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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Kapitel, wo nicht auch noch das nächste sind nun einmal verloren, ich mag machen was ich will.
    – Das ist eine curiose Geschichte, Tristram!
    – – – Ach Madame! hätte es sich um irgend eine traurige Geschichte vom Kreuze gehandelt, – vom Frieden der Sanftmuth oder von der Zufriedenheit der Ergebung, – so hätte mich das nicht genirt; oder hätte ich mir vorgenommen über die reineren Abstractionen der Seele, jene Nahrung der Weisheit und Heiligkeit, und die Betrachtung zu schreiben, von welcher der Geist des Menschen (wenn er vom Körper getrennt ist) ewig leben wird, – so wären Sie mit einem besseren Appetit davon hergekommen.
    Ich wollte, ich hätte es nicht geschrieben: da ich aber nie etwas ausstreiche – so will ich auf irgend ein ehrbares Mittel sinnen, um es Ihnen wieder bald aus dem Kopfe zu bringen.
    Bitte, reichen Sie mir meine Narrenkappe; – ich fürchte, Sie sitzen darauf, Madame; – sie liegt unter dem Kissen, – ich möchte sie aufsetzen.
    Ei, Sie haben sie ja seit einer halben Stunde auf dem Kopfe. – Dann lassen wir sie dort, mit einem
    Fa – ra diddel – di
    und einem fa – ri diddel – d
    und einem Heidum – deidum
    fiddel dum – c.
    Und nun, Madame, hoffe ich, werden wir es wagen können, weiter zu gehen.
228. Kapitel.
    Ueber Fontaineblau brauchen Sie (falls Sie nämlich darnach gefragt werden), nichts zu sagen als, daß es etwa vierzig Meilen (etwas südlich) von Paris entfernt ist und in Mitten eines großen Waldes liegt: – daß etwas Großes darin liegt – daß der König der Jagd wegen mit seinem ganzen Hofe alle zwei bis drei Jahre dahin geht – und daß während dieses Carnevals des Jagdvergnügens jeder Engländer von Stand (vergessen Sie sich selbst nicht) einen Klepper oder zwei erhalten und an dem Jagdvergnügen Theil nehmen kann, wobei er sich nur davor zu hüten hat, dem König vorzureiten –
    Aus zwei Gründen muß man aber nicht laut hierüber sprechen, –
    Erstens, weil sonst die Klepper schwerer zu bekommen sind; und
    Zweitens, weil kein Wort davon wahr ist. – Allons!
    Was Sens betrifft, – so kann man es mit einem Wort abfertigen: – Es ist der Sitz eines Erzbischofs.
    Was aber Joigny anbelangt, – so ist es, je weniger man darüber sagt, desto besser.
    Auxerre könnte ich nicht so vorbeilassen: denn auf meiner
grand tour
durch Europa, wobei mich mein Vater selbst (der mich niemand Anderem anvertrauen wollte) nebst meinem Onkel Toby, und Trim und Obadiah, kurz dem größten Theil der Familie begleitete, mit Ausnahme meiner Mutter, die eben damit beschäftigt war, meinem Vater ein Paar lange wollene Beinkleider zu stricken – und die, da sie sich nicht draus bringen lassen wollte, daheim in Shandy Hall blieb, um Alles während dieser Expedition in Ordnung zu halten; bei diesem Anlaß also hielt uns mein Vater zwei Tage in Auxerre fest und da seine Forschungen immer von der Art waren, daß sie selbst in einer Wüste zu einer Frucht führen mußten, – gab er mir genug Stoff, um etwas über Auxerre zu sagen. Kurz wo immer mein Vater hinreisen mochte, – doch trat dies auf seiner Reise durch Frankreich und Italien auffälliger hervor als auf irgend einer anderen Station seines Lebens – schien sein Weg so sehr auf einer ganz anderen Seite zu liegen als der, den alle andere Reisende vor ihm eingeschlagen hatten, – sah er Könige und Höfe und Seidenzeuge von allen Farben in so seltsamen Beleuchtungen; – waren seine Bemerkungen und Ansichten über die Charaktere, Sitten und Gebräuche der Länder, die wir passirten, denen aller anderen Sterblichen, besonders aber denen meines Onkels Toby und Trim's (von mir selbst zu schweigen) so entgegen. – und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, – waren die Vorkommnisse und Nöthen, die uns beständig in Folge seiner Systeme und seines Eigensinns begegneten, – so seltsam, so gemischt und tragikomisch, – daß die Reise Alles in Allem einen so ganz anderen Charakter als irgend eine europäische Tour, die jemals ausgeführt wurde, trug, – daß ich behaupten darf: – nur an mir liege die Schuld, wenn sie nicht von allen Reisenden und Reisebeschreibunglesern gelesen wird, bis man nicht mehr reist, – oder was auf dasselbe heraus kommt, – bis sich die Welt endlich einmal in den Kopf setzt, stille zu stehen.
    Aber dieser reiche Ballen wird jetzt noch nicht aufgemacht, nur ein kleiner Faden soll herausgezogen werden, oder zwei – lediglich um das Geheimniß des Aufenthalts meines Vaters in

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