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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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alleine dagesessen?«, meinte ich. »In einem dieser großen Sessel am Fenster?«
    Sie runzelte die Augenbrauen. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass ich immer wieder von diesen großen Ledersesseln redete. »Ja, ich habe dagesessen und eine Illustrierte gelesen. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Was sagt man dazu«, meinte ich. »Da sind wir ja.«
    »Wo?«
    Wir waren an der Ecke Beacon und Charles stehen geblieben.Direkt gegenüber von uns lag der Starbucks, von dem sie redete. »Sehen Sie genau hin«, forderte ich sie auf.
    »Was?«
    »Der Starbucks hat keine großen, weichen Ledersessel, stimmt’s?«
    »Schon, aber …«
    »Und was sehen Sie noch? Da stehen auch keine verdammten Sessel am Fenster. Hab ich recht?«
    Sie sah hin, aber das war nur Show. Sie wusste genau, dass sie gerade bei einer weiteren Lüge erwischt worden war. »Hören Sie zu, er wollte ihr nur eine tolle Nacht bieten«, sagte sie tonlos und vollkommen unbewegt. Sie nahm eine Zigarette heraus, zündete sie an und inhalierte tief. »Ich habe ihr nur einen Gefallen getan. Immerhin hatte sie noch nie eine richtige Beziehung gehabt.«
    »Sie sind wirklich eine tolle Freundin«, erwiderte ich. »Ich wäre wirklich nur ungern ihr Feind. Sie wussten, dass man Alexa schon einmal entführt hatte und sie davon immer noch traumatisiert war. Dann haben sie einen Kerl getroffen, den sie vielleicht sogar schon kannten, und haben ihn auf ihre sogenannte beste Freundin angesetzt. Einen Kerl, den sie selbst für schmierig gehalten haben. Einen Kerl, der eine K.-o.-Droge in den Drink Ihrer besten Freundin geschüttet hat, wahrscheinlich mit Ihrem Wissen. Und sie entführt hat. Vielleicht hat er sie sogar getötet.«
    Eine lange, schwarze Limousine hielt neben uns an der roten Ampel.
    Ich machte mächtig Druck und wusste, dass ich Taylor zu einer Reaktion verleiten würde.
    Nur hatte ich nicht mit der Reaktion gerechnet, die ich bekam.
    Sie stieß eine Rauchwolke aus und warf dann lässig ihr Haar zurück. »Alles, was Sie beweisen können, ist, dass ichmit irgendeinem Kerl ins
Graybar
gegangen bin. Der ganze andere Mist ist nur geraten.«
    Das hintere Fenster der Limousine wurde sanft heruntergefahren. Ein Mann starrte mich an, ein Mann, den ich kannte. Es war ein geschniegelter Kerl mit einem Tweedsakko, einer Fliege und einer runden Hornbrille. Er hieß David Schechter. Er war ein bekannter Bostoner Anwalt und Drahtzieher, ein Kerl, der alle großen Nummern kannte und wusste, an welchen Fäden er ziehen musste, um etwas zu bewegen. Außerdem war er vollkommen gewissenlos. David Schechter war niemand, den man sich zum Feind machen wollte.
    Neben ihm auf dem Rücksitz saß Senator Richard Armstrong.
    »Taylor«, sagte der Senator. »Steig ein!«
    »Senator«, sagte ich. »Ihre Tochter hat etwas mit Alexa Marcus’ Verschwinden zu tun.«
    Armstrongs Gesicht zeigte weder Überraschung noch Bestürzung. Stattdessen drehte er sich zu seinem Anwalt herum, als wollte er den Fall an ihn übergeben.
    Taylor Armstrong öffnete die Tür der Limousine und stieg ein. Ich unternahm einen letzten Versuch, zu ihr durchzudringen. »Und ich dachte, Sie wären ihre beste Freundin«, sagte ich.
    »Ja, und ich glaube nicht, dass ich ein Problem damit haben werde, eine neue zu finden.« Sie lächelte, und es überlief mich kalt.
    Die Limousine war sehr geräumig. Taylor saß auf einem Platz ihrem Vater gegenüber. Dann beugte sich David Schechter vor und winkte mich näher heran.
    »Mr. Heller.« Schechter sprach so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Er war ein mächtiger Mann, der daran gewöhnt war, zu bekommen, was er wollte, ohne auch nurseine Stimme zu erheben. »Der Senator und seine Tochter möchten nicht mehr mit Ihnen sprechen.«
    Dann schlug er die Tür zu, die Limousine fuhr an und fädelte sich in den Verkehr ein.
    Ich drückte meine Zigarette aus und warf sie in einen Mülleimer. Das Rauchen hatte ich schon vor langer Zeit aufgegeben und wollte nicht wieder damit anfangen.
    Mein Blackberry klingelte. Ich nahm es aus der Tasche und sah, dass es Marcus war. »Nick«, sagte er. »Gott sei Dank.« Aus seiner Stimme klang die blanke Angst, was ich noch nie bei ihm gehört hatte.
    »Was gibt es?«, wollte ich wissen.
    »Sie haben sie … sie …«
    Er unterbrach sich. In dem darauffolgenden Schweigen konnte ich seine Atemzüge hören.
    »Marshall?«
    »Es ist mein Baby. Meine Alexa – sie haben sie.«
    »Du hast eine Lösegeldforderung bekommen?«
    »Nein.«
    »Woher

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