Lebendig und begraben
geh jetzt schlafen, Nick.«
»Später.«
Diana kam näher und legte mir ihre Hand auf die Schulter. »Wenn du deinem Kopf und deinem Körper keine Pause gönnst, wirst du anfangen zu versagen. Was ist dann?«
Ich wirbelte herum. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Ich werde nicht versagen.«
»Jetzt bin ich mir ganz sicher, dass du unter Schlafentzug leidest«, sagte sie lachend.
Und ehe ich mich versah, berührten meine Lippen ihre.
Ihr Mund war warm und schmeckte nach Minze. Ich hielt ihr Gesicht zwischen meinen Händen und streichelte ihre Haare. Ihre Augen waren geschlossen. Ihre weichen Hände schoben sich unter mein Hemd und drückten sich flach an meine Brust, während sie mit ihren Fingernägeln zart durch meine Brustbehaarung strich. Dann streichelte ich ihre Brüste, küsste ihren Hals und spürte, wie sie sich an meinem Gürtel zu schaffen machte.
»Diana«, sagte ich.
Sie brachte mich mit einem Kuss zum Schweigen und schlang ihre Beine fest um meine Taille.
»Ich weiß, dass es für uns kein Zurück mehr gibt«, sagte sie.
»Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass das eine Neuauflage war.«
Diana lächelte, aber ihre Augen waren feucht. Sie griff nach mir, und ich hielt sie lange Zeit ganz fest umarmt. Es fühlte sich wundervoll an. Mehr brauchte ich fast nicht.
Mein Telefon klingelte. Ich spähte auf das Display. Marshall Marcus.
»Nick«, flüsterte er. »Ich habe gerade eine Nachricht bekommen.«
Ein Piepen machte mich darauf aufmerksam, dass ein weiterer Anruf auf meinem Handy einging. Dorothy.
»Eine Nachricht von wem?«
»Von
denen
. Sie geben mir noch bis zum Ende des Tages Zeit, und dann wollen sie …«
»Warte mal.« Ich nahm Dorothys Anruf entgegen.
»Nick, Marcus hat gerade eine E-Mail von den Entführern bekommen.«
»Ich weiß. Er hängt in der Warteschleife und hat es mir gerade erzählt.«
»Es sieht gar nicht gut aus«, sagte sie.
Ich spürte, wie mein Mund trocken wurde.
»Sind Sie in der Nähe Ihres Computers?«
Ich zögerte. »Ich bin in der Nähe
eines
Computers.«
»Ich schicke Ihnen sofort eine Mail.«
Ich gab Diana ein Zeichen, und sie brachte mir ihr Notebook. Ich meldete mich an meinem E-Mail-Account an. In der Zwischenzeit schaltete ich mich wieder auf die andere Leitung. »Warte einen Moment, Marshall, ich bin gerade dabei, die Mail zu öffnen.«
»Wie ist das möglich?«
Ich antwortete nicht. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, den Text dieser neuen anonymen E-Mail zu lesen.
DIE REGELN HABEN SICH GEÄNDERT.
DIE NEUE FORDERUNG UM IHRE TOCHTER ZU RETTEN IST GANZ SIMPEL.
FÜNFHUNDERT 500 MILL DOLLAR MÜSSEN BIS GESCHÄFTSSCHLUSS FÜNF UHR NACHMITTAGS 1700 UHR BOSTON-ZEIT AUF DAS UNTEN ANGEGEBENE KONTO ÜBERWIESEN WERDEN.
DARÜBER WIRD NICHT VERHANDELT.
DIES IST DAS LETZTE ANGEBOT.
WENN DIE $$$ BIS HEUTE FÜNF UHR NACHMITTAGS 1700 UHR BOSTON-ZEIT ZU UNSERER ZUFRIEDENHEITEINGEGANGEN SIND WIRD IHRE TOCHTER ALEXA FREIGELASSEN. SIE ERHALTEN NACHRICHT ÜBER IHREN AUFENTHALTSORT UND KÖNNEN SIE DANN ABHOLEN.
KEINE WEITEREN VERHANDLUNGEN MÖGLICH.
FALLS DIE $$$ HEUTE BIS FÜNF UHR NACHMITTAGS 1700 UHR BOSTON-ZEIT NICHT ZU UNSERER ZUFRIEDENHEIT EINGEGANGEN SIND BEKOMMEN SIE EINE LETZTE GELEGENHEIT IHRE TOCHTER ALEXA ÜBER DAS INTERNET ZU SEHEN.
SIE WERDEN ZUSEHEN WIE DER SARG MIT WASSER GEFLUTET WIRD.
SIE WERDEN ZUSEHEN WIE IHRE TOCHTER VOR IHREN AUGEN ERTRINKT.
SIE WERDEN DIE LETZTEN MINUTEN IHRES LEBENS SEHEN.
Dann folgten der Name und die Adresse einer Bank in Belize, die Bankleitzahl und eine Kontonummer.
»Jesus«, sagte ich.
»Nicky«, sagte Marshall Marcus mit hoher, zitternder Stimme. »Lieber Gott im Himmel. Bitte, Nick, hilf mir.«
»Wir kümmern uns um nichts anderes«, sagte ich. »Rund um die Uhr.«
»Fünfhundert Millionen Dollar? Wegen dieser Mistkerle besitze ich eine solche Summe gar nicht mehr, und das wissen die verdammt genau.«
»Wo ist Belinda?«
»Belinda? Sie steht direkt an meiner Seite. Wie immer. Warum?«
»Lass uns das Gespräch beenden«, sagte ich. »Vielleicht gibt es doch noch einen Weg, das Schlimmste zu verhindern.«
»Wie?«
Statt zu antworten, legte ich einfach auf.
Ich lehnte mich vor und gab Diana einen Kuss.
»Ruf mich bitte an, sobald es irgendetwas Neues gibt«, sagte sie.
83. KAPITEL
Ich kam mit einer Schachtel o’Joes von Dunkin’ Donuts und einem weiteren Dutzend gemischter Donuts ins Büro.
Eine halbe Stunde später, nach wiederholten Anrufen in Belize City, hatte
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