Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
Vom Netzwerk:
Finger nahezu wütend auf die Tastatur und tippte ohne darüber nachzudenken: ‚Wenn Liebe eine Einbildung ist, was sind dann Wut, Trauer und Glück?’
    Mit leichter Anspannung bewachte ich den Bildschirm und die immer neu erscheinenden Texte, bis ich endlich Antwort bekam. Aber nicht von diesem ‚Delphin’ wie erwartet, sondern von ‚Lonely’. Sie schrieb nichts anderes, als dass ich recht hätte und Gefühle keine Einbildungen sein könnten.
    Ich starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Andere würden diese Antwort als völlig normal bezeichnen, doch war es das erste Mal seit eben diesen einhundertsiebenundvierzig Tagen, dass jemand etwas sagte oder auch schrieb, was an mich gerichtet war - mit Ausnahme meiner Nachbarin.
    Ich stellte mir das Mädchen kurz gedanklich vor und dachte zurück an die einsamen hässlichen Menschen, doch erschien mir bei ihr viel mehr ein hübsches Mädchen, welches intelligenter als all die anderen Chatter zu sein schien.
    Als ich noch immer nichts Neues geschrieben hatte, fragte sie per Kurznachricht, ob ich denn noch da sei und ob wir vielleicht in ein Separée, einen abgetrennten Raum von den anderen Usern, gehen wollten.
    Ich zögerte einen Moment, bevor ich ein schlichtes ‚Ja’ eingab und darauf in einen von Lonely selbst benannten Raum eingeladen wurde. Ich nahm die Einladung an und wurde mit einem höflichen ‚Hi’ begrüßt. Ich fühlte mich noch nicht ganz wohl, doch schüttelte ich diese Sorgen vorerst ab und ließ das Gespräch einfach beginnen:
    Lonely : Wo kommst du her?
    Sokrates : Warum willst du das wissen?
    Vielleicht eine reichlich dämliche Gegenfrage, wobei sie berechtigt zu sein schien.
    Lonely : Einfach nur, um mir ein Bild von der Entfernung machen zu können, die durch simple Kabel und elektrische Geräte innerhalb von Sekunden überbrückt werden kann.
    Die Antwort gefiel mir, weshalb ich ihre Frage beantworten wollte.
    Sokrates : Aus Kiel.
    Lonely : Wirklich? Wow…ich komme auch aus Kiel! Welch ein Zufall!
    Oh nein, hätte ich bloß etwas anderes gesagt. Warum war ich nur so ein Missachter von Lügen?
    Sokrates : Ja, vielleicht…
    Eine merkwürdige Schreibstille trat ein, bis eine neue Chatnachricht erschien.
    Lonely : Ich finde auch, dass dieser ‚Delphin’ gesponnen hat. Wohl wie die meisten hier im Netz, was? Wieso nennst du dich Sokrates? Klingt, als wärest du ein interessanter Mensch. Bist du männlich oder weiblich?
    Sokrates : Männlich und ganz sicherlich kein interessanter Mensch. Die meisten bezeichnen mich als verrückt.
    Lonely: Verrückt muss ja nicht immer schlecht sein.
    Sokrates : In meinem Fall schon.
    Lonely : Dann bin ich auch verrückt, weil ich nicht der Norm vieler Menschen entspreche.
    Sokrates : Warum denn das nicht?
    Lonely : Warum willst du das wissen?
    Sokrates : Du willst doch genauso viel wissen.
    Lonely : Darf ich fragen, wie alt du bist?
    Sokrates : Ja.
    Lonely : Wie alt bist du?
    Sokrates : 21.
    Mist, schon wieder die Wahrheit.
    Lonely : Ich bin 22 und studiere im Moment. War heute das erste Mal in einem Chat.
    Sokrates : Ich studiere auch: Philosophie. Und du?
    Gelogen? Ich hatte das erste Mal gelogen. Aber warum?
    Lonely : Studiere Medizin …
    Und so zog sich das Gespräch noch endlos in die Länge, bis Lonely dringend weg musste, mir schnell ihre E-Mailadresse gab und den Chat schließlich verließ.
    Ich blickte noch eine Weile auf den Bildschirm, bevor ich mich tatsächlich für eine E-Mail an diese fremde Person entschied. Ich hatte eigentlich auch nichts anderes zu tun. Ein Blick in die rechte, untere Ecke des Bildschirms verriet mir, dass wir über vier Stunden gechattet hatten. Die Zeit war wirklich wie im Fluge vergangen, was ich mir vorher nie hätte vorstellen können.
    Es war schon sonderbar, mal wieder mit jemandem zu reden … schreiben, obwohl es mir trotzdem sehr schwer fiel.
    Zum zweiten Mal schon an diesem Tag betrat ich meine E-Mails und gab die Adresse von Lonely ein. Warum hatte ich auch nicht nach ihrem richtigen Namen gefragt?
    Ohne genau darüber nachzudenken, tippte ich darauf los und wunderte mich nun doch sehr, als ich den Brief am Ende noch einem überlas und somit sah, was ich die ganze Zeit für einen Mist geschrieben hatte:

    „Warum feiern wir eigentlich Karneval, wenn wir doch von Grund auf verkleidet sind? Verkleidet in einem Kostüm, versteckt hinter einer Maske, untergetaucht in einem Meer aus genau diesen. Wer nimmt schon gern seine Maske ab, während andere ihn mit all ihren

Weitere Kostenlose Bücher