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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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schlägst du also vor?«
    Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu konzentrieren. »Wenn du von einer kleinen Stadt sprichst, was meinst du damit, weißt du den Namen? Irgendeine Einkaufsstraße in der Innenstadt? Irgendein Bauprojekt in der Vorstadt, wo vielleicht Dutzende von Häusern stehen?«
    »Nein. Es ist ein Haus an einer Landstraße. Auf dem Satellitenbild sieht es verlassen aus.«
    »Gibt es dort Felder?«
    »Es ist ein Farmhaus.«
    »Abgelegen?«
    »Worauf willst du hinaus, Nick?«
    »Versteckt er sich dort nur? Oder hat er Alexa auch da vergraben? Das macht einen großen Unterschied für das weitere Vorgehen.«
    »Wir wissen nicht, ob sie da ist oder nicht.«
    »Sobald er auch nur das Knacken eines Zweiges hört oder Männer in Tarnuniformen durch den Wald kommen sieht,wird er nicht warten, bis man ihn erschießt. Er wird Alexa töten. Er hat bereits damit gedroht, den Sarg zu fluten, und es würde mich nicht überraschen, wenn er darauf eingestellt wäre, es aus der Ferne zu tun. Das dürfte nicht schwieriger sein, als vom Haus aus den Hebel für ein Bewässerungssystem zu betätigen. Und egal, wie schnell ihr graben könnt, ihr werdet sie nicht rechtzeitig retten.«
    »Das ergibt keinen Sinn. Sie ist doch sein einziges Druckmittel. Er braucht sie lebend. Wenn er den Sarg flutet und sie stirbt, hat er keine Verhandlungsbasis mehr.«
    »Diana, dieser Typ hält sich nicht an die üblichen Regeln. Davon auszugehen, dass er das tut, wäre eine gefährliche Fehleinschätzung. Er will das Grab fluten oder ihr die Luftzufuhr abdrehen, und er möchte auf dem Computerbildschirm zusehen. Er will sehen, wie sie keucht und kämpft und wie sie zu schreien versucht. Er will sie sterben sehen.«
    »Warum dann die Lösegeldforderung?«
    »Er sagt sich, dass er einen Haufen Geld kassieren und sie trotzdem töten kann. Wer führt das Kommando?«
    »Jeff Stoller.«
    »Sag ihm, ich bin mir sicher, dass er mich dabei haben will. Sag ihm, dass ich der Einzige bin, der alles über Dragomir Schukow weiß.«

87. KAPITEL
    Als ich auf der 93 in Richtung Norden fuhr, fing es an zu regnen. Zuerst waren es nur ein paar verdächtige Tropfen aus einem stahlgrauen Himmel, dann aber folgte ein ausgewachsener, sturzflutartiger Platzregen. Es schüttete gewaltig auf eine Art und Weise, die normalerweise nie lange vorhält, weil es unmöglich so weitergehen kann.
    Doch dieser Regen hielt an. Und dann kamen wie aus dem Nichts Windböen auf und peitschten den Regen fast horizontal. Meine Scheibenwischer arbeiteten schon auf der höchsten Stufe, aber ich konnte trotzdem kaum die Straße erkennen. Die anderen Autos begannen zu rutschen und verfielen in ein Kriechtempo; ein paar fuhren sogar an die Seite, um das Ende dieses Wolkenbruchs abzuwarten.
    Normalerweise genieße ich dramatisches Wetter, aber nicht in diesem Moment. Es schien, als würde es das merkwürdige, ungewohnte Gefühl von Angst widerspiegeln, dass mich überkommen hatte.
    Mein Instinkt sagte mir, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen würde.
    Also drehte ich die Musik auf. Nur wenige Stücke konnten mich so aufbauen wie die schrägen Gitarrenriffs und der gewaltige, polternde, dieselgetriebene Rockabilly-Sound von Bill Kirchen, dem Titan der Telecaster, dem Typen, der vor ein paar Jahren »Hot Rod Lincoln« gemacht hat. Ich hörte »Hammer Of The Honky-Tonk-Gods« und dann seine Liveversion von »Too Much Fun«. Als ich die Grenze von New Hampshire erreichte, hatte ich wieder etwas mehr Hoffnung geschöpft.
    Dann musste ich den Stumm-Schalter drücken, um einen Anruf entgegenzunehmen.
    Es war Diana, die mir den Weg zum Sammelpunkt des SWAT-Teams erklärte. »Wir sammeln uns auf einem Parkplatz zwei Meilen vom Haus entfernt. Du wirst dich gemeinsam mit mir dem Team anschließen, das für die Überwachung der Umgebung zuständig ist. Das bedeutet aber auch, dass du außerhalb der Gefahrenzone bleibst.«
    Der Highway war schmaler geworden; mittlerweile war er nur noch eine zweispurige Straße mit Leitplanken auf beiden Seiten. Ich kam an einem Schild VORSICHT ELCHE vorbei.
    »Einverstanden. Sind wir mit dem Auto unterwegs oder zu Fuß?«
    »Mit einem ihrer SUVs, Gott sei Dank. Ich hätte keine Lust, bei einem solchen Wetter draußen rumzustehen. Regnet es bei dir auch?«
    »Es schüttet. Ich bin aber auch nur noch dreißig Meilen von euch entfernt. Höchstens.«
    »Fahr vorsichtig, Nico.«

88. KAPITEL
    Fünfundvierzig Minuten später saß ich auf dem Beifahrersitz

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