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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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ignorantiam
und einem Beweis
ad hominem
bestehe; und ich erinnere mich noch recht gut, daß, als er mit mir hinging, um mich in dem Jesuiten-Collegium zu N. einzuschreiben, – so wohl meine würdigen Hofmeister, als auch 2–3 Genossen dieser gelehrten Gesellschaft sich höchlich verwunderten – wie ein Mann, der kaum die Namen seiner Werkzeuge kannte, auf diese Art mit ihnen hantiren konnte.
    Möglichst gut mit ihnen zu hantiren, war mein Vater jedoch beständig gezwungen; – denn er hatte tausend kleine skeptische Ansichten komischer Natur zu vertheidigen, – die meisten derselben traten wie ich wirklich glaube, zuerst nur als Grillen, als
vive la Bagatelle!
auf; und als solche pflegte er sich mit ihnen eine halbe Stunde lang zu amüsiren; und wenn er seinen Witz an ihnen geschärft hatte, sie bis auf ein ander Mal zu entlassen.
    Ich erwähne dies nicht allein als Hypothese oder Vermuthung über den Fortschritt und die Festsetzung mancher wunderlichen Ansichten meines Vaters – sondern auch als Warnung für den gelehrten Leser, vor der unvorsichtigen Aufnahme solcher Gäste, die nachdem sie für einige Jahre lang einen freien und ungestörten Zutritt in unserem Gehirn erlangt haben – endlich eine Art Anspruch auf feste Niederlassung erheben – und die zwar bisweilen nur wie Schäume emporsteigen – weit häufiger aber wie die süßeste aller Leidenschaften als Scherz beginnen und als völliger Ernst endigen.
    Ob dies auch mit den eigenthümlichen Meinungen meines Vaters der Fall war – oder ob seine Urtheilskraft schließlich von seinem Witz übertölpelt wurde – oder in wie weit er mit manchen seiner sonderbaren Ansichten eigentlich Recht haben mochte, – das möge der Leser, wenn er daran kommt, selbst entscheiden. Alles was ich hier behaupte, ist, daß es ihm bei dieser einen Ansicht von dem Einfluß des Vornamens, mochte dieselbe nun bei ihm auf diese oder jene Art Fuß gefaßt haben, völlig Ernst war; – er war hierin ganz mit sich einig, – ganz systematisch und wie alle systematischen Denker, hätte er Himmel und Erde in Bewegung gesetzt und die ganze Natur angespannt, um seine Hypothese zu unterstützen. Mit Einem Wort, ich wiederhole es abermals – es war ihm Ernst; und deshalb verlor er jede Spur von Geduld, wenn er sah, wie Leute, besonders von Stand, die es besser hätten wissen sollen – so sorglos und gleichgiltig in Betreff des Namens waren, den ihr Kind tragen sollte, – ja weit gleichgiltiger, als wenn es sich darum handelte, ob sie ein junges Hündchen Ponto oder Cupido heißen sollten.
    Dies, pflegte er zu sagen, sei ein schlimmes Zeichen – und dabei komme noch der erschwerende Umstand hinzu, daß, wenn einmal ein schlechter Name aus Mangel an Einsicht oder aus Verkehrtheit gegeben sei, es damit nicht sei wie mit dem Charakter eines Menschen, der wenn man ihn auch schlecht gemacht habe, später in das rechte Licht gesetzt; – und manchmal, wenn nicht in diesem zeitlichen Leben, so doch wenigstens möglicherweise nach seinem Tode – wieder hergestellt werden könne; während jenes Unrecht niemals wieder gut zu machen sei; – ja er zweifle, ob hier selbst eine Parlamentsakte etwas machen könnte. Er wisse so gut wie Jeder, daß die Gesetzgebung eine Macht über die Geschlechtsnamen habe; aber aus sehr triftigen Gründen, die er angeben könnte, pflegte er zu sagen, habe sie es niemals gewagt, einen Schritt weiter zu thun.
    Es war merkwürdig, daß obwol mein Vater in Folge dieser Anschauung, wie ich Ihnen bereits mitgetheilt habe, die größten Sympathien und Antipathien in Betreff gewisser Namen hatte, – es doch eine Menge Namen gab, bei denen sich die Wagschale weder auf die eine noch die andere Seite neigte, die ihm vollständig gleichgiltig waren. In diese Classe gehörten Jack, Dick und Tom; mein Vater nannte sie neutrale Namen und behauptete, ohne eine Satyre sagen zu wollen, es habe seit Anfang der Welt zum mindesten ebensoviel Spitzbuben und Narren wie Weise und Edle gegeben, die sie getragen – so daß er glaube, sie haben ihre Wirkung gegenseitig aufgehoben, wie gleiche Kräfte, die in entgegengesetzter Richtung gegeneinander wirkten; – deshalb pflegte er oft zu sagen, er würde nicht einen Kirschkern drum geben, ob er diesen oder jenen derselben wählen sollte. Meines Bruders Namen Bob gehörte auch zu diesen neutralen Vornamen, die nach jeder Richtung hin von geringer Wirkung waren; und da sich mein Vater gerade zu Epsom befand, als mein Bruder den Namen

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