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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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wurde bei einem Einsatz getötet, als sie noch ein Teenager gewesen war. Danach war ihre Mutter mit ihr nach Sedona gezogen und hatte einen Schmuck- und Kristallladen aufgemacht.
    Ich bemerkte, dass ihr Körper sich leicht zu mir neigte. »Ich glaube, ich kenne dieses Hemd«, meinte sie dann. »Habe ich es dir nicht geschenkt?«
    »Das hast du. Seitdem habe ich es nie mehr ausgezogen.«
    »Guter alter Nico. Du bist der eine Fixpunkt in einem sich stetig verändernden Zeitalter.«
    »Sherlock Holmes, richtig?«
    Sie schenkte mir ihr unergründliches Lächeln. »Also gut,ich stelle einen Antrag bei AT&T. Ich finde schon einen Weg, ihn durchzuboxen.«
    »Das weiß ich wirklich zu schätzen.«
    »Hör zu, es geht nicht um dich oder um uns. Es geht um das Mädchen. Soweit es mich betrifft, ist Alexa Marcus nach dem Gesetz noch minderjährig und könnte in Schwierigkeiten stecken. Mehr muss ich nicht wissen.«
    »Also ist das jetzt offiziell eine FBI-Angelegenheit?«
    »Nicht notwendigerweise. Jedenfalls noch nicht. Aber wenn ich dir helfen kann, weißt du ja, wo du mich findest.«
    »Danke.« Ein langes, peinliches Schweigen folgte. Keiner von uns war der Typ, der lange über irgendeine Auseinandersetzung brütete oder auf emotionalen Narben herumhackte. Außerdem waren wir beide sehr geradeheraus. Und wenn es jemals eine Gelegenheit geben sollte, über das ganze zerbrochene Geschirr zu reden, dann jetzt, hier in ihrer Wohnung, nur wir beide.
    »Wieso …«, setzte ich an, hielt jedoch inne.
Wieso hast du mir nie gesagt, dass du nach Boston versetzt worden bist?,
hatte ich fragen wollen. Aber ich wollte nicht, dass es wie eine Kritik klang. »Und das Gleiche gilt für dich. Falls du mich jemals brauchst, bin ich da. Direkt auf deiner Schwelle. Wie ein Schuhkarton von Zappos.«
    Sie lächelte und drehte sich zu mir herum, aber als ich in ihre grünen Augen sah und ihren Atem auf meinem Gesicht fühlte, lagen meine Lippen auch schon auf ihren. Sie waren warm und weich, ihr Mund schmeckte nach Limone, und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn näher zu erforschen.
    Ein Telefon klingelte.
    Da meine Hände fast unwillkürlich zu ihren Hüften geglitten waren, bemerkte ich wahrscheinlich als Erster, dass ihr Blackberry vibrierte.
    Diana wich ein Stück zurück. »Sekunde, Nico«, sagte sie und zog ihr Blackberry aus dem Futteral an ihrem Gürtel.
    Dann hörte sie zu. »Okay«, sagte sie. »Ich bin gleich da.«
    »Was gibt es?«
    »Mein Raubtier«, sagte sie. »Er schickt mir wieder SMS. Ich glaube, er wird ein bisschen misstrauisch. Er möchte den Zeitpunkt für unser Treffen verschieben. Ich muss wieder zur Arbeit. Ich … es tut mir leid.«
    »Mir auch«, antworte ich.
    Sie war aufgestanden und sah sich nach ihrem Dienstausweis und ihrem Hausschlüssel um. »Was zum Teufel haben wir da eben eigentlich gemacht?«, fragte sie, ohne mich anzusehen.
    »Was wir da gemacht haben … ich weiß es nicht, aber …«
    »Ich melde mich, wenn ich etwas über dieses iPhone herausgefunden habe«, versprach sie.
    »Ich kann dich gerne zurückfahren.«
    Plötzlich war sie vollkommen sachlich. Sie schüttelte den Kopf. »Mein Wagen steht direkt vor der Tür«, sagte sie.
    Für mich fühlte es sich an, als würde ich aus einer Sauna in eine anderthalb Meter hohe Schneewehe springen.

20. KAPITEL
    Nachdem wir uns verabschiedet hatten, fuhr ich zum Fuß des Beacon Hill und bog in die kreisförmige Auffahrt vor dem Graybar ein, der letzte Ort, an dem Alexa meines Wissens nach gewesen war.
    Man sollte annehmen, dass die meisten Menschen nur ungern eine Nacht in einem zum Hotel umgebauten ehemaligen Gefängnis verbringen wollen. Aber die Bauherrn des
Graybar
hatten bei der Umgestaltung der alten Bostoner Besserungsanstaltganze Arbeit geleistet. Früher einmal war es eine finstere, gedrungene, schwarze Monstrosität gewesen, schmutzig und überfüllt, in der legendäre Aufstände stattgefunden hatten. Als Roger und ich noch Kinder waren und Mom mit uns über den Storrow Drive am Gefängnis vorbeifuhr, haben wir immer versucht, einen Blick auf die Gefangenen an ihren Zellenfenstern zu erhaschen.
    Ich persönlich glaube nicht, dass Gebäude negative Energie speichern, aber die Bauherrn wollten sichergehen. Also hatten sie eine Gruppe von buddhistischen Mönchen beauftragt, dort Salbei zu verbrennen und Gebete zu singen und den Ort vom schlechten Karma zu reinigen.
    Offenbar ist den Mönchen eine Stelle entgangen. Die negative Energie an der

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