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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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bei ihren Gesprächspartnern. Selbst in SMS-Texten gibt es subtile Nuancen im Tonfall und im Rhythmus.«
    Während ich fuhr, nahm ich schwach ihr Parfüm wahr. So etwas hatte ich noch an keiner anderen Frau jemals gerochen: Rose, Veilchen und Zedern – elegant, betörend und unvergesslich.
    Neurologen erzählen uns, dass nichts die Vergangenheit so schnell und machtvoll zurückbringen kann wie ein Geruch. Offenbar erregt dieser Nerv etwas im limbischen System des Gehirns, da, wo man Langzeiterinnerungen auf seiner mentalen Festplatte speichert.
    Dianas Parfüm jedenfalls brachte einen ganzen Schwall von Erinnerungen zurück. Die meisten waren ziemlich glücklich.
    »Wie lange bist du schon in Boston?«, erkundigte ich mich.
    »Etwas länger als ein Jahr. Ich habe munkeln hören, dass du auch hier wärst. Hat Stoddard dich hergeschickt, um eine Zweigstelle zu eröffnen oder so etwas?«
    »Nein, ich bin jetzt selbstständig.« Ich fragte mich, ob sie sich nach mir erkundigt hatte, und unterdrückte ein Lächeln.
    »Gefällt es dir?«
    »Es wäre perfekt, wenn der Boss nicht so ein Sklaventreiber wäre.«
    Sie lachte bedauernd. »Nick Heller, Firmeninhaber.«
    »Du sagtest Pembroke Street, richtig?«
    »Genau. Geht von der Columbus Avenue ab. Danke, dass du mich herfährst.«
    »Ist mir ein Vergnügen.«
    »Hör zu, ich möchte mich für Spike entschuldigen«, sagte sie.
    »Spike?«
    »Gordon Snyder. Spike ist sein Spitzname aus der Schulzeit. Er hat sein ganzes Leben lang versucht, dafür zu sorgen, dass die Leute ihn vergessen.«
    »Spike?«
    »Sag ihm ja nicht, dass ich ihn dir verraten habe. Verspricht du das?«
    »Mir fallen auf Anhieb etliche bessere Spitznamen für ihn ein als Spike«, antwortete ich. »Und keiner davon ist besonders nett. Also, woher weißt du, dass ich mich mit ihm getroffen habe?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe gesehen, wie du aus seinem Büro gestürmt bist. Es sah aus, als wäre das Gespräch nicht besonders gut gelaufen.«
    »Hat er dir gesagt, worüber wir geredet haben?«
    »Klar.«
    Ich fragte mich, ob sie mir auch nach draußen gefolgt war. Vielleicht war dieses Zusammentreffen keineswegs ein Zufall. Vielleicht hatte sie gehört, dass ich im Gebäude war, und wollte Hallo sagen.
    Vielleicht war das ja wirklich alles, was sie wollte.
    Ich machte noch eine Notiz in die geschlossene Akte
Madigan, Diana.
    »Also, wieso ist er so auf Marshall Marcus fixiert?«
    »Marcus ist sein großer, weißer Wal.«
    »Aber warum?«
    »Kerle wie er werden immer hartnäckiger, je schwerer die Beute zu fassen ist. Das müsste dir bekannt vorkommen, Nico.«
    Das brauchst du mir nicht zu sagen, dachte ich. »Jedenfalls scheint er erheblich mehr daran interessiert zu sein, Marcus zur Strecke zu bringen, als seine Tochter zu finden.«
    »Das liegt vielleicht daran, dass er für Wirtschaftsverbrechen verantwortlich ist.«
    »Aha.«
    »Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht verstehe, warumdu dich mit dem Chef der Abteilung für Wirtschaftsverbrechen triffst, wenn du nach einem verschwundenen Mädchen suchst.«
    Ich fragte mich gerade dasselbe. »Man hat mir diesen Namen genannt.«
    »Ist Marshall Marcus ein Freund von dir?«, wollte sie wissen.
    »Ein Freund der Familie.«
    »Ein Freund von deinem Vater?«
    »Meine Mutter hat für ihn gearbeitet«, erwiderte ich. »Und ich mag seine Tochter.«
    »Wie viel weißt du über ihn?«
    »Vermutlich nicht genug. Offensichtlich ermittelt ihr wegen irgendetwas gegen ihn. Was kannst du mir denn über ihn sagen?«
    »Nicht viel.«
    »Nicht viel, weil du nichts weißt? Oder weil er die Zielperson einer FBI-Untersuchung ist?«
    »Weil es eine geheime Ermittlung ist. Und ich stehe auf der anderen Seite der Firewall.«
    Ich hielt vor ihrem schmalen, hübschen Mietshaus an und parkte in der zweiten Reihe neben einem Parkplatz, in den der Defender leicht hineingepasst hätte.
    »Noch mal danke fürs Fahren«, meinte sie und öffnete die Tür.
    »Sekunde. Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
    »Und der wäre?«
    »Glaubst du, du könntest beantragen, Alexa Marcus’ Handy zu orten?«
    »Ich … das ist ein bisschen kompliziert. Es ist nicht so leicht, Snyder einfach zu übergehen. Wie kommst du auf die Idee, dass ihr etwas passiert ist?«
    Ich wollte antworten, als sie sich umsah. »Hör zu«, sagtesie, »wenn du willst, kannst du eine Sekunde mit hochkommen und mir alles erklären.«
    Ich zuckte mit den Schultern und machte auf cool. »Ist ohnehin eine

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