder etwas Feuc h tigkeit ab bekamen, es half , aber nicht viel.
Diese Arschlöcher, dachte sich Franz, der sich ein gutes Stück weiterbewegt hatte als seine Mi t reisenden. Er blieb stehen, hüpfte etwas auf dem Stand und schaltete seine Taschenlampe aus. Er hatte den Rucksack dabei. Keuchte ein wenig, hustete dann – jedoch nicht stark. Er versucht e den Hu s tenreiz zu unterdrücken; es gelang ihm. Dann nahm er die Möglichkeit sich unter einem Busch zu ve r kriechen wa h r. Er hatte kurz den Gedanken, dass sich Spinnen darunter angesiedelt haben könnten, aber diese würden hier ja wohl nicht giftiger sein als in Österreich. Wo i m mer er auch gerade war! War er überhaupt noch in Bulgarien?
Österreich, dachte er sich. Sollte ich wieder zurückgelangen, ich würde dich niemals mehr ve r lassen. Ich verheirate mich mit Österreich, wollte er sagen und seine Stimme erstickte in der Furcht.
Er kauerte sich zusammen und versuchte nachzudenken. Er hatte Schreie gehört, Schreie, die zu Christiane gehörten. „Nein“, flüsterte er jetzt . Das Flüstern wich einem krampfartigen Luftau s stoß, den er ebenso zu unterdrücken versuchte wie sein Zittern , um nicht seine Position zu verr a ten. A lles verriet ihn, alles! Christiane hatte geschrieen , dachte er sich . Sie war das schwäch s te Glied in ihrer Kette gewesen, wenig Kondition , dafür viel F ett. G egen den Sensenmann würde auch er keine Chance haben , egal wie gut er trainiert war. Franz bekreuzigte sich, hatte er doch g e lernt, dass man sich bekreuzigte, wenn eine Person verstorben war. Verspürte er dich deutlich , wie die Tra u er die Angst ablöste u nd die Trauer schließlich die Gewissheit schürte , dass sich bald der Tod näherte. Und deshalb hatte er ruhig dagelegen und gewartet. „Noch bin ich nicht tot!“, sagte er mit Gewissheit .
Das Handy. Er nahm
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