leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
langsam ging er näher. Er spürte die Kälte in se i nen Füßen , als ob sich sein Blut zurückzöge. Schweiß setzte sich an seinen Waden fest, die Hose klebte an seiner Hau t . Sein G e sicht fühlte sich jetzt kalt und feucht an und die Muskeln in seinem Magen wandten und dre h ten sich. Sein Herz schlug ihm bis zum Halse.
„Hallo?“, rief er. Seine Stimme klang atemlos und leise , er keuchte. Die letzten Meter waren anstrengender gew e sen als gedacht, war er doch auf Druck gelaufen, auf Druck und nicht auf Entspannung und E r holung, das war ein Unterschied.
„Für dich“, sagte er leise zu einem imaginären Partner und ging näher zur Tür. Er klopfte, a ber er hörte nichts. Nichts und niemanden. Er drückte die Türklinke nach unten. Als die Tür aufging empfing ihn eine Schlachthau s atmosphäre. Modrige und kühle Gerüche drangen zu ihm vor, von der Decke hin gen Ha ken, als wäre es ein großes Selchhaus gewesen . Er fasste sich ein Herz und ging hinein, aber da war ni e mand.
Der Brett er v erschlag bestand aus einem Raum. A n den grau-weißen Wänden waren Bilder, die schon so vergilbt und nass waren, dass man kaum etwas erkennen konnte. Nichts Wichtiges e r kannte er auf dem alten, grauen Foto. Eine Familie in der Mitte, außen rund herum war der Bre t terver schlag zu sehen , er sah deutlich besser aus als auf dem Foto. Ein Hund saß vor der Fam i lie, wachsam sah er aus. Jedes Familienmitglied warf einen trostlosen und traurigen Blick in die K a mera.
Ein Kamin, stark verrußt , befand sich ebenso im Raum wie ein Schaukelstuhl, der rechts vom Kamin stand. Auf dem Kaminsims lag etwas, er ging näher hin. Es war ein Glöckchen, nichts weiter. Draußen hörte er Vogelgezwitscher. Die Türe knarrte. Er blickte z u rück und ein Mann stand da.
„Ich, ich bin hier …“, stotterte Franz verlegen.
Der Mann hatte registriert, dass Franz zum Treffpunkt gekommen war, er hatte eine Axt in se i ner rechten Hand. Franz registrierte die Axt. Alle Energie im Raum schien zu sterben. Seine G e danken taumelten panisch u nd sein Blick erstarrte .
„Das muss nicht sein , ich bin hier, wie vereinbart.“
Der Mann sprach kein Wort, er ging auf Franz zu.
In diesem Augenblick wusste er, dass er Scheiße gebaut hatte. Der Mann war höchstens noch drei Schritte entfernt. Ewig kamen ihm die Schritte vor, die im Endeffekt schneller waren als gedacht . Der Mann zog die Axt auf. Franz schrie .
A nstatt eines schnellen Endes, wurde ihm der linke Arm abgehackt. Die Axt schlug durch sein Gewebe und Franz tobte vor Schme r zen.
„Nein, nein, n-e-i-n“, schrie er und brach vor dem Mann auf die Knie. Dort war sein wirkliches Ich … es sank zu Boden.
E r stand noch, sah dem schwarzen Mann direkt in seine schwarzen Augen. Sein Körper wan k te, konnte sich nicht mehr h alten. E r stand noch! Wie konnte er nur fallen ?
„Bitte, ich hab nichts Unrechtes ge tan “ , winsel t e er verloren und verängstigt .
Die Axt blitzte. Die sich scharf abzeichnende Silhouette eines Menschen, der geko m men war , um zu töten , hatte nichts Menschliches zu bieten. Er blickte in die eiskalten Augen des Mannes. Sie waren so kalt, so schwarz und so düster wie das schwärzeste Loch, in das er je gesehen ha t te.
Der Mann zog mit der linken Hand die Axt hoch in die Luft und ließ sie wie einen Dirigente n stab hinunterfallen, so elegant, als hätte er es schon t ausendmal gemacht. Franz verlor seinen rech ten Arm, er kippelte, und f iel seitlich neben ihm auf den Boden. Jetzt wusste er, dass er ste r ben würde. Gedanken voller Liebe und Innigkeit wol l te er losschicken , sie erloschen .
Einen gellenden Schrei ließ er von sich und plötzlich spürte Franz etwas in sich , etwas Starkes – eine Macht – durchfuhr ihn . Es war, als spürte er einen Hauch von Hy s terie, gepaart mit einer Portion M agic M ushrooms , die emotionslos durch seine Adern pulsierten, bis hinauf in sein Hirn , wo sie sich an jede einzelne Nervenzelle a n dockten und einen irrsinnigen Fla sh aus Schmerz und Liebe erzeug t en. Franz sagte nichts mehr. Er spürte nur. Spürte und dachte endlos lange Sätze. Er dachte noch nie an soviel auf einmal und in so kurzer Zeit so intensiv wie in diesem Auge n blick. Die Axt blieb in der linken Hand des Mannes regungslos. Er machte we i ter .
Franz dachte an schön geformte Lippen, die zu seinem imaginären Partner gehört haben kön n ten; an dessen Lippen, an dessen wunderschöne n Lippen und liebliche Ge s
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