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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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eben meinem Onkel Toby das Compliment seines Hu – u – u! oder Zwischenpfeifens zurückgeben, als die Thüre – im übernächsten Kapitel – rasch aufging und der Sache ein Ende machte.

56. Kapitel.
    Wir wollen uns jetzt nicht in die Brust werfen und behaupten, daß die Schwüre, die wir in diesem unserem freien Lande losgeben, unser Eigenthum seien; wollen uns auch nicht einbilden, daß weil wir so viel Geist haben, um sie zu schwören, wir auch so viel Witz gehabt hätten, sie zu erfinden.
    Ich will es auf mich nehmen, dies so fort gegenüber jedem Menschenkind zu beweisen, außer gegenüber einem Kenner; – ich muß jedoch bemerken, daß ich nur einen Kenner im Schwören ablehne – wie ich es auch mit einem Kenner im Malen u. s. w. machen würde, denn diese ganze Sippschaft ist so mit dem Gebimmel und Gebammel der Kritik behangen und befetischt – oder um mein Gleichniß fallen zu lassen, was wirklich Schade ist, denn ich habe es ja von der fernen Küste von Guinea hergeholt; – ihre Köpfe, mein lieber Leser, stecken so voll Regeln und Schablonen und sie haben die leidige Neigung sie unaufhörlich bei jeder Gelegenheit in Anwendung zu bringen, daß ein geistreiches Werk lieber gleich zum Teufel fährt, als daß es sich durch sie zu Tode sticheln und foltern läßt.
    – Nun wie sprach Garrick gestern Abend seinen Monolog? – O gegen alle Regel, Herr – höchst ungrammatikalisch; er ließ zwischen Substantiv und Adjectiv, die doch in Zahl, Fall und Geschlecht zusammen stimmen sollten – eine solche Lücke – hielt inne, als ob die Sache erst festgestellt werden müßte; – und zwischen dem Nominativ, der, wie Sie wohl wissen, mein Herr, das Verbum regieren sollte, und diesem hielt er im Epilog wohl ein Dutzend Mal je 3 3 / 5  Secunden lang – nach einer Secundenuhr, Herr – mit der Stimme zurück. – O trefflicher Grammatikus! – Aber wenn er die Stimme zurückhielt, hielt er denn auch den Sinn zurück? Füllte keine ausdrucksvolle Bewegung oder Miene diese Kluft aus? – War sein Auge stumm? – Sahen Sie auch genau hin? – Ich sah nur nach der Secundenuhr, mein Herr. – O herrlicher Beobachter!
    Und was ist es denn mit dem neuen Buch, das so viel Lärm in der Welt macht? – O das ist ganz aus allem Blei, mein Herr – ein ganz unregelmäßiges Product – nicht eine der Ecken an den vier Enden bildet einen rechten Winkel. Ich hatte mein Lineal, meinen Zirkel u. s. w. in der Tasche, mein Herr! – Vortrefflicher Kritikus!
    Und was das epische Gedicht betrifft, das Sie mich anzusehen ersuchen – so habe ich es in der Länge, Breite, Höhe und Tiefe nachgemessen und mit einem genauen Maßstab von Bossu verglichen – aber es stimmt nach keiner Richtung hin, mein Herr. – Wundervoller Kenner!
    – Und sind Sie auf dem Rückweg auch ein wenig bei dem Maler eingetreten und haben das neue große Bild besichtigt? – O eine traurige Schmiererei, mein Herr! nicht in einer einzigen Gruppe das pyramidale Princip gewahrt! – und welch' ein Preis! – Denn da ist weder das Colorit Tizians – noch der Ausdruck des Rubens – noch die Grazie Rafaels – noch die Reinheit des Domenichino – noch der Correggismus des Correggio – oder die Gelehrtheit Poussins – die feinen Mienen Guidos – der Geschmack der Caraccis – oder die großartigen Umrisse M. Angelos. – Gott schenke mir Geduld! – Von all dem Kauderwälsch, das in der wälschenden Welt gewälscht wird, mag immerhin das Kauderwälsch der Heuchelei das schlimmste sein – aber das der Kritik ist jedenfalls das unausstehlichste!
    Gerne wollte ich 50 Meilen zu Fuß machen, denn ich habe leider kein reitbares Pferd, um die Hand des Mannes zu küssen, dessen edelmüthiges Herz die Zügel seiner Einbildungskraft in die Hände seines Autors legt, – dem etwas gefällt, ohne daß er weiß weshalb, und der nicht fragt, warum?
    Großer Apollo! wenn du gerade in einer freigebigen Laune sein solltest, – so gib mir – ich verlange nicht mehr – nur einen Zug natürlichen Humors – nebst einem einzigen Funken deines Feuers – und schicke den Merkur mit Lineal und Zirkel, wenn du ihn gerade entbehren kannst, nebst meinem Compliment zum – gleichviel!
    – Also gegenüber von Jedermann sonst will ich den Beweis antreten, daß alle die Flüche und Verwünschungen, welche wir in den letzten 250 Jahren als Originalflüche in dieser Welt ausgestoßen haben – ausgenommen: beim Daumen des heiligen Paulus! – und Gottes Fleisch und

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