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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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ausführlich amüsiert, bevor er meine Mutter kennengelernthat.« Sie legte eine dramatische Pause ein. »Und danach ebenfalls.«
    Ich ignorierte ihre Bemerkung, obwohl ich mir sicher war, dass die Gerüchte stimmten. Richard Armstrong hatte einen gewissen Ruf, und zwar nicht wegen seiner politischen Arbeit. »Sie beide sind also ins
Slammer
gegangen«, sagte ich und wartete auf ihre Antwort. Fünf, zehn Sekunden.
    »Wir haben nur ein bisschen getrunken«, antwortete sie schließlich.
    »Wirkte Alexa aufgeregt? Oder war sie wütend auf ihre Eltern?«
    »Nicht mehr als sonst.«
    »Hat sie etwas davon gesagt, dass sie von zu Hause ausziehen oder woanders hinziehen wollte?«
    »Nein.«
    »Hat sie einen Freund?«
    »Nein.« Sie klang feindselig, als ginge mich das nichts an.
    »Hatte sie vielleicht vor irgendetwas Angst? Oder vor irgendjemandem? Sie ist einmal auf einem Parkplatz entführt worden …«
    »Das weiß ich«, erwiderte sie verächtlich. »Ich bin schließlich ihre beste Freundin, okay?«
    »Also, hatte sie vielleicht Angst, dass so etwas noch einmal geschehen könnte?«
    Taylor schüttelte den Kopf. »Aber sie sagte, ihr Dad würde sich merkwürdig benehmen.«
    »Wie merkwürdig?«
    »Merkwürdig wie ›Er steckt in Schwierigkeiten‹? Ich kann mich nicht genau daran erinnern. Zu dem Zeitpunkt war ich schon ein bisschen angetrunken.«
    »Wohin ist sie nach dem
Slammer
gegangen?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich nehme an, sie ist nach Hause gegangen.«
    »Haben Sie beide die Bar gemeinsam verlassen?«
    Sie zögerte. »Klar«, meinte sie dann.
    Sie log so offensichtlich, dass ich zögerte, es ihr unter die Nase zu reiben, aus Angst, damit jede Chance auf eine Kooperation ihrerseits zu verspielen.
    Plötzlich platzte sie einfach so heraus. »Ist Lexie irgendwas passiert? Wissen Sie etwas? Ist ihr etwas zugestoßen?«
    Wir waren an der Ecke zur Mount Vernon Street stehen geblieben und warteten, bis ein Pärchen an uns vorbeigegangen war und nicht mehr mithören konnte. »Vielleicht«, erwiderte ich.
    »
Vielleicht?
Was soll das denn heißen?«
    »Das soll heißen, Sie müssen mir alles erzählen.«
    Sie warf die Zigarette auf den Bürgersteig, der aus unebenen Ziegelsteinen bestand, trat sie aus und zog dann eine neue aus der Packung in ihrer Handtasche. »Hören Sie, sie hat einen Kerl getroffen, okay?«
    »Können Sie sich an seinen Namen erinnern?«
    Taylor schüttelte den Kopf, zündete sich die Zigarette an und vermied es dabei ganz offenkundig, mir in die Augen zu blicken. »Irgendein spanischer Kerl. Ich weiß es nicht mehr. Ich kann diese Namen nicht auseinanderhalten. Marco, Alfredo … irgend so etwas.«
    »Waren Sie bei ihr, als sie diesen Mann getroffen hat?«
    Ich konnte auf ihrem Gesicht ablesen, wie sie überlegte und ihre Möglichkeiten kalkulierte. Wenn sie sagte, dass sie nicht bei Alexa gewesen wäre, dann würde ich wissen wollen, warum nicht. Ich würde sie fragen, wo sie gewesen war. Wenn zwei Mädchen in eine Bar gehen, bleiben sie fast immer zusammen. Sie trennen sich nicht, um jemanden zu erobern, sondern sie beschützen sich, geben sich Zeichen, erkunden Aussichten für die andere. Manchmal kämpfen sie auch um einen Jungen, klar. Meistens jedoch arbeiten sie als Team.
    »Klar«, sagte sie schließlich. »Aber es war ziemlich laut, und ich habe seinen Namen wirklich nicht verstanden. Außerdem war ich da schon ziemlich angetrunken und wollte einfach nur nach Hause.«
    »Der Kerl hat nicht versucht, Sie anzumachen?«
    Sie zog die Augenbrauen zusammen. Jetzt ging es um ihren Stolz. »Dieser Kerl war dermaßen langweilig«, erwiderte sie schließlich. »Ich habe ihn einfach abblitzen lassen.«
    »Sind die beiden zusammen weggegangen?«, erkundigte ich mich noch einmal.
    Ich musste so lange warten, dass ich schon glaubte, sie hätte mich nicht verstanden. Gerade als ich die Frage wiederholen wollte, antwortete sie. »Ich nehme es an. Aber ich weiß es wirklich nicht genau.«
    »Wieso ist Ihnen das entgangen?«
    »Weil ich zuerst verschwunden bin.«
    Ich ersparte mir die Mühe, sie auf den Widerspruch in ihrer Schilderung hinzuweisen. »Sie sind direkt nach Hause gegangen?«
    Taylor nickte.
    »Sind Sie zu Fuß gegangen?« Louisburg Square lag direkt auf dem Hügel hinter dem Hotel, ein ziemlich kurzer Spaziergang, es sei denn, man war betrunken und trug Schuhe mit Stiletto-Absätzen.
    »Taxi.«
    »Haben Sie später an diesem Abend noch etwas von Alexa gehört?«
    »Warum sollte

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