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leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

Titel: leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Haring-Sedler
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krächzender Stimme: „Hallo?“
    Am anderen Ende der Leitung ertönte in einer fröhliche re n Stimme: „L.S.T.L.-Tours, I hr Par t ner, der mit I hnen fliegt. Wie wir sehen, haben S ie überlebt, das freut u n s.“
    „Was ist das für eine Scheiße?“, fragte Franz energisch.
    „Wir haben uns dem Sinnspiel Mensch verschrieben. Der Mensch ist so vielfältig und so einfä l tig. Es wird an der Zeit, dass der Mensch etwas für uns tut. Für L.S.T.L. I hrem Partner für I hr Leben. Herr Liendl, gehen Sie, laufen Sie. Und unser Rat an S ie: Suchen S ie die erste Station auf, vollenden Sie die erste Aufgabe.“
    „ Warum sagen Sie mir nicht, was S ie wollen. Warum? W-A-R-U-M?“, schrie er ins Telefon und hörte plötzlich se i nen Namen rufen.
    Schnell klappte er das Telefon zu und kroch unter dem Busch hervor , pulte ein paar dünne Ho lzspäne aus seiner rechten Hand, blickte dann auf seine Kompass-Uhr und sprintete auf Te u fel komm raus los. Raus hier, ich muss raus hier, d a che er sich und lief was da s Zeug hielt .
     
    „Ich höre euch!“, rief Ian erleichtert. Zusammengekauert saß er angelehnt an einem Baum. „Ich höre euch!“, rief er wieder und versuchte aufzustehen. Er betrachtete den Morgen, sah wie im morgendlichen Sonnenlicht der Wald zum Leben erwec kt wurde und der düstere Tod der Nacht verschwand.
    „Reiß dich zusammen, Mann“, sagte er zu sich selbs t und stand auf. „ Leute ! Hier bin ich !“, rief er wieder und er glaubte Misch as Stimme erkannt zu haben .
    Nach wenigen Augenblicken hatten Markus und Mischa Ian gefunden. Mischa umarmte Ian und sagte: „Geht’s dir gut?“
    Ian zitterte noch ein wenig und beantwortete die Frage durch sein Kopfschütteln . „Ich, ich kann es nicht verstehen. Es ist nicht zu ve r stehen.“
    Mischa kniff die Augen zusammen, keine Träne entwich. Und als sie sie wieder öffnete , sagte sie: „Weißt du, Ian, wir wi s sen auch nicht, was wir hier tun, wo wir hin sollen. Ich weiß nicht, w omit hier irgendwem gedient ist . Aber wir sind hier, wir müssen weiter. Ganz einfach , weiter.“
    Mischa merkte, dass ihr Stimme und auch ihre Rhetorik früher wesentlich besser war en , sie ka u te nervös auf der Innenseite ihrer Wangen. Sie hatte geglaubt diese Angewohnheit in ihrer Kin d heit abgelegt zuhaben . Ihre Stimme, die früher einfühlsamer gewesen war, wurde zu einem ne r vösen Stottern . I hre Gedanken , die früher geordneter waren, konnte n sich kaum auf einen Punkt f i xieren.
    Markus klopfte Ian auf die Schulter.
    Sie begannen Franz zu rufen.
     
    Laufen, laufen, d as waren die Gedanken von Franz , über Brombeergestrüpp und Brennnesseln hinweg und hü p fend über stacheligen Weißdorn . E r lief. Er hatte in den letzten Jahren gelernt zu laufen und hatte seine Kondition dahingehend trainiert . Seine Seminare und Sportwoche n enden, die er gut und gerne besuchte , zahlten sich jetzt aus. Er lächelte sogar, denn er hatte einen Au f trag und w o möglich kam er frei – wenn er ihn gut erledigte. Er wusste auch, es endlich geschafft zu haben. Natürlich war ihm bewusst, dass er seine Reisekollegen zurückla s sen musste, aber hatte er eine andere Wahl? Er wollte raus hier und als Gruppe hielten sie ihn nur auf.
    Schnell, schnell, dachte er. Und sprintete weiter, glitt wie eine Gazelle über Stock und Stein und erfreute sich an der kühlen Morgenfrische, die seine Haut beruhigte und den Schweiß nicht so stark aus den Poren kommen ließ.
    Ich gebe jemandem die Chance mich kennen zu lernen, dachte er sich , wenn ich hier heil rau s komme . Se i ne Gedanken kre isten um eine bessere Zukunft, an etwas Be sseres als zuvor und jetzt. Nie mehr in seinem Leben würde er an einem Gewinnspiel von L.S.T.L.-Tours teilnehmen. Sol l ten sie ihn zu einem lebenslangen Schweigevertrag zwingen , unterschrieb er diesen gern . Er brauchte von diesem schrecklichen Ort, an dem Menschen starben, keine Erinnerungen preisg e ben. Raus, weg, ve r dammt weg von hier, dachte er. RAUS.
    „Raus, raus , raus , verdammt “, sagte er und lief weiter. Seine Beine trugen ihn über jedes Wu r zelwerk, er sprang über jeden abgerissenen Ast, der sich vor ihm auftürmte. Hinü ber, dachte er und er sprang präzise über alle Hindernisse hinweg .
    Er dachte an das, was er alles besser machen würde . Er dachte daran , jemandem eine Chance zu geben, der es sich durch seinen Charakter verdient hat, der süß war, sein möglicher Par t ner … bei dem G e danken kreisten

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