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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Gottes Fisch! was für monarchische Flüche und in Anbetracht ihrer Schöpfer nicht so übel sind; und bei denen es auch, weil es königliche Flüche waren, nicht darauf ankommt, ob sie Fisch oder Fleisch sind – sonst aber, sage ich, gibt es nicht eine Betheurung oder wenigstens nicht einen Fluch, der nicht tausend und aber tausend Mal aus Ernulphus abgeschrieben wäre; nur daß sie wie alle Nachmachereien unendlich weniger Kraft und Geist haben als das Original. – So hält man zum Beispiel: »Gott soll dich verdammen!« für keinen so übeln Fluch – und an und für sich kann er sich auch wohl sehen lassen. – Stellt man ihn aber neben den des Ernulphus: – »Gott der allmächtige Vater soll dich verdammen, – Gott der Sohn soll dich verdammen – und Gott der heilige Geist soll dich verdammen!« – so ist es offenbar nichts mit ihm. – Es liegt in letzterem eine orientalische Großartigkeit, gegen die wir nicht aufkommen; überdies ist Ernulphus weit reicher in seiner Erfindung – besitzt weit mehr Verfluchertalent – hat eine so gründliche Kenntniß der menschlichen Gestalt, ihrer Glieder, Nerven, Sehnen, Bänder, Gelenke – daß wenn er einmal zu verfluchen anfing, kein Theil ihm entging. – Es liegt allerdings eine gewisse Härte in seiner Art und Weise – ein gewisser Mangel an Grazie wie bei Michel Angelo – aber dafür besitzt er eine solche Großartigkeit im Gusto!
    Mein Vater, der alle Dinge in einem ganz anderen Lichte zu sehen pflegte als die übrigen Menschenkinder, wollte übrigens nie zugeben, daß Ernulphus' Fluch ein Original sei. – Er betrachtete ihn vielmehr nur als eine Art Fluchreglement, worin, wie er vermuthete, als das Fluchen unter einem milderen Pontificate etwas herabgekommen war, Ernulphus auf Befehl des folgenden Papstes mit großer Gelehrsamkeit und Fleiß alle darüber bestehenden Satzungen zusammengetragen hatte; – gerade wie Justinian beim Verfall des römischen Reichs seinem Kanzler Tribonian befohlen hatte, alle römischen oder bürgerlichen Gesetze in einen Codex, die Pandekten, zu sammeln, – damit sie nicht durch den Rost der Zeit – und das Mißgeschick, dem alle mündlichen Ueberlieferungen ausgesetzt sind, – der Welt für immer verloren gehen möchten.
    Deshalb behauptete mein Vater öfter, es gebe keinen Fluch, von dem großen und furchtbaren Wilhelms des Eroberers (Beim Glanze Gottes!) bis zu dem elenden eines Gassenkehrers (Gott verdamme deine Augen!). der nicht in Ernulphus zu finden wäre. – Kurz, pflegte er hinzuzufügen, – ich möchte einen Fluch hören, der da nicht drin stünde!
    Diese Hypothese ist wie die meisten meines Vaters ebenso eigenthümlich wie geistreich; – ich habe nur das daran auszusetzen, daß sie meine eigene über den Haufen wirft.

57. Capitel.
    Ach du meine Güte! – meine arme Herrin ist am Ohnmächtigwerden – und ihre Wehen setzen aus – und die Tropfen sind fertig – und die Flasche mit dem Kühltrank ist zerbrochen – und die Wärterin hat sich in den Arm geschnitten – (und ich in den Daumen! rief
Dr.
 Slop); und das Kind ist wo es war, fuhr Susanne fort – und die Hebamme ist rückwärts auf die Kante des Kamingitters gefallen, so daß ihre Hüfte so schwarz aussieht wie Ihr Hut. –
    – Da will ich gleich darnach sehen, sagte
Dr.
 Slop. – Das ist nicht nöthig, erwiderte Susanne, sehen Sie lieber nach meiner Herrin – die Hebamme möchte Ihnen aber vorher gerne berichten, wie die Sachen stehen; sie läßt Sie daher ersuchen geschwind heraufzukommen.
    Die menschliche Natur ist in jedem Handwerk die gleiche.
    Die Hebamme war
Dr.
 Slop vorgezogen worden – das hatte er nicht verdaut. – Nein, erwiderte
Dr.
 Slop, es würde sich vielmehr passen, wenn die Hebamme zu mir herunter käme. – Ich liebe die Subordination, sprach mein Onkel Toby – wenn die nicht gewesen wäre, so weiß ich nicht, was nach der Einnahme von Lille aus der Garnison von Gent geworden wäre, als da im Jahre Zehen ein Brodcravall entstand. – Und ich, erwiderte
Dr.
 Slop, (indem er meines Onkel Toby's Steckenpferd-Betrachtung parodirte, obschon er selbst ein ebenso großer Steckenpferdreiter war) – und ich, Capitain Shandy, weiß nicht, was aus der Garnison da droben bei der Verwirrung und dem Cravall, der jetzt entstanden zu sein scheint, werden könnte, zeigten nicht Finger und Daumen Subordination gegen † † † † – ja die Anwendung derselben ist bei diesem meinem Mißgeschick so sehr angezeigt, Herr, daß

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