Leben, um davon zu erzählen
seiner damaligen Nähe zu den Kommunisten und vielleicht auch wegen seiner Spottlust, mit der er die Feierlichkeit des Sakraments hätte stören können. Susana übernahm die Verpflichtung, sich um die geistige Erziehung des Kindes zu kümmern, und Camilo fand keine Argumente - oder wollte sie nicht finden -, Plinio als Paten zu verhindern.
Die Taufe fand in der Kapelle der Clínica Palermo statt, im eisigen Dämmerlicht um sechs Uhr abends, und es war niemand weiter da außer den Paten und mir und einem Landarbeiter in Poncho und Hanfschuhen, der sich leichtfüßig wie in einer Levitation näherte, um unauffällig der Zeremonie beizuwohnen. Als Susana mit dem Neugeborenen kam, machte der unverbesserliche Pate einen ersten provokanten Scherz:
»Wir werden aus diesem Jungen einen großen Guerrillero machen.«
Camilo, der gerade das Sakrament vorbereitete, gab im gleichen Ton zurück: »Ja, aber einen Guerrillero Gottes.« Und er begann die Zeremonie mit einer Entscheidung schweren Kalibers, wie sie in jenen Jahren absolut unüblich war:
»Ich werde ihn auf Spanisch taufen, damit die Ungläubigen verstehen, was dieses Sakrament bedeutet.«
Seine Stimme ertönte in einem erhabenen Spanisch, das ich über das Latein meiner jungen Jahre als Ministrant in Aracataca verfolgte. Im Augenblick der Waschung dachte sich Camilo eine weitere provozierende Formel aus. Ohne jemanden anzusehen, sagte er:
»Wer daran glaubt, dass sich in diesem Augenblick der Heilige Geist auf dieses Kind herabsenkt, der kniee nieder.«
Die Paten und ich blieben stehen, vielleicht etwas peinlich berührt von der Hintersinnigkeit des Priesters und Freundes, während das Kind unter dem Guss eisigen Wassers schrie. Der Einzige, der niederkniete, war der Landarbeiter in Hanfschuhen. Die Wirkung dieser Szene ist mir als einer der strengen Denkzettel meines Lebens in Erinnerung geblieben, und ich habe immer geglaubt, dass Camilo den Landarbeiter absichtlich mitgebracht hatte, um uns mit einer Lektion in Demut zu strafen. Oder zumindest mit einer Lektion in gutem Benehmen.
Ich habe Camilo nur noch selten gesehen, und dann stets aus einem wichtigen und dringenden Grund, der meistens etwas mit seinen wohltätigen Werken für die politisch Verfolgten zu tun hatte. Eines Morgens erschien er in dem Haus unserer jungen Ehe mit einem Dieb, der seine Strafe abgesessen hatte, jedoch von der Polizei nicht in Ruhe gelassen wurde: Sie nahmen ihm immer wieder ab, was er bei sich hatte. Einmal habe ich dem Dieb ein paar Wanderschuhe geschenkt, die ein besonderes Sicherheitsprofil hatten. Ein paar Tage später erkannte das Hausmädchen die Sohlen auf dem Foto eines Straßendiebes, der in einem Graben tot aufgefunden worden war. Es war unser Freund, der Dieb.
Ich will nicht behaupten, dass diese Episode letztlich etwas mit dem Schicksal von Camilo zu tun hatte, doch ein paar Monate später ging er ins Militärhospital, um einen kranken Freund zu besuchen, und danach hörte man nichts mehr von ihm, bis die Regierung erklärte, er sei als einfacher Guerrillero des Ejército de Liberacion Nacional, des Nationalen Befreiungsheers, wieder aufgetaucht. Er starb am 5. Februar 1966, mit siebenunddreißig Jahren, im offenen Kampf mit einer Militärpatrouille.
Camilos Eintritt ins Seminar war mit meiner inneren Entscheidung zusammengefallen, nicht länger an der juristischen Fakultät Zeit zu verlieren, aber ich hatte damals nicht den Mumm, mich ein für alle Mal mit meinen Eltern auseinander zu setzen. Von meinem Bruder Luis Enrique - der im Februar 1948 dank einer guten Anstellung nach Bogotá gekommen war - erfuhr ich, wie zufrieden sie mit meinen Ergebnissen im Abitur und im ersten Studienjahr waren und dass sie mir als Überraschung die leichteste und modernste Schreibmaschine geschickt hatten, die auf dem Markt war. Es war die erste Schreibmaschine meines Lebens, und sie hatte das traurigste Schicksal, weil wir sie noch am selben Tag für zwölf Pesos ins Pfandhaus brachten, um die Ankunft meines Bruders weiter mit den Pensionskumpanen feiern zu können. Am nächsten Tag gingen wir, irr vor Kopfschmerzen, zum Pfandhaus und überprüften, ob die Maschine noch mit unbeschädigten Siegeln dort stand und mit der angebrachten Sorgfalt behandelt wurde, bis das Geld vom Himmel fiel, mit dem wir sie auslösen konnten. Eine gute Gelegenheit ergab sich, als mein Partner, der falsche Zeichner, mich auszahlte, doch im letzten Augenblick beschlossen wir, die Auslösung auf später
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