Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
Vom Netzwerk:
ohne sie der Schnitt in meinem Daumen von der Familie Shandy solange hätte verspürt werden können als die Familie Shandy einen Namen trägt.

58. Kapitel.
    Wir kommen auf die † † † † im vorigen Kapitel zurück. Es ist ein ganz besonderer Pfiff der Beredsamkeit (wenigstens war es so, als die Beredsamkeit noch in Athen und Rom blühte; und würde jetzt noch so sein, wenn unsere Redner Mäntel trügen), den Namen eines Dinges nicht zu nennen, wenn man das Ding
in petto
bei sich trägt und es flugs hervorziehen kann, sobald man es braucht. Sei es nun eine Narbe, eine Axt, ein Schwert, ein durchlöchertes Wamms, ein rostiger Helm, 1½ Pfund Pottasche in einer Urne, oder ein irdener Topf für anderthalb Pence; – vor Allem aber ein zartes königlich geschmücktes Kind; – obschon dieses, wenn es noch sehr jung ist und die Rede solange dauert wie des Tullius Cicero zweite Philippika, nothwendig den Mantel des Redners vermachen müßte; – und dann wieder, wenn es zu alt ist, – es für das Geberdenspiel so unbequem und beschwerlich würde, daß er durch das Kind wieder ebensoviel verlöre als er damit gewinnen könnte. Im anderen Falle aber, wenn ein politischer Redner das richtige Alter auf die Minute hin getroffen – sein Bambino im Mantel so schlau, daß es kein Sterblicher riechen kann, verborgen – und dann so geschickt zum Vorschein gebracht hat, daß keine Seele sagen kann, es sei auf eine erzwungene Weise geschehen – o meine Herren, dann hat es stets Wunder bewirkt, – es hat die Thränen-Schleußen einer halben Nation eröffnet, ihre Köpfe verdreht, ihre Grundsätze erschüttert und ihre Politik aus den Angeln gehoben.
    Solche Thaten konnten jedoch wie gesagt nur in den Staaten und zu den Zeiten geschehen. da die Redner Mäntel trugen – und zwar hübsch weite Mäntel, meine Brüder, von etlich und 20 oder 25 Ellen guten Purpurs, extrafeinen, marktfähigen Tuches, – mit breiten fließenden Falten und Futter, und in einem großen Stil der Zeichnung.
    Aus welchem Allem – wenn der geneigte Leser erlaubt, deutlich hervorgeht, daß der Verfall der Beredsamkeit und der geringe gute Dienst, den sie gegenwärtig in und außer dem Hause leistet, von nichts anderem herrührt als von den kurzen Röcken und dem Abkommen der Pluderhosen. – Unter unsern jetzigen können wir nichts bergen, Madame, was des Vorzeigens werth wäre.

59. Kapitel.
    Dr.
 Slop wäre um ein Haar eine Ausnahme von dieser Regel gewesen: denn da er zufällig seinen grünwollenen Beutel auf den Knieen liegen hatte, als er meinen Onkel Toby zu parodiren begann – so war dies für ihn so gut wie der beste Mantel auf der Welt; zu welchem Ende er, sobald er merkte, daß der Satz mit seiner neuerfundenen Zange schließen würde, die Hand in den Beutel steckte, um sofort mit jener an der Stelle, wo der geneigte Leser die † † † † bemerkte, hereinzuklappen. Und hätte er dies zu Stande gebracht – so war mein Onkel Toby unzweifelhaft geschlagen, da Satz und Beweis dann so scharf zusammenfielen, wie die zwei Facen, welche den ausspringenden Winkel eines Ravelins bilden. –
Dr.
 Slop hätte sie nicht fahren lassen – und mein Onkel Toby wäre wol eben so leicht auf Flucht bedacht gewesen, als daß er sie mit Gewalt gekommen hätte; allein
Dr.
 Slop krabbelte so ungeschickt herum, bis er sie herausbrachte, daß er dem Effect die Spitze vollständig abbrach, und was noch zehen Mal schlimmer war (denn solche Widerwärtigkeiten kommen nie allein im Leben), wie er die Zange herauszog, nahm diese zum Unglück auch noch die Spritze mit heraus.
    Wenn ein Satz auf zwei verschiedene Arten verstanden werden kann, – so ist es ein Gesetz des Wortgefechts, daß der Antwortgeber auf denjenigen Sinn erwidern darf, der ihm am passendsten dünkt oder am meisten gefällt. – Dies brachte den Vortheil ganz auf Seite meines Onkels Toby. – Guter Gott! rief mein Onkel Toby. bringt man denn die Kinder mittelst einer Spritze zur Welt?

60. Kapitel.
    Aus Ehre, mein Herr, Sie haben mir mit Ihrer Zange alle Haut von dem Rücken meiner beiden Hände heruntergeschunden, schrie mein Onkel Toby – und meine Knöchel zu Brei zusammengedrückt. – Daran sind Sie selbst Schuld, sagte
Dr.
 Slop, – Sie hätten, wie ich Ihnen sagte, Ihre beiden Fäuste in der Form eines Kinderkopfes zusammendrücken und dabei still sitzen sollen. – Das hab' ich auch gethan, sagte mein Onkel Toby. – Dann waren die Spitzen meiner Zange nicht gehörig

Weitere Kostenlose Bücher