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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Rezeption war so stark, dass ich das starke Bedürfnis verspürte, meine Neun-Millimeter-Halbautomatik auf den herablassenden Angestellten zu richten, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er schien vollkommen in ein Gespräch mit seiner weiblichen Kollegin über
Jersey Shore
vertieft zu sein. Außerdem war die Musik in der Lobby ohrenbetäubend laut. Glücklicherweise lag meine Waffe sicher zu Hause in meinem Waffenschrank.
    Ich räusperte mich. »Würde jemand bitte Naji Bescheid sagen? Sagen Sie ihm, Nick Keller wartet auf ihn.« Naji war der Sicherheitschef des Hotels.
    Der Kerl hob mürrisch den Hörer ab und murmelte irgendetwas in die Muschel. »Er kommt gleich hoch«, sagte er dann. Seine Frisur war eine kunstvoll unordentliche Angelegenheit mit einer Tonne Gel, und seine Haare fielen ihm in die Augen. Er trug einen angesagten Dreitagebart und einen schwarzen Anzug, der zu eng und an den Armen zu kurz war. Seine Armlöcher waren ziemlich eng geschnitten und das Revers etwa einen Zentimeter breit.
    Ich wartete an der Rezeption. Der Angestellte setzte dieDiskussion über Snooki und
Die Lage
fort. Schließlich bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass ich an der Rezeption stehen geblieben war, und drehte sich noch einmal herum. »Kann eine Weile dauern.« Er klang gereizt.
    Ich schlenderte durch die Lobby. Vor einem uralten Aufzug stand ein Schild in einem Messingrahmen mit Fußständer, das auf das
Slammer
hinwies. Ich fuhr mit dem Aufzug in den vierten Stock und sah mich um. An den Ziegelwänden waren Flachbildschirmfernseher montiert, die alle dieselbe Nachrichtensendung von Fox zeigten. Und es gab auch Aufnahmen von Berühmtheiten an den Wänden, Jim Morrison, Michael Jackson, O. J. Simpson, Janis Joplin und sogar Bill Gates in jungen Jahren.
    Außerdem gab es Ledercouches und Bänke. Eine sehr lange Bar. Im Fußboden eingelassene Lampen. Ein schwarzes Eisengeländer um ein Atrium, das etwa drei Stockwerke hoch war. Nachts war dieser Laden wahrscheinlich beeindruckend, aber im unerbittlichen Licht des Tages wirkte er öde und enttäuschend, wie die Requisiten eines Zauberers, wenn man sie genauer untersucht.
    Es gab etliche Überwachungskameras, meistens die üblichen, unauffällig schwarzen Kuppeln, die an den Decken montiert waren. Einige waren sogar als Scheinwerfer getarnt. Das konnte man sehen, weil die Birnen, die eigentlich Kameralinsen waren, eine andere Farbe hatten. Diejenigen hinter der Bar sollten vermutlich die Angestellten davon abhalten, Geld zu unterschlagen oder Flaschen zu stehlen. Die Kameras in der Lounge waren etwas diskreter getarnt, wahrscheinlich weil die Gäste der Bar sich vermutlich unwohl gefühlt hätten, wenn sie gewusst hätten, dass jede ihrer Bewegungen aufgenommen wurde. Allerdings passten diese hausinternen Kameras meiner Meinung nach perfekt zu dem Gefängnisdekor.
    Als ich zum Empfang zurückkehrte, wartete bereits ein sehr gut aussehender dunkelhaariger Bursche auf mich. Er hatte typisch arabische Gesichtszüge: olivfarbene Haut, dunkle Augen und eine kräftige Nase. Er trug denselben schwarzen Anzug, war jedoch glatt rasiert und hatte sein Haar gekämmt. Offenbar war das der Sicherheitschef des Hotels.
    Er lächelte, als ich mich ihm näherte. »Mr. Heller?«
    »Danke, dass Sie sich mit mir treffen, Naji«, antwortete ich.
    »Mr. Marcus ist ein sehr guter Freund des
Graybar
«, erwiderte er. »Ich helfe selbstverständlich so gut ich kann.« Marshall Marcus war nicht nur ein »Freund« des Hotels, sondern einer der ersten und größten Investoren. Er hatte also angerufen und mein Auftauchen angekündigt, wie ich ihn gebeten hatte.
    Naji zeigte mir einen rechteckigen Schlüsselanhänger mit einem BMW-Logo in der Mitte: Das war der schlüssellose Handsender für Marcus’ vier Jahre alten M3, »die Blechkiste«, die er Alexa überlassen hatte. An dem Schlüsselanhänger war ein Parkticket befestigt.
    »Ihr Wagen stand in unserer Tiefgarage. Wenn Sie wollen, bringe ich Sie gern selbst dorthin.«
    »Sie hat den Wagen also nicht angefordert?«
    »Offensichtlich nicht. Ich habe dafür gesorgt, dass niemand den Wagen anfasst, falls Sie Fingerabdrücke nehmen müssen.«
    Der Mann hatte offensichtlich Erfahrung. »Möglicherweise wird die Polizei das tun«, antwortete ich. »Haben Sie eine Ahnung, wann Alexa den Wagen hat parken lassen?«
    »Selbstverständlich, Sir«, erwiderte Naji und zog ein Parkticket hervor. Es war ein typisches, fünfteiliges, perforiertes Formular. Am unteren

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