Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy
behandeln würden?
Durchaus nicht, sagte er.
Entschuldigen Sie, erwiderte ich, Sie haben damit angefangen, mir einen Riß in die Hosen zu machen, – und jetzt wollen Sie auch noch meine Tasche. Hätten Sie mir dagegen zuerst meine Tasche genommen, wie Sie es mit Ihren Landsleuten machen, – und mir nachher die Hosen von dem bloßen — gezogen, – so hätte ich müssen ein Vieh sein, wenn ich mich beklagen wollte. So aber ist es
Gegen das Gesetz der Natur,
Gegen die Vernunft,
Gegen das Evangelium.
Aber nicht gegen dies, – sagte er, – und gab mir ein gedrucktes Papier in die Hand:
Par le Roy
!
Das ist eine kräftige Einleitung, sagte ich; – und las nun – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Hieraus geht hervor, sagte ich, nachdem ich es schnell überlaufen hatte, daß wenn Jemand in einer Postchaise von Paris abfährt, – er sein Leben lang in einer solchen reisen – oder wenigstens dafür bezahlen muß.
Entschuldigen Sie, entgegnete der Postbote, der Geist der Verordnung ist folgender: – daß wenn Sie in der Absicht abreisen, von Paris bis Avignon mit der Post zu fahren, Sie diese Absicht oder Reiseart nicht ändern dürfen, ohne vorher die Taxe für zwei Posten weiter als der Ort ist, wo Sie Ihren Entschluß ändern, zu bezahlen; – und die Verordnung, fuhr er fort, begründet sich damit, daß die Staatseinkünfte nicht durch Ihre Unbeständigkeit zu kurz kommen sollen.
Beim Himmel! rief ich, – wenn die Unbeständigkeit in Frankreich besteuert wird, – so bleibt uns nichts übrig als den bestmöglichen Frieden mit Ihnen zu schließen.
Und so wurde der Frieden geschlossen.
Und wenn es ein schlechter Frieden ist, – so sollte, da Tristram Shandy den Grund dazu gelegt hat, – Niemand anders deshalb gehängt werden als Tristram Shandy.
237. Kapitel.
Ob schon ich mir bewußt war, dem Postboten so viele feine Dinge gesagt zu haben, daß damit die sechs Livres vier Sous herausgeschlagen waren, war ich doch entschlossen, jene Auflage, ehe ich den Ort verließ, in meine Reisebemerkungen zu notiren. Ich fuhr also mit der Hand in die Tasche, um meine Reisebemerkungen herauszuziehen. aber siehe da! – (und dies mag eine Warnung für alle Reisenden sein, auf ihre Bemerkungen besser aufzupassen) meine Bemerkungen waren fort! – Nie hat noch ein ärgerlicher Reisender einen solchen Lärm und Gepolter um seine Bemerkungen aufgeschlagen, als ich es bei diesem Anlaß that.
Himmel! Erde! Meer! Feuer! schrie ich und rief alle Elemente zu Hilfe, nur die nicht, die ich hätte anrufen sollen – meine Bemerkungen sind fort! – Was soll ich thun? – Herr Postbote, habe ich etwa, als ich neben Ihnen stand, Bemerkungen fallen lassen?
Sie ließen allerdings eine gute Portion sehr sonderbarer fallen, erwiderte er.
O, sagte ich, das waren nur einige, wenige, und nicht über sechs Livres zwei Sous werth; – jene aber waren ein dickes Packet.
Er schüttelte den Kopf.
Monsieur Le Blanc! Madame Le Blanc! haben Sie Papiere gesehen, die mir angehören?
He Zimmermädchen, lauf die Treppe hinauf! – François, geh' ihr nach!
Ich muß meine Bemerkungen wieder haben; – es waren die besten Bemerkungen, die jemals gemacht wurden, rief ich, – die klügsten, – die witzigsten. – Was fang' ich an? – Wohin soll ich mich wenden?
Als Sancho Pansa das Geschirr seines Esels verlor, beklagte er sich nicht bitterlicher.
238. Kapitel.
Als die erste Aufregung vorüber war und die Register des Gehirns ein wenig aus der Verwirrung herauszukommen begannen, in welche sie durch diese verschiedenen Wechselfälle gerathen waren, – fiel mir ein, daß ich meine Bemerkungen in der Kutschentasche gelassen hatte. – Als ich daher meine Kutsche an den Wagner verkaufte, hatte ich meine Bemerkungen mit verkauft.
* * * Ich lasse hier absichtlich einen leeren Raum, damit hier der Leser selbst den Fluch beisetzen kann, den er in der Regel anwendet. – Wenn ich je auf eine Gedankenlosigkeit in meinem Leben einen ganzen Fluch that, so glaube ich war es auf diese * * * * * * sagte ich. So habe ich also meine Bemerkungen durch Frankreich, die so voll Witz waren wie ein Ei voll Nahrungsstoff, und so gewiß 400 Guineen werth wie ein Ei einen Pfennig werth ist, – für vier Louisdors an einen Wagner verkauft – und
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