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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Psychopath?«
    Schweigen antwortete ihr. Sie hörte ihre eigenen Atemzüge, flach, angestrengt und schnell.
    »Hören Sie mich, Sie Widerling? Wissen Sie, was man mit Ihnen anstellen wird?«
    Schweigen.
    Sie wartete angespannt auf seine Antwort.
    Hatte er sich entschlossen, nicht mehr mit ihr zu sprechen?
    Jetzt erst begriff sie, wie sehr sie von der Eule abhing.
    Von dem Mann mit der Eulentätowierung auf seinem Hinterkopf. Die Eule war ihre einzige Verbindung zur Welt. Und sie besaß vollkommene Macht über sie.
    Sie durfte die Eule nie wieder beleidigen!
    »Es tut mir leid«, sagte sie.
    Schweigen.
    »Bitte, das tut mir so leid, ich hätte das nicht sagen sollen. Bitte, reden Sie mit mir.«
    Nichts.
    O Gott! Jetzt verstand sie den Ausdruck »Grabesstille«. Absolute Stille war überhaupt nicht friedlich. Es war das Schlimmste, was es gab.
    Es war die reinste Hölle.
    Sie schüttelte sich, stöhnte und weinte leise. »Es tut mir leid. Kommen Sie zurück.«
    »Alexa«, meldete sich die Stimme endlich. Eine ungeheure Erleichterung durchströmte sie.
    »Möchtest du jetzt mit uns kooperieren?«
    Sie begann zu weinen.
    »O ja, das will ich, das will ich wirklich. Bitte, sagen Sie mir, was ich tun soll!«
    »Dir ist jetzt klar, dass es meine Entscheidung ist, ob du lebst oder stirbst?«
    »Ja«, sagte sie. »O ja. Bitte, ich mache es. Alles. Wenn Sie mich hier herauslassen, mache ich alles, was Sie wollen. Absolut alles. Alles, was Sie wollen.«
    Aber warum sagte er jetzt »ich«, statt »wir«? Was hatte das zu bedeuten?
    »Alexa, ich möchte, dass du unter deine Matratze greifst. Schaffst du das?«
    »Ja.«
    Gehorsam senkte sie ihre Hände auf die dünne Matratze und stellte fest, dass sie auf etlichen Metallbändern lag, die gekreuzt gespannt waren und etliche Zentimeter Zwischenraum hatten. Vermutlich verliefen sie über die ganze Länge des Sarges. Sie fand eine Lücke zwischen den Bändern undtastete mit den Händen in den freien Raum darunter. Wie tief reichte dieser Raum? Sie berührte mit der linken Hand einen Gegenstand, mehrere Gegenstände, und ertastete den Verschluss und den schmalen Hals von etwas, das sich wie eine Plastikflasche anfühlte. Davon gab es viele. Sie packte eine mit ihrer linken Hand und zog sie durch die Lücke zwischen den Bändern. Es war eine Wasserflasche.
    »Ja, sehr gut«, sagte die Stimme. »Wie du siehst, habe ich dir etwas Wasser da gelassen. Du musst sehr durstig sein.«
    »Ja, weiß Gott, ja, das bin ich.«
    Als sie jetzt darüber nachdachte, registrierte sie, dass ihr Mund vollkommen ausgetrocknet war.
    »Wenn du willst, trink«, sagte die Stimme.
    Sie öffnete den Verschluss mit der anderen Hand. Es knackte, und sie setzte die Flasche an ihre rissigen Lippen. Sie trank gierig und vergoss etwas Wasser auf ihr Gesicht und ihr Hemd, aber das kümmerte sie nicht.
    »Es gibt genug Wasser für ein paar Tage«, erklärte die Stimme. »Vielleicht sogar für eine Woche. Da unten liegen auch ein paar Proteinriegel, aber nicht sehr viele. Sie reichen für ein paar Tage. Wenn das Essen und das Wasser verbraucht sind, gibt es nichts mehr. Dann wirst du verhungern. Aber vorher wirst du ersticken.«
    Sie trank weiter und schluckte dabei Luft mit dem Wasser, während sie einen Durst stillte, dessen sie sich bis dahin überhaupt nicht bewusst gewesen war.
    »Und jetzt musst du mir zuhören, Alexa.«
    Sie nahm die Flasche vom Mund, aus Angst, dass die Eule sie erneut alleinlassen würde. »Ja!«, stieß sie keuchend hervor.
    »Wenn du genau das sagst, was ich dir auftrage, und dein Vater genau das tut, was ich von ihm verlange, wirst du von dieser Folter befreit werden.«
    »Er wird Ihnen alles geben, was Sie wollen«, sagte sie.
    »Aber bist du dir sicher, dass er dich genug liebt, um dir die Freiheit zu schenken? Liebt er dich wirklich genug?«
    »Ja!«, sagte sie.
    »Liebt er dich überhaupt, so richtig? Eine Mutter wird immer alles für ihr Kind tun, aber deine Mutter ist tot. Ein Kind kann sich der Gefühle seines Vaters nie wirklich sicher sein.«
    »Er liebt mich«, wiederholte sie kläglich.
    »Ich nehme an, du wirst jetzt bald herausfinden, ob das stimmt«, antwortete die Stimme. »Und zwar wirst du die Antwort sehr schnell erfahren. Denn wenn dein Vater dich nicht liebt, wirst du hier unten auf schreckliche Weise verrecken. Du wirst keine Luft mehr bekommen, dir wird schwindlig werden, du wirst nicht mehr klar im Kopf sein, du wirst dich erbrechen, du wirst Krämpfe haben, und ich

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