Lebendig und begraben
Überwachungskameras vor den Türen meines Lofts zu installieren. Zwei waren in Rauchmelderatrappen eingebaut, und zwei Misumi-Ultramini-Schlangenkopf-IP-Kameras waren in vorgeblichen Belüftungsgittern untergebracht. Sie alle reagierten auf Bewegungen und waren mit einem Videoserver im Büro verbunden.
Wie das genau funktionierte, wusste ich nicht. In solchen Sachen kannte ich mich nicht aus. Aber das Überwachungsvideo war auf meinem Büronetzwerk gespeichert.
Dorothy versprach zurückzurufen. Während ich wartete, suchte ich die Wohnung nach weiteren Ausrüstungsgegenständen oder irgendwelchen anderen Spuren ab, die Gordon Snyders Leute zurückgelassen hatten.
»Leider kann ich Ihnen keine Antwort liefern«, meinte Dorothy, als sie schließlich anrief.
»Warum nicht?«
»Werfen Sie einen Blick auf Ihren Computer.«
Ich ging zum Schreibtisch und sah auf meinem Bildschirm etwas, das wie viele Fotos aussah, Standfotos derTreppe vor der Eingangstür und der Hintertür meines Loft. Ich sah weiterhin, dass jedes von einer anderen Kamera aufgenommen worden war; am unteren Rand eines jeden Fensters standen Datum und Zeit sowie etliche andere Zahlen, die nicht wichtig zu sein schienen.
Irgendwie hatte Dorothy das von ihrem Laptop aus auf meinen Computer gehext.
»Wie haben Sie das gemacht?«
»Eine gute Hexe verrät nie ihre Geheimnisse.« Der Cursor begann sich zu bewegen, umkreiste die beiden ersten Fenster, als würde sie mir damit etwas zeigen wollen. »Auf diesen beiden spielt sich nichts ab, also vergessen Sie sie.« Die Fenster verschwanden. »Und jetzt passen Sie auf.«
Die restlichen beiden Fenster wurden größer, so dass sie jetzt den größten Teil des Bildschirms füllten. »Sie sind um 20:22 Uhr in Ihre Wohnung eingedrungen.«
Ich blickte auf meine Uhr. »Okay.«
»Also, da sind wir, 20:21 Uhr und … dreißig Sekunden.« Beide Fenster sprangen ein Bild weiter, und plötzlich tauchte in der Mitte jedes Bildes ein roter Fleck auf, der sich wie ein explodierender Stern ausbreitete und zu einer roten Wolke wurde, die das gesamte Bild verbarg.
»Ein Laserpointer«, erklärte ich.
»Ganz genau.«
Die rote Wolke verschwand nach etwa einer Minute, und das Bild normalisierte sich wieder.
Dann war nichts weiter zu sehen als ein leeres Treppenhaus.
»Wir wissen also immer noch nicht, wie sie hereingekommen sind«, meinte ich. »Aber trotzdem sagt uns das etwas Nützliches.«
»Was denn? Dass diese Kerle wissen, wie man die Kameras blenden kann? Das steht im Internet.«
»Nein. Aber sie wussten, wo die Kameras sind.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Sie haben nicht lange herumgesucht, sondern waren schnell und effizient. Man kann die Kameras nicht blenden, wenn man nicht weiß, wo sie sich befinden. Und sie wussten sehr genau, wo sie suchen mussten.«
»Und?«
»Beide Kameras sind versteckt«, fuhr ich fort. »Die eine in einem Rauchmelder und die andere in einem Belüftungsgitter. Die in dem Rauchmelder ist nicht besonders originell, wenn man sich auf dem Markt auskennt. Aber die in dem Belüftungsgitter, die ist sehr ungewöhnlich. Es ist eine optische Fiberglaskamera, die nur einen halben Zentimeter dick ist. Um so etwas auf Anhieb zu treffen, muss man schon sehr geschickt sein.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Die Kerle müssen den Grundriss und den Aufbau der Anlage gekannt haben. Und mein Passwort.«
»Vielleicht haben sie es von der Sicherheitsfirma, die die Kameras installiert hat.«
»Wahrscheinlich. Oder aber aus meinen eigenen Dateien. Aus dem Büro.«
»Das ist unmöglich«, widersprach sie. »Ich hätte bemerkt, wenn jemand sich Zugang zu unserem Netzwerk verschafft hätte, Nick.«
»Vielleicht.«
»Nicht vielleicht!«, widersprach sie entschieden. »Sondern ganz sicher.«
»Ich will es mal so ausdrücken«, meinte ich. »Sie wussten nicht nur ganz genau, wo meine Kameras sich befinden, sondern sie waren auch in der Lage, das Alarmsystem auszuschalten. Was bedeutet, dass sie den Code kannten.«
»Sie hatten ihn von Ihrer Sicherheitsfirma.«
»Die kennen meinen Code nicht.«
»Wer kennt ihn denn?«
»Nur ich.«
»Sie haben Ihren Code nicht irgendwo aufgeschrieben?«
»Nur in meinen persönlichen Dateien im Büro«, antwortete ich.
»In Ihrem Aktenschrank?«
»Auf meinem Computer. Und gespeichert auf unserem Server.«
»Oh.«
»Verstehen Sie jetzt?«
»Ja«, antwortete sie. In dem Moment klingelte die andere Leitung. Ich sah an der Anrufer-ID, dass es Diana war.
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