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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Auxerre zu enthüllen.
    Bruder Toby, sagte mein Vater, bis das Mittagessen fertig ist, wollen wir in die Abtei von Saint Germain gehen, und wäre es nur um jene Leichname zu sehen, die Monsieur Sequier so sehr rühmt. – Ich will sehen was du willst, sagte mein Onkel Toby, denn er war die ganze Reise über eine Gefälligkeit. – Versteh' mich recht! sagte mein Vater, es sind ja Mumien. – Dann brauchen wir uns nicht erst zu rasiren, bemerkte mein Onkel Toby. – Rasiren? nein, rief mein Vater, – es wird mehr sein als gingen wir zu Verwandten, wenn wir den Bart behalten. – So zogen wir nach der Abtei Saint Germain, wobei der Corporal seinem Herrn den Arm lieh und Beide die Nachhut bildeten.
    Alls ist hier sehr schön, und sehr reich, und sehr herrlich und großartig, sagte mein Vater zu dem Sacristan, einem jüngeren Bruder aus dem Orden der Benediktiner, – wir sind aber eigentlich hergekommen, um die Leichname zu sehen, von denen Monsieur Sequier der Welt eine so genaue Beschreibung gemacht hat. – Der Sacristan machte eine Verbeugung, zündete eine Fackel an, die er zu dem Ende beständig in der Sacristei bereit hielt, und führte uns nach dem Grab des h. Heribald. – Dies, sagte der Sacristan und legte die Hand auf das Grab, war ein berühmter Fürst aus dem bayrischen Hause, der unter den Regierungen von Karl dem Großen, Ludwig dem Frommen und Karl dem Kahlen großen Einfluß hatte und sehr viel dazu beitrug Alles in Ordnung und Zucht zu erhalten.
    Dann war er ebenso groß im Feld wie im Kabinet, sagte mein Onkel Toby, gewiß ein tapferer Soldat? – Er war ein Mönch, – sagte der Sacristan.
    Mein Onkel Toby und Trim suchten gegenseitig Trost in dem Gesicht des Andern, – fanden ihn aber nicht. – Mein Vater schlug mit beiden Händen auf seinen Hosenlatz, was er immer zu thun pflegte, wenn ihn etwas ganz besonders angenehm erregte; denn obwohl er einen Mönch, ja den Geruch eines Mönchs mehr haßte als alle Teufel in der Hölle, – so war es für ihn doch ein relativer Triumph, daß jener Schuß meinen Onkel Toby und Trim noch härter betroffen hatte, als ihn selbst, und das brachte ihn in den heitersten Humor von der Welt.
    Und wie nennen Sie diesen Herrn? fragte mein Vater ziemlich muthwillig. – Dies Grab, sagte der junge Benedictiner, indem er zu Boden sah, enthält die Gebeine der h. Maxima. Sie war von Ravenna gekommen, um den Leichnam zu berühren des h. Maximus, sagte mein Vater, und platzte mit seinem Heiligen vor jenem herein, – es waren zwei der größten Heiligen in der Martyrologie, setzte mein Vater hinzu. – Entschuldigen Sie, sagte der Sacristan, – sie wollte die Gebeine des h. Germain, des Stifters dieser Abtei, berühren. – Und was gewann sie damit? fragte mein Onkel Toby. – Was gewinnen die Weiber in der Regel dabei? sagte mein Vater. – Das Märtyrerthum, erwiderte der junge Benedictiner, wobei er sich bis auf den Boden verbeugte und dabei das Wort so demüthig aber auch so bestimmt aussprach, daß es meinen Vater für einen Augenblick entwaffnete. Man glaubt, fuhr der Benedictiner fort, daß die h. Maxima seit 400 Jahren in diesem Grabe liegt, und 200 Jahre vor ihrer Heiligsprechung darin lag. – Dies ist eine langsame Beförderung in dieser Armee der Märtyrer, Bruder Toby, bemerkte mein Vater. – Eine ganz verzweifelt langsame, Euer Gnaden, sagte Trim, außer man könnte eine solche Beförderung kaufen. – Ich würde mich lieber ganz wegkaufen, sagte mein Onkel Toby. – Ich bin ganz deiner Ansicht, Bruder Toby, sagte mein Vater.
    Die arme h. Maxima, sagte mein Onkel leise bei sich selbst, als wir von ihrem Grabe wegtraten. – Sie war eine der schönsten, reizendsten Frauen Italiens und Frankreichs, fuhr der Sacristan fort. – Aber wer zum Henker liegt hier neben ihr? fragte mein Vater und deutete mit seinem Stock auf ein großes Grab, an das wir nun gekommen waren. – Das ist der h. Optat, mein Herr, antwortete der Sacristan. – Dieser h. Optat hat eine ganz passende Stelle, sagte mein Vater; aber wie ist seine Geschichte? fuhr er fort. – Der h. Optat, erwiderte der Sacristan, war ein Bischof.
    Das habe ich mir gedacht, wahrhaftig! rief mein Vater, ihn unterbrechend, – der h. Optat – das konnte gar nicht fehlen. – Er zog eilig sein Taschenbuch heraus und schrieb es, während der junge Benediktiner ihm mit der Fackel dazu leuchtete, als eine neue Stütze seines Systems von Vornamen nieder. Und ich darf wohl sagen: er war bei Erforschung

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