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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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hinzählte! – Dies ist meine gewöhnliche Art der Buchführung, wenigstens bei Unfällen im Leben – indem ich aus jedem, wie sie mir passiren, Geld mache.
    Sage es der Welt für mich, theure Jenny, wie ich mich bei einem der niederdrückendsten Ereignisse benahm, das einem Mann zustoßen konnte, der einen gerechten Stolz auf seine Mannheit hat.
    Es ist genug, sprachst du und tratest nahe an mich heran, als ich so mit meinem Hosenband in der Hand da stand und über das nachdachte, was nicht geschehen war. – Es ist genug, Tristram, und ich bin überzeugt, sprachst du, indem du diese Worte in mein Ohr flüstertest: *   *   *   *; –   *   * – jeder andere Mann wäre hier in die Erde gesunken.
    Alles ist für etwas gut, sprach ich.
    Ich will auf sechs Wochen nach Wales gehen, und Ziegenmolken trinken, – und so wird der Unfall mein Leben um sieben Jahre verlängern. Deshalb kann ich es auch nicht verantworten, so oft auf das Schicksal geschmäht zu haben wie ich gethan, daß es mich mein Leben lang als eine ungnädige Herzogin, wie ich es nannte, mit so vielen kleinen Leiden heimgesucht habe. Wenn ich wirklich Ursache habe, böse auf es zu sein, so ist es wahrhaftig eher deshalb, weil es mir keine große Leiden geschickt hat; – so ein Schock tüchtiger, niederschmetternder Verluste wäre für mich so gut wie eine Pension gewesen.
    Eine solche Pension von etwa 100 Pf. jährlich ist Alles was ich wünsche. – Ich möchte wirklich nicht die Last haben, von einer größeren die Steuer zu bezahlen.

231. Kapitel.
    Wer den richtigen Begriff von Widerwärtigkeit hat, wird zugeben müssen, daß es nicht wohl eine größere geben konnte, als wenn man sich den besten Theil eines Tags in Lyon, der wohlhabendsten und blühendsten, durch so manche Reste des Alterthums merkwürdigsten Stadt Frankreichs befindet – und nicht im Stande ist sie sehen zu können. Wenn man hievon durch irgend eine Veranlassung abgehalten wird, so ist das schon widerwärtig genug; wenn man aber vollends durch eine Widerwärtigkeit abgehalten wird, – so ist das, was die Philosophie mit Recht

    Widerwärtigkeit
    auf
    Widerwärtigkeit
    nennt.
    Ich hatte meine zwei Tassen Milchkaffee getrunken (beiläufig ein vortreffliches Mittel gegen die Auszehrung, man muß jedoch die Milch und den Kaffee zusammenkochen, – sonst ist es eben nur Kaffee und Milch) – und da es erst acht Uhr Morgens war und das Boot erst um Mittag abging, so hätte ich Zeit gehabt so viel von Lyon zu sehen, um damit die Geduld aller Freunde, die ich auf der Welt habe, zu erschöpfen. Ich will einmal nach der Kathedrale spazieren, sagte ich, indem ich in meine Liste sah, und vor Allem den wundervollen Mechanismus der großen Uhr des Lippius von Basel betrachten.
    Von allen Dingen auf der Welt verstehe ich nun am wenigsten von der Mechanik, – ich habe hiefür weder Talent, noch Geschmack, noch Phantasie, – ja ein für Dinge dieser Art so ungeeignetes Gehirn, daß ich feierlich erkläre, daß ich niemals im Stande war zu begreifen, nach welchen Grundsätzen sich ein Eichhörnchenkäfig oder das Rad eines gewöhnlichen Scheerenschleifers bewegt, – obschon ich manche Stunde meines Lebens mit großer Andacht das erstere betrachtet, – und mit so viel Geduld als nur ein Christ aufwenden kann, dem letzteren zugesehen habe.
    Das Erste was ich thue, sagte ich, soll sein, daß ich hingehe und mir die merkwürdigen Bewegungen dieser großen Uhr ansehe; dann will ich die Bibliothek der Jesuiten besuchen, und mir womöglich die dreißig Bände der allgemeinen Geschichte von China zeigen lassen, die (nicht in tatarischer, sondern) in chinesischer Sprache und auch mit chinesischen Schriftzügen geschrieben ist.
    Ich verstehe nun fast ebensowenig von der chinesischen Sprache wie von dem Mechanismus des Uhrwerks von Lippius, und muß es den Naturforschern überlassen herauszufinden, wie diese zwei Dinge sich an die erste Stelle in meiner Liste verirren konnten. Es sieht wirklich aus wie eine der Verkehrtheiten der guten Dame Natur; und die, welche sich um sie bemühen, sind deshalb ebenso dabei interessirt, den Grund ihrer Launen zu entdecken wie ich.
    Wenn ich diese Merkwürdigkeiten gesehen habe, sagte ich, wobei ich mich halb an den hinter mir stehenden
valet de place
wendete – dann wird es kein Schaden sein, wenn wir nach der Kirche des h. Irenäus gehen und den Pfeiler besichtigen, an welchen Christus gebunden ward, – und dann das Haus, in welchen Pontius

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