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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Schande, so einen tollen Parkplatz zu verschwenden«, meinte ich.

19. KAPITEL
    Ihre Wohnung lag im ersten Stock und war nicht sonderlich groß, höchstens siebzig oder achtzig Quadratmeter. Trotzdem fühlte sie sich nicht klein an, sondern üppig, warm und einladend. Die Wände waren in verschiedenen Schattierungen von Schokoladenbraun und Erdtönen gestrichen. Die Möblierung schien von Flohmärkten zu stammen. Aber jedes einzelne Möbelstück, jeder Gegenstand, jede von diesen merkwürdigen, eisernen Lampen und jedes Gobelinkissen und jeder der kupfernen Bilderrahmen waren sorgfältig ausgesucht worden.
    Diana führte mich zu einem großen, gepolsterten Ecksofa, während sie Kaffee für mich machte – frisch gemahlene Bohnen in einer Stempelkanne. Sie servierte ihn in großen Bechern, die von Hand bemalt zu sein schienen. Der Kaffee war dunkel, stark und köstlich. Sie selbst trank allerdings keinen, weil sie sonst nicht schlafen konnte. Stattdessen schenkte sie sich ein Glas Mineralwasser mit einem Schuss frisch gepresster Zitrone ein.
    Im Hintergrund spielte leise Musik, ein einfaches, ansteckendes Lied, eine sanfte Gitarrenmelodie mit vielen Synkopen. Eine rauchige, weibliche Stimme sang erst auf Portugiesisch, dann auf Englisch … ein melodisches Lied über einen Stock und einen Stein und eine Glasscheibe, über das Ende der Verzweiflung und die Freude im Herzen.
    Gerade sang die Frau auf Portugiesisch.
É pau, é pedra, éo fim do caminho … un pouco sozinho.
Ich wusste nicht, was die Worte bedeuteten, aber ihr Klang gefiel mir.
    »Wer singt da?«, erkundigte ich mich. Sie hatte schon immer Sängerinnen geliebt; Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Nina Simone und Judy Collins. Alles Meister ihres Fachs und alle vollkommen unterschiedlich.
    »Susannah McCorkle, ›The Waters of March‹. Eine verblüffende Interpretation, stimmt’s? Je mehr man ihr zuhört, desto mehr Schichten entdeckt man. Es klingt lässig und entspannt, und plötzlich wird es tiefer und immer tiefer und inniger.«
    Ich knurrte zustimmend.
    Wenn eine Frau einen in ihre Wohnung einlädt, weiß man gewöhnlich, was man zu erwarten hat. Aber nicht in diesem Fall. Wir hatten uns beide weiterentwickelt, waren von intimen Freunden zu einfach nur guten Freunden geworden.
    Ich hatte jede Menge Freundinnen. Aber es gab nur eine Diana.
    Und auch wenn wir nur gute Freunde waren, änderte das nichts an dem, was ich für sie empfand. Und sie war deshalb nicht weniger attraktiv, konnte mich nicht daran hindern, sie von hinten zu beobachten, die Kurve ihrer Taille zu bewundern, wie sie in ihren wohlgeformten Po überging. Sie war für mich nicht weniger bewundernswert als früher, noch hatte ihre Faszination abgenommen. Und auch die Stärke ihres Magnetfeldes war nicht schwächer geworden.
    Diese verdammte Frau hatte eine Art eingebauten Traktorstrahl. Das war einfach nicht fair.
    Aber wir waren hier, um über Alexa Marcus zu reden, und ich war entschlossen, die indirekten Grenzen zu respektieren. Ich erzählte ihr das Wenige, was ich über das wusste,was mit Alexa passiert war, und auch über Taylor Armstrong, die Busenfreundin.
    »Ich sage es nicht gern, aber Snyder hat nicht ganz unrecht«, erklärte sie dann. »Das Ganze ist nicht einmal zwölf Stunden her. Also, sie hat einen Jungen kennengelernt, ist zu ihm nach Hause gegangen und schläft jetzt in irgendeinem Studentenwohnheim ihren Rausch aus. Das ist doch möglich, oder?«
    »Möglich, klar. Aber nicht wahrscheinlich.«
    »Warum nicht?«
    »Erstens sieht es Mädchen ihres Alters nicht ähnlich, von der Bildfläche zu verschwinden. Sie hätte sich bei ihren Freunden gemeldet. Diese Mädchen schicken sich permanent irgendwelche Nachrichten. Sie bedienen ihre kleinen Handys wie Stenotypistinnen.«
    »Sie ist ein viel zu gut behütetes Mädchen mit einem schwierigen Familienleben, und sie testet ihre Grenzen aus«, widersprach Diana. Sie saß auf einem Sessel im rechten Winkel zu meiner Couch und hatte die Beine untergeschlagen. Die Cowboystiefel hatte sie ausgezogen. Ihre Fußnägel waren dunkelrot lackiert. Und das einzige Make-up auf ihrem Gesicht war das Lipgloss. Ihre Haut war fast durchscheinend. Sie trank einen tiefen Schluck von dem Sprudelwasser, aus einem hübschen, handgeblasenen blauen Wasserglas.
    »Ich glaube nicht, dass du das wirklich denkst«, erklärte ich. »Jedenfalls nicht bei der Arbeit, die du machst.«
    Der Umriss ihres Mundes veränderte sich unmerklich, so subtil, dass man

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