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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Seite.
    Eine große Wanderratte machte in kurzer Entfernung von mir Halt. Ihr langer, schuppiger Schwanz kringelte sich. Sie betrachtete mich aus ihren braunen Knopfaugen. Vielleicht war sie neugierig, vielleicht auch nur empört, dass ich sie in ihrem Bau gestört hatte. Sie fuhr sich mit den Pfoten über ihre Barthaare und hoppelte dann fort in die Dunkelheit.
    Von oben fiel fahles Mondlicht durch ein klaffendes Loch in der Unterseite des hölzernen Treppenaufganges.
    Ich begriff sofort, was geschehen war.
    Eine Kugel war in die linke Seite meiner ballistischen Weste geknallt, aber nicht in meinen Körper eingedrungen. Ich war nur aus dem Grund noch am Leben, weil drei Zentimeter solide Eiche die Geschwindigkeit des Geschosses verringert hatten. Aber der Treffer hatte mich aus dem Gleichgewichtgebracht und die Treppe hinuntergestoßen. Dann war ich, die Füße voran, durch die termitenzerfressenen Bohlen durchgebrochen und unten auf dem Zementboden gelandet.
    Ich versuchte zu atmen, aber jedes Mal, wenn ich Luft holte, fühlte es sich an, als würden Dolche in meine Lungen gebohrt. Ich spürte, wie mir warmes Blut am linken Bein hinunterlief. Ich wollte nach der Schussverletzung fühlen.
    Aber es war keine da.
    Stattdessen hatte der etwa dreißig Zentimeter lange Splitter einer geborstenen Bohle den Stoff meiner Jeans durchstoßen und war mehrere Zentimeter tief in meine linke Wade eingedrungen.
    Ich ergriff das Holzstück und riss es aus meinem Bein. Aus dem Holz ragten ein paar lange, rostige Nägel. So schmerzhaft es auch war, das Ding in meiner Wade zu haben – es herauszubekommen war noch viel schlimmer.
    Ich versuchte mich zu erinnern, wie viele Schüsse Schukow auf mich abgegeben hatte. In das Kaliber-50-Magazin der Desert Eagle passten nur sieben Patronen. Hatte er jetzt vier- oder fünfmal gefeuert? Oder sogar sechsmal?
    Vielleicht hatte er keinen einzigen Schuss mehr übrig, vielleicht auch nur noch einen.
    Ich war außer Atem und fühlte mich wie betäubt. Irgendwo über mir quietschte es, dann hörte ich schwere Schritte auf den oberen Stufen. Schukow kam die Treppe herunter.
    Vielleicht glaubte er mich getötet zu haben und wollte sich nur noch einmal davon überzeugen, dass es stimmte. Vielleicht dachte er, er könnte mir jetzt den Rest geben. Statt hier japsend liegen zu bleiben, musste ich mich von der Stelle bewegen, bevor er direkt zu mir hinunterfeuerte.
    Ich tastete nach meiner Waffe, aber sie war nicht im Halfter. Ich hatte sie in der Hand gehabt, als ich getroffen wurde.Vielleicht hatte ich sie bei meinem Sturz fallen lassen. Ich tastete auf dem kalten Boden danach, fuhr mit der Hand über den Zement, den Schutt und den Rattenkot. Aber ich bekam sie nirgendwo zu fassen.
    Dann ging das Licht an. Es war eine nackte Glühbirne, die in etwa drei Metern Entfernung auf einem der Balken befestigt war. Die Decke war niedrig und der Keller klein, er maß ungefähr zehn mal sieben Meter. An die Ziegelwände waren Holzregale geschraubt, auf denen sich Einmachgläser aneinanderreihten. In klapprigen Bücherschränken, die mit Tänzerinnen und Clowns bemalt waren, stapelten sich unter Spinnenweben zerlesene Zeitungen und Magazine. In einer Ecke war ein quadratisches Loch im Boden. Dort steckte eine rostige Lenzpumpe in einer Ölwanne, in der sich Staub und Spinnenweben sammelten. Hier und da standen Klapptische herum, auf denen sich alte Toaster, alle möglichen Küchengeräte und verschiedenster Müll stapelten.
    Schukow machte noch einen Schritt. Ich lag völlig ruhig da, hielt den Atem an und schaute hoch.
    Wenn ich ein Geräusch machte, würde er mich sofort entdecken und ein freies, unbehindertes Schussfeld direkt zu mir. Die Weste würde mich nicht schützen.
    Er wusste, dass ich irgendwo hier unten sein musste. Er hatte gehört, wie ich die Treppe hinuntergepoltert war. Die zerbrochenen Dielen, das klaffende Loch und die fehlenden Treppenstufen hatte er mit Sicherheit bemerkt. Aber wusste er, dass ich mich direkt unter ihm befand?
    Er brauchte nur herunterzuschauen, dann wusste er es. In dem Moment, wo er das tat, war alles vorbei.
    Ich schaute wieder zur nackten Glühbirne hinüber, und dann sah ich die zersplitterte Bohle auf dem Boden liegen. Das Holzstück, dessen ausgerissene Kante in meinem Bein gesteckt hatte.
    Ich griff danach und schleuderte es mit einer raschen Bewegung zum Licht. Die Birne zerbarst, und alles wurde wieder dunkel.
    Im Dunkeln waren die Chancen wieder gerechter

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