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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Moribus Divinis, cap. 24
) berechnet hat, indem er hervorhebt, daß eine holländische Meile im Cubik Raum genug für deren 800,000 Millionen biete, oder seiner Ansicht nach so viel Seelen (vom Sündenfall Adams an gerechnet) als bis ans Ende der Welt möglicher Weise verdammt werden können.
    Wie er zu dieser zweiten Schätzung kam, – wofern er sie nicht auf die väterliche Güte Gottes baute, – weiß ich nicht: – noch weniger begreife ich, was Franciscus Ribbera im Kopfe steckte, als er behauptete, daß kein geringerer Raum als zweihundert italienische Meilen im Quadrat für die gleiche Zahl genüge; – er muß seine Rechnung offenbar nach den alten Römerseelen, von denen er gelesen hatte, gemacht und dabei nicht bedacht haben, wie sehr diese Seelen im Laufe von 1800 Jahren durch eine allmähliche und gründliche Abzehrung unvermeidlich zusammenschrumpften, so daß sie zur Zeit, da er schrieb, fast bei nichts angelangt waren.
    Zur Zeit des Lessius, welcher als der nüchternere Mann erscheint, waren sie bereits denkbarst klein geworden.
    Jetzt sind sie noch kleiner.
    Nächsten Winter werden sie abermals kleiner sein; so daß wenn wir von wenig zu noch weniger, und von noch weniger zu Nichts weiterschreiten, ich keinen Augenblick zu behaupten Anstand nehme, daß wir nach diesem Tempo in einem halben Jahrhundert gar keine Seelen mehr haben werden; über diese Zeit hinaus wird nach meiner Ansicht auch die christliche Religion nicht dauern, so daß dabei wenigstens der Vortheil gewonnen wird, daß beide genau zur gleichen Zeit aufgebraucht sein werden.
    Heil dir Jupiter, und Heil euch andern heidnischen Göttern und Göttinnen! Dann werdet ihr alle wieder auf die Bühne treten und Priapus in eurem Gefolge. – Welche lustige Zeiten werden dann kommen! – doch wo bin ich? und in welch' köstlichen Tumult von Dingen gerathe ich hinein? Ich – der ich in der Mitte meiner Tage plötzlich dahin fahren und nichts mehr von jenen Zeiten genießen werde, als was ich meiner Phantasie entlehne. – Friede sei mit dir, du edler Narr! – und jetzt laßt mich weiter machen.

216. Kapitel.
    Weil ich es wie gesagt hasse, aus einem Nichts ein Geheimniß zu machen, – vertraute ich es dem Postillon an, sobald wir das Pflaster hinter uns hatten: er that mit seiner Peitsche einen Klatsch in Erwiderung des Compliments, und so tanzten wir, während das Sattelpferd trabte und das andere eine Art Galop ging, nach Ailly aux Clochers weiter, das ehedem wegen des schönsten Glockenspiels auf der Welt berühmt war; wir tanzten jedoch ohne Musik hindurch, – da das Glockenspiel sehr in Unordnung gerathen war – (wie sie dies in der That in ganz Frankreich sind) –
    Und indem wir so möglichst schnell weiter fuhren, kam ich
    von Ailly aux Clochers nach Hixcourt,
    von Hixcourt nach Pequignay, und
    von Pequignay nach Amiens;
    über welche Stadt ich Ihnen nichts mitzutheilen habe, als was ich ihnen bereits früher hierüber mittheilte, – nämlich daß Jeanneton hier die Schule besuchte.

217. Kapitel.
    In der ganzen Liste jener pustenden Aergernisse, welche den Segeln eines Mannes in die Quere blasen, gibt es kein langweiligeres und folternderes als das, welches ich nun beschreiben werde, – und gegen welches es keine Abhilfe gibt (außer wenn man immer einen Courier vorausschickt, was Viele thun, um dies Hemmniß abzuwenden), und dieses besteht darin: –
    Daß wenn man noch so schön zum Schlafen aufgelegt ist – obgleich man vielleicht durch die schönste Gegend, auf der besten Straße und in dem leichtesten Wagen von der Welt fährt, – wenn man sogar die Ueberzeugung hat, man könnte fünfzig Meilen in Einem fort, ohne einmal ein Auge aufzumachen, schlafen, – ja was noch mehr ist, wenn man so, wie man es nur von irgend einem Satz des Euklid sein kann, versichert ist, man könnte in dieser Gegend gerade eben so gut schlafen wie wachen, – ja vielleicht noch besser; – gleichwohl das beständige Bezahlen der Postpferde auf jeder Station, – die Nothwendigkeit deshalb stets die Hand in die Tasche zu stecken und drei Livres achtzehn Sous (Sous für Sous) herauszunehmen, dem Schlafvorhaben so sehr ein Ende macht, daß man es nicht länger als sechs Meilen weit (oder wenn es 1½ Poststationen sind, neun Meilen weit) durchführen kann, – und wenn man damit seine Seele vor dem Untergang retten könnte.
    Ich will schon damit ins Reine kommen, sagte ich; ich will die Summe in ein Papier wickeln und es den ganzen Weg über in

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