leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
reden muss, haben Sie heute Zeit?“
„Wer ist am Telefon?“, fragte Ämilana mit pochendem Herz und fragte sich , ob sie das letzte Mal , als sie betru n ken online im Chatroom war, ihre Telefonnummer an irgendeinen Vollidio ten weitergegeben hatte.
„Stefan , wir kennen uns, aus dem Hotel Bustrica .“
Kurz hörte ihr Herz auf zu schlagen, nicht lange aber, dann begann wieder der normale Rh yt h mus des poche n den Dings in der Brust zu schlagen. „Was ist passiert?“
„Nicht am Telefon. Können Sie sich mit mir treffen?“
„Klar, wann und wo?“
„Haben Sie jetzt Zeit, meine Schicht endet.“
Kurzer Hand hatte Ämilana sich mit Herrn Rawosch getroffen. Er wirkte nicht verunsichert, aber doch ein wenig ang e spannt. Er zog an seiner Zigarette . Als ob er sich tarnen wollte, hatte er eine schwarze Jacke an und ein Schwarze Kappe aufgesetzt . – Er wirkte jetzt nervös er, als Ämil a na direkt vor ihm stand und ihn begrüßte .
„Was ist der Anlass für dieses Treffen, wohl nicht, weil sie mich kennenlernen wollen ? “, sie lächelte.
Er lächelte nicht. „Es ist so, ich habe die Daten der Personen nochmals überprüft, ich würde zwar s agen, dass es nichts ist, vielleicht, und Sie sollten dennoch etwas wissen“, er holte tief Luft. „ Als Christiane Altholt ausgecheckt ha t, war ich nicht im Dienst, Datum und die Uhrzeit zeigen jedoch an, dass ich sehr wohl im Dienst g e wesen sein hätte müssen, wie erklären Sie sich das?“
„Erklären Sie es mir!“
„Ich habe natürlich nachgefragt, wie das sein kann.“
Ämilana wurde nervös, sah den Mann erstaunt an und schüttelte mit den Schultern. Ihr wurde kalt und sie hielt ihren Seidenschal, den sie locker um den Hals geschnürt hatte, fester als vorher. Es schien als würde ihr Hals dicker werden. „Nun sagen Sie schon, was ist passiert?“
„Ich wurde befördert.“
Ämilana staunte und schüttelte den Kopf. „Da ist was falsch, nicht?“
„Vielleicht, aber ich wollte Sie bitten, in der Sache nicht weiter zu forschen. Was auch immer passiert, es geht uns nichts an.“
Mit traurigen Blicken sah sie in das Gesicht von Herrn Rawosch. An seinen Wangen, die mit leichtem Bartwuchs versehen waren, erkannte sie Spuren von Akne-Narben, die Jungs gelegen t lich hatten, wenn sie in ihrer Pubertät damit Hautirritationen zu kämpfen hatten.
Stefan Rawosch hatte seine Zigarette zu Ende geraucht, schmiss den Stummel fort und vera b schiedete sich mit den Worten: „Gehen Sie mal richtig schön aus, das wird Ihnen gut tun.“
Und Ämilana lächelte, auch wenn es kein ehrliches Lächeln gewesen war.
Kapitel 4
… morgen sind wir …
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland!
Textteil der deutschen Nationalhymne
Sie waren gegangen, lange und ohne eine Wort zu sagen , wie Kinder, die nicht über ihre Al b träume reden wollten. Ein Hauch von Skepsis hatte sich unter ihnen ausgebreitet , gepaart mit Trauer und Verzweiflung . Als wenn Gift in einen Brunnen geschüttet worden war , von dem noch zuvor köstliches Wasser getrunken werden konnte und langsam allen klar gewordne war , dass die Bauchschmerzen vom Brunnenwasser herrührten. Wer vergiftete das köstl i che Wasser?
Ian hatte schon vor einiger Zeit aufgehört zu sprechen . Mischa sprach mit ihren Blicken , da ihre Stimme versagt hatte . Sie hatten die Kompass-Uhren auf das neue Ziel eingestellt, dies allein da u erte schon eine Zeitlang , und das allein ließ die Nerven eines jeden einzelnen erzittern . Ständig starrte Ian auf seine kleine piepsende Uhr. Eine andere Uhr hatte er noch vor der großen Entfü h rung auf seinem Armgelenk getragen . Mit seinem ersten, richtigen Gehalt hatte er sich eine Rolex gekauft, nicht die te u erste, aber schon im gehobenen Mittelfeld. Stolz war er auf sie gewesen, schön war sie. Schön war sein Leben, wenn auch ruhig. Jetzt durchfuhr ihn ständig ein Schlag voller Spannungen, grausigen M o menten und einem unermesslichen Durstgefühl.
Die Rolex war fort, sowie sein Enthusiasmus. Hatte er noch vor wenigen Stunden gesagt, dass er kämpfen wollte, war er von den Worten Franz’ so überzeugt gewesen zu kämpfen, mit allen Mitteln, konnte er jetzt nicht
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