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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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angerichtet: – es war demnach unschwer zu erkennen, daß in Yoricks Streich ein mystischer Sinn lag – und daß sein Schnellen der heißen Kastanie in Phutatorius' †††–††† ein sarkastischer Pfeil war, der seinem Buche galt; – dessen Lehren, wie man behauptete, manchen Mann an dem gleichen Fleck verbrannt hatten.
    Diese Idee weckte sogar Somnolentius auf, – brachte Agelastes zum Lächeln, – und wenn sich der geneigte Leser den Blick und die Miene eines Mannes vergegenwärtigen kann, der damit beschäftigt ist ein Räthsel herauszubringen, – so hat er einen Begriff von dem Gesicht, das Gastripheres machte; – kurz viele waren der Ansicht, Yorick habe damit einen Meisterstreich von Witz gemacht.
    Dies war nun freilich, wie der Leser des Langen und Breiten gehört hat, ebenso grundlos wie die Träume der Philosophie. Yorick war ohne Zweifel, wie Shakespeare von seinem Ahn gesagt, ein Spaßvogel, aber seine Scherze waren durch etwas gemäßigt, das ihn von diesem und manchen anderen unfeinen Streichen abhielt, die ihm ganz unverdienter Weise zur Last gelegt wurden. – Es war aber sein ganzes Leben lang sein Mißgeschick, daß er tausend Dinge gesagt oder gethan haben sollte, die seiner Natur durchaus ferne lagen (ich müßte mich denn in ihm sehr getäuscht haben). Was ich allein an ihm anzusetzen habe, – oder vielmehr, was ich zwar an ihm auszusetzen habe, was ihn mir aber gerade auch wieder werth machte, war jene Eigenthümlichkeit seines Wesens, die es nicht litt, daß er die Welt über einen Irrthum aufklärte, auch wenn es in seiner Macht stand. Bei jeder harten Beschuldigung dieser Art handelte er genau so wie in der Geschichte mit seinem dürren Gaul. – Er hätte sie sehr gut zu seiner Ehre erklären können, aber er fühlte sich darüber erhaben; und überdies sah er auf den, welcher ein gemeines für ihn so nachtheiliges Gerücht erfand, verbreitete oder glaubte, so tief herab, – daß er es nicht über sich gewinnen konnte, ihn über die Sache aufzuklären; – er überließ es vielmehr stets der Zeit und der Wahrheit, es für ihn zu thun.
    Dieser edle Zug hatte aber manche Unannehmlichkeiten für ihn zur Folge; – im gegenwärtigen Fall zog er sich dadurch Phutatorius' Rache zu, der, als Yorick eben mit seiner Kastanie fertig war, sich zum zweiten Male erhob, um ihm dies zu Gemüth zu führen: – er that es mit einem Lächeln und sagte nur, er werde sich bemühen nicht zu vergessen, welche Erkenntlichkeit er ihm schuldig sei.
    Der Leser muß jedoch zwei Dinge wohl merken und sorgfältig von einander trennen und unterscheiden: –
    Das Lächeln war für die Gesellschaft;
    die Drohung aber für Yorick.

114. Kapitel.
    Können Sie mir sagen, sagte Phutatorius zu Gastripheres, der ihm zunächst saß, – denn in einer so curiosen Sache konnte er sich doch nicht an den Wundarzt wenden, – können Sie mir sagen, Gastripheres, wie man das Feuer aus einer Brandwunde am besten herauszieht? – Fragen Sie Eugenius, sagte Gastripheres. – Das, erwiderte Eugenius, wobei er that, als habe er das Abenteuer nicht bemerkt, das kommt ganz auf den Körpertheil an. – Wenn es ein sehr zarter Theil ist, und er läßt sich leicht umwickeln – Das ist beides der Fall, erwiderte Phutatorius und legte während er so sprach die Hand mit einem nachdrücklichen Kopfnicken auf den fraglichen Theil, wobei er zugleich sein rechtes Bein etwas in die Höhe hob, um jenen zu erleichtern und zu lüften. – Wenn dies der Fall ist, sagte Eugenius, dann möchte ich Ihnen rathen, Phutatorius, keinen Doctor zu gebrauchen; schicken Sie lieber zu dem nächsten Buchdrucker und curiren Sie sich einfach mit einem weichen Bogen Papier, der eben von der Presse kommt, – Sie brauchen nichts zu thun als ihn herumzuwickeln. – Das feuchte Papier, bemerkte Yorick, der seinem Freund Eugenius zunächst saß, hat zwar allerdings eine erfrischende Kühle, – aber ich glaube doch, daß es eigentlich nur der Träger ist – und daß das Oel und der Lampenruß, von dem es so stark gesättigt ist, die Hauptsache thut. – Ganz recht, sagte Eugenius, auch ist es bei jeder äußeren Anwendung, wozu ich es empfehle, das sicherste und schmerzstillendste Mittel.
    Wenn ich in dem Falle wäre, sagte Gastripheres, so würde ich, da Oel und Lampenruß die Hauptsache ist, diese dick auf ein Lümpchen streichen und dieses direct auflegen. – Das würde ja eine Teufelsgeschichte daraus machen, versetzte Yorick. – Und überdies, setzte

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