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Leben, um davon zu erzählen

Leben, um davon zu erzählen

Titel: Leben, um davon zu erzählen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel García Márquez
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seitlich der Plaza Mayor einrichtete und mein Lehrer für die Dinge des Lebens während der Pubertät wurde.
    Im neuen und frisch möblierten Haus herrschte eine festliche Stimmung, und es gab einen neuen Bruder: Jaime, der 'm Mai unter dem guten Zeichen der Zwillinge als Sechsmonatskind geboren war. Ich erfuhr davon erst bei meiner Ankunft, da meine Eltern eigentlich beschlossen hatten, die Geburtenrate einzudämmen, doch meine Mutter beeilte sich, mir zu erklären, dieser Sohn sei ein Tribut an Santa Rita für die Prosperität, die ins Haus Einzug gehalten habe. Sie war verjüngt und fröhlich, sang mehr denn je, und mein Vater trieb in einem Strom der guten Laune, mit einer wohl sortierten Apotheke und einer gefüllten Praxis, vor allem sonntags, wenn die Patienten aus den nahen Bergen kamen. Ich weiß nicht, ob er je erfahren hat, dass dieser Zustrom zwar in der Tat auf seinen guten Ruf als Heiler zurückzuführen war, die Leute vom Land aber weniger der homöopathischen Wirkung seiner Zuckerkügelchen und seiner wohltuenden Wässerchen vertrauten als seinen Hexenkünsten.
    Sucre war noch besser als in der Erinnerung, dazu trug die Tradition bei, dass die Bevölkerung sich zum Weihnachtsfest in die beiden großen Wohnviertel aufteilte: Zulia im Süden und Congoveo im Norden. Sie traten gegeneinander an bei kleineren und größeren Spektakeln, vor allem aber bei dem Wettbewerb allegorisch geschmückter Kutschen, mit denen dann in kunstvollen Turnieren die historische Rivalität der beiden Viertel dargestellt wurde. Am Heiligabend versammelten sich schließlich alle unter großem Palaver auf der Hauptplaza, und das Publikum entschied, welches der beiden Viertel Sieger des Jahres war.
    Seit ihrer Ankunft trug Carmen Rosa zum besonderen Glanz des Weihnachtsfestes bei. Sie war modern und kokett und wurde zur Herrin der Bälle, eine Schleppe aufgeregter Verehrer hinter sich herziehend. Meine Mutter, die so eifersüchtig über ihre Töchter wachte, tat das nicht bei ihr, erleichterte ihr sogar die Liebeleien, was eine unerhörte Note ins Haus brachte. Es war ein Verhältnis zwischen Komplizinnen, das meine Mutter mit ihren eigenen Töchtern nie gehabt hat. Abelardo wiederum richtete sein Leben auf andere Weise ein, in einer Werkstatt von nur einem Raum, der durch einen Paravent abgeteilt war. Als Schneider ging es ihm gut, aber nicht so gut wie als umsichtigem Schürzenjäger, der mehr Zeit wohl begleitet im Bett hinter dem Paravent verbrachte als allein und gelangweilt vor der Nähmaschine.
    Mein Vater hatte in diesen Ferien die seltsame Idee, mich auf das Geschäftsleben vorzubereiten. »Vorsichtshalber«, erklärte er mir. Als Erstes brachte er mir bei, das Geld, das der Apotheke geschuldet wurde, einzutreiben. An einem jener Tage schickte er mich zum Kassieren ins La Hora, ein weitherziges Bordell am Ortsrand.
    Ich schaute in die halb geöffnete Tür eines Zimmers, das zur Straße ging, und sah eine der Frauen des Hauses beim Siestaschläfchen, barfuß und in einem Unterrock, der ihr nicht über die Schenkel reichte. Bevor ich sie ansprach, setzte sie sich im Bett auf, sah mich verschlafen an und fragte, was ich wolle. Ich sagte, ich hätte eine Botschaft meines Vaters für Don Eligio Molino, den Besitzer. Statt mir zu zeigen, wohin ich musste, befahl sie mir, einzutreten und die Tür zu verriegeln, und mit dem Zeigefinger machte sie mir ein Zeichen, das alles sagte:
    »Komm her.«
    Ich folgte, und je näher ich kam, desto mehr füllte ihr drangvoller Atem wie ein anwachsender Fluss den Raum, bis sie mich mit der rechten Hand am Arm packen konnte und mir mit der linken in den Hosenschlitz fuhr. Ich verspürte einen köstlichen Schrecken.
    »Du bist also der Sohn vom Doktor mit den Kügelchen«, sagte sie, während sie mich in der Hose befummelte, mit fünf derart beweglichen Fingern, dass es sich anfühlte, als wären es zehn. Sie zog mir die Hose aus, flüsterte mir dabei weiter warme Worte ins Ohr, zog sich den Unterrock über den Kopf und legte sich rücklings aufs Bett, nur mit dem rotgeblümten Schlüpfer bekleidet.
    »Den ziehst du mir aber aus«, sagte sie, »das ist deine Pflicht als Mann.«
    Ich riss an dem Höschen, konnte es ihr aber in der Hast nicht richtig ausziehen, so dass sie mit gestreckten Beinen und der schnellen Bewegung einer Schwimmerin nachhelfen musste. Dann packte sie mich unter den Achseln und hob mich im akademischen Missionarsstil auf sich. Den Rest erledigte sie, bis ich auf ihr starb,

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