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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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zweiten Reihe an und wartete darauf, dass die Frau in dem Buick, die eben den Wagen angelassen hatte, auch aus der Lücke fuhr.
    Aber sie ließ sich Zeit. Erst musste sie noch den Lippenstift auffrischen; dann musste sie dringend telefonieren. Ich gewährte ihr noch zehn weitere Sekunden, bevor ich aufgab.
    In der Zwischenzeit rief ich Marcus an. »Marshall, was hat die Polizei dir gesagt?«
    »Die Polizei? Ach, du weißt schon, das übliche Geschwafel.Wenn Alexa bis heute Abend nicht aufgetaucht ist, soll ich eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
    »So lange werden wir nicht warten.«
    »Weißt du schon etwas?«
    »Nein«, erwiderte ich schlicht. »Ich informiere dich, sobald ich etwas erfahren habe.«
    Ich verzichtete darauf, bis zum Jüngsten Tag auf den Parkplatz zu warten, und fuhr weiter.

15. KAPITEL
    Die FBI-Zweigstelle in Boston befindet sich in dem Gebäude One Center Plaza, das zu dem grauenvollen Regierungscenter-Komplex gehört, den irgendwelche Architekten als »beeindruckend« preisen, den die meisten Bostoner jedoch als eine widerliche Betonnarbe auf dem Gesicht unserer wundervollen Stadt betrachten. Das einzige Positive, das ich über das Regierungscenter sagen kann, ist, dass es einmal die Proto-Punkband
The Modern Lovers
zu einem recht anständigen Song inspiriert hat.
    Als ich im sechsten Stock aus dem Aufzug stieg, sah ich das riesige, goldene FBI-Emblem an der Wand und daneben ein Poster mit den zehn meistgesuchten Verbrechern. In dem kleinen Wartebereich befanden sich ein Tor mit einem Metalldetektor und eine tragbare Röntgenmaschine für Gepäckstücke, die beide nicht benutzt wurden. Hinter einer kugelsicheren Glasscheibe saßen zwei Empfangsdamen.
    Ich schob meinen Führerschein in einen Schlitz, der aussah wie der Schlitz an einem Geldautomaten, und wurde gebeten, ihnen mein Blackberry auszuhändigen. Dafür gaben sie mir ein Schild, auf dem in roten Buchstaben BEGLEITUNG ERFORDERLICH stand.
    Eine der Frauen hinter der Glasscheibe sagte etwas in ihr Telefon und erklärte mir dann, dass in wenigen Minuten jemand käme und mich abholte.
    Ich wartete. Das Einzige, was den Blick zu fesseln vermochte, war ein gerahmtes Foto des Präsidenten, das etwas schief an der Wand hing, und einige Prospekte, die für Jobs beim FBI warben. Es gab keine Magazine oder Zeitungen. Und ohne mein Blackberry konnte ich weder meine E-Mails checken noch irgendjemanden anrufen.
    Ich wartete.
    Nach einer halben Stunde ging ich wieder zu der Lady hinter der Glasscheibe und fragte sie, ob man mich vergessen hätte. Sie entschuldigte sich und erwiderte, man hätte mich keineswegs vergessen, gab jedoch keine weitere Erklärung ab.
    Wenn man zehn oder fünfzehn Minuten warten muss, liegt das wahrscheinlich daran, dass eine Konferenz länger gedauert hat als geplant. Überschreitet die Wartezeit jedoch die Grenze von fünfundvierzig Minuten, schicken sie einem eine Nachricht.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis der FBI-Kerl auftauchte.
    Jemanden wie ihn hatte ich nicht erwartet. Es war ein Hüne von einem Mann, der aussah, als würde er eine Menge Zeit im Fitnessstudio verbringen. Er war vollkommen kahl, und zwar auf die Art kahl, die eine Menge Arbeit erfordert; jeden Morgen rasieren oder wachsen oder was auch immer. Er trug eine nachgemachte Rolex, einen grauen Anzug, dessen Ärmel zu kurz waren, ein weißes Hemd, das zu eng am Hals war, und eine gestreifte Regimentskrawatte.
    »Mr. Heller?« fragte er mit tiefer, polternder Stimme. »Gordon Snyder.«
    Er streckte mir die Hand hin, die so riesig und ledrig war wie ein alter Baseballhandschuh, und schüttelte dann meinemit viel zu festem Händedruck. »Stellvertretender leitender Special Agent«, setzte er hinzu.
    Das bedeutete, er war einer der Top-Jungs im Bostoner Büro des FBI, direkt unter dem leitenden Special Agent. Ich leistete meinem Schürzenjäger und Kongressabgeordnetem aus Sarasota Abbitte.
    Snyder stieß die Tür auf und führte mich in einen kahlen, weißen Korridor zu seinem Vorzimmer, in dem eine müde aussehende Sekretärin hockte, die nicht einmal von ihrem Computer hochsah, als wir an ihr vorbeigingen. Sein Büro war ziemlich geräumig und bot einen Blick auf die Cambridge Street. Ein langer Tisch, zwei Computermonitore, ein großer Flachbild-Fernseher, auf dem CNN ohne Ton lief. Ein runder Konferenztisch mit einer Glasplatte und eine rote Kunstledercouch. Zwei Fahnen hingen hinter seinem Schreibtisch gekreuzt an der Wand, die Flagge der Vereinigten

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