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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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was seine Phantasie frappirte; er ließ den Ellbogen auf dem Tisch ruhen, neigte die rechte Seite seines Kopfes gegen die flache Hand – sah zuerst noch starr ins Feuer – und begann dann mit sich selbst darüber zu Rathe zu gehen und zu philosophiren; da aber sein Kopf durch die Anstrengung, womit er nach neuen Pfaden forschte und die beständige Beschäftigung des Gehirns mit jenen mannichfaltigen Gegenständen, auf die die Unterhaltung nach und nach gerathen, müde geworden war – so kehrte die Idee der Rauchlaterne seine Gedanken bald vollends ganz zu unterst und oberst – so daß er in Schlaf versank, ehe er wußte, woran er eigentlich damit war.
    Was meinen Onkel Toby betrifft, so hatte sich seine Rauchlaterne kaum ein Dutzend Mal umgedreht, als er ebenfalls in Schlaf versank. – Friede sei mit ihnen beiden! –
Dr.
 Slop ist mit der Hebamme und meiner Mutter in der oberen Stube beschäftigt. – Trim verwandelt ein Paar alte Kanonenstiefel in Mörser, um sie als solche nächsten Sommer bei der Belagerung von Messina zu verwenden; – er bohrt gerade die Zündlöcher mit der Spitze eines glühenden Schüreisens. – So sind mir alle meine Helden aus der Hand geschlüpft; – es ist das erste Mal, daß ich einen Augenblick übrig habe, – ich will ihn daher benutzen und meine Vorrede schreiben.

    Die Vorrede des Autors .
    Nein, ich will nicht ein Wort deshalb verlieren: – hier ist sie! – Indem ich sie veröffentliche, appellire ich an die Welt – und der Welt überlasse ich sie; – sie muß für sich selbst sprechen.
    Alles was ich von der Sache weiß ist, daß als ich mich hinsetzte, ich die Absicht hatte, ein gutes Buch zu schreiben; und so weit die Armseligkeit meines Geistes es gestatten würde, – ein weises, ja, ein vernünftiges Buch – wobei ich nur Sorge trug, im Weiterschreiten all den Witz und Verstand (mochte es nun viel oder wenig sein) hineinzulegen, den der große Schöpfer und Verleiher desselben für passend erachtet hatte mir mit zu geben; – so daß, wie der geneigte Leser sieht, – dies gerade so geworden ist, wie es Gott gefallen hat.
    Nun sagt Agalastes (in tadelndem Tone), es möge, so viel er davon verstehe, einiger Witz darin sein – aber durchaus kein Verstand; und Triptolemus und Phutatorius, die ihm beistimmen, werfen noch die Frage auf, wie es denn überhaupt möglich wäre, daß Verstand dabei sein könnte? denn Witz und Verstand gehen in dieser Welt niemals Hand in Hand, da dies zwei geistige Operationen seien, die von einander so weit entfernt wären wie Ost und West. – So sagt Locke; wie einen Wind streichen lassen und schluchzen, sage ich. Allein in Entgegnung hierauf behauptet der große Kirchenrechtslehrer Didius in seinem Codex
Codex de fartendi et illustrandi fallaciis
, daß ein Gleichniß noch lange kein Beweis sei, und setzt dies näher auseinander; – ebenso wenig behaupte ich, daß das Hellwischen eines Spiegels ein Vernunftschluß ist; – aber jedermann sieht dann doch besser; der Hauptvortheil, den diese Dinge haben, besteht somit darin, daß sie den Verstand aufhellen, ehe der Beweis selbst in Anwendung kommt, ihn von all den kleinen Stäubchen oder Flecken von Verdunklungsstoff reinigen, die, wenn man sie darin schwimmen ließe, das Begreifen hindern und Alles verderben könnten.
    Nun, meine lieben Anti-Shandianer und drei Mal trefflichen Kritiker und Collegen (denn für euch schreibe ich diese Vorrede) – und ihr höchst feine Staatsmänner und kluge Doctoren (kommt – nehmt eure Bärte herunter), die ihr wegen eurer Würde und Weisheit berühmt seid; – Monopulus, mein Politikus, – Didius, mein Rath, – Kysarcius, mein Freund, – Phutatorius, mein Führer, – Gastripheres, mein Lebenserhalter, – Somnolentius, mein Balsam und meine Beruhigung – nicht zu vergessen all die Anderen, Schlafende wie Wachende, Geistliche und Bürger, die ich der Kürze halber, keineswegs aus Groll gegen euch, in einen Stummel zusammen fasse. – Glaubt mir, ihr sehr Ehrenwerthen.
    Mein dringendster Wunsch, mein heißestes Gebet für euer Heil, und auch für meines, falls das nicht bereits für uns geordnet ist – besteht darin, daß die großen Gaben und Bescheerungen von Witz und Verstand, nebst Allem was sie gewöhnlich begleitet – als da sind Gedächtniß, Phantasie, Geist, Beredtsamkeit, schnelle Fassungsgabe und was es sonst noch gibt – in diesem köstlichen Augenblick ohne Maß und Ziel, ohne Hemmniß und Störung so warm als es ein Jeder von

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