Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

Titel: leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Haring-Sedler
Vom Netzwerk:
unendliche Bilder der Zweisamkeit durch seinen Kopf, die er noch nie erdacht hatte und das Spüren von Zweisamkeit glich wie einem inneren Vulka n ausbruch.
    „Du Idiot“, sagte er, stolperte beinahe. Ein prüfender Blick auf seine Kompass-Uhr … , die Ric h tung war richtig. Weiter, weiter, dachte er. Als er die Kompass-Uhr betrachtete, sah er auch seine Hände, seine Fingernägel, die abgenutzt und braun waren. Er blieb kurz stehen und rieb seine die Handflächen aneinander , um sich dann wieder anzufeuern, weiterzulaufen . Weiter, we i ter, weiter.
    Franz konnte kaum glauben, bald am Ziel zu sein. Er fühlte schon regelrecht die Freiheit in j e dem einzelnen Knochen und diese Freiheit drückte sich durch ein Kalt-Warm-Gefühl aus, das von innen nach außen strahlte. Vor seinem geistigen Auge sah er sich einen Wisch unte r schreiben, der ihn auf ein lebenslanges Schweigen hinwies , nicht über die Vorfälle auf dem Big-Brother-Freak-Gelände zu sprechen, alles würde er unterschrei ben, wenn er danach nur wieder Leben hätte , ein Leben aufbauen könnte. Ein Leben mit einer gemeinsamen Geschichte wollte er sich aufbauen. Monogamie ist etwas Wu n derschönes , sie ebnete das Wort Zweisamkeit, das ihm jetzt so gut gefiel . Und plötzlich fand er die Beschäftigungen zu zweit so spannend: Fahrradfa h ren, Kaffee zu trinken, Mama und Papa besuchen, Kino zu gehen, Freunde treffen, Sex, Musik hören, schwimmen gehen … es gab so viele Möglichkeiten zu zweit die Freizeit zu gestalten, das einem nie langweilig ist. Franz wollte raus aus dem Horror-Camp, raus und hinein ins Leben.
    „ Deine Entscheidung “, sagte er und lief weiter. Getri e ben von dem Wunsch , rau s zu kommen und endlich ein Leben zu führen .
    Regelrecht konnte er schon seinen Partner fühlen, dessen Wesen er mit jedem Schritt näher kam. Am lieb s ten wäre ihm gewesen, er wäre die ganze Nacht durch gelaufen. Christi a ne hielt sie nur auf, sie war zu langsam, sie hatte zu wenig Durchhaltevermögen , dachte er . Sie war lieb und nett, aber besaß keinen S pirit, andere nannten es Pfeffer im Arsch . Sie hatte Probleme gehabt, die sie in jeder Sekunde ihres Lebens verfolgten und konnte sie nicht ordnen . Ein Problem war da, um es zu lösen, nicht es mitzuschleppen . Sie hielt alle nur auf. Sie tat ihm leid .
    Er wollte raus, lief schneller. Raus, raus, dachte er wieder und freute sich auf seinen Ausstieg aus dem ungewollten Ei n tritt in das Big - Brother-Gelände für Freaks .
     
    „Franz, F-R-A-N-Z!“, rief Mischa laut , sie versuchte mit ihrer trockenen Zunge ihre Lippen zu befeuchten , sie wirkt en spröde und sie schälten sich. I hr Speichel schmeckte bitte r und war so zäh wie Motoröl . Sie hatte beinahe keine Stimme mehr. „Glaubt ihr, ihm ist etwas pa s siert?“
    Ian war wieder etwas ruhiger geworden und sagte: „Als wir auseinander gelaufen waren, hatte ich jeglichen Ko n takt zu euch verloren. Ich weiß nicht , wo hin er gelaufen ist. “
    „Wohin gehen wir eigentlich? Sollten wir nicht die Stat i on aufsuchen?“
    Mischa und Ian gefiel der Gedanke , sie nickten zustimmend .
    „Vielleicht ist Franz schon zur Station aufgebrochen, was sagst du?“ , wollte Mischa von Markus wissen.
    „ Vielleicht hatte er denselben Gedanken wie wir, dass wir schon zur S tation aufgebrochen w ä ren .“
    „Möglich“, bestätigte Mischa bekräftigender.
    „ Durch sein Lauf training wird er sicherlich schon sehr viel weiter sein, wir sollten uns sputen“, sagte Mischa, drückte ihr Becken nach vor und erinnerte sich nur schwach an ihre Laufzeiten, von d e nen keine Kondition mehr übrig war.
    Markus sagte: „Die Kompass-Uhr ist eingestellt, gehen wir in diese Richtung zur Station, was sagt ihr?“
    Ian und Mischa nickten. Sie marschierten alle drei los. Auf zur Station.
     
    Franz war mittlerweile angekommen. Er fühlte seine Kniescheiben wie zuckende Köder an der Angel tanzen. Der kurze Lauf war schnell durchgeführt worden, sodass sein Gehirn noch nicht genug Raum schaffen konnte, um es zu begreifen. Vor ihm tat sich ein kleines Häuschen auf, mitten im Wald. Kein Weg führte dorthin, keine Pfad, nichts. Ein Bretterverschlag, der von a u ßen morsch und abgetragen aussah. Kein Fensterglas war mehr in den Maueröffnungen, herau s geschlagen schienen sie , ausgehöhlt, um ein augenloses Gesicht zurückzulassen, durc h bohrt, um zu öffnen . Zaghaft ging er näher an das Häuschen he r an. Z aghaft. Sein Körper wusste , was kommen würde,

Weitere Kostenlose Bücher