Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
Vom Netzwerk:
ihr passiert.«
    Seine Augen waren blutunterlaufen und glasig, mit geschwollenen Tränensäcken darunter. Er sah aus, als wäre er zwanzig Jahre älter geworden, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    »Nicky, du musst dich da raushalten. Das ist eine persönliche Angelegenheit.«
    »Ich weiß, wie sehr du Alexa liebst …«
    »Sie bedeutet alles für mich.« Seine Augen wurden feucht.
    »Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich begriffen habe, warum du mir das Einzige vorenthältst, das sie retten könnte. Schechter erpresst dich. Er ist es, der dich davon abhält, mit den Entführern zu kooperieren.«
    Marcus drehte sich in seinem Stuhl herum und starrte aus dem Fenster, als wollte er im Meer nach Antworten suchen. Oder meinem Blick ausweichen.
    »Ich habe dich engagiert, weil ich dachte, dass du der Einzige bist, der sie finden kann.«
    »Nein«, sagte ich leise. »Du hast mich engagiert, weil das die einzige Möglichkeit war, deine Tochter wieder zu bekommen,ohne ihre Forderungen erfüllen zu müssen. Richtig?«
    Langsam drehte er sich mit dem Stuhl wieder zurück. »Kränkt dich das?«
    »Ich bin schon schlimmer gekränkt worden. Aber darum geht es nicht. Du hast mich von Anfang an nur benutzt. Du hast gelogen, als du sagtest, du hättest die Polizei angerufen. Du hast mir nicht erzählt, wie du dazu gezwungen wurdest, Geld von Kriminellen zu nehmen, und auch nicht, dass du alles verloren hast. Du hast alles, was geholfen hätte, Alexa zu finden, vor mir geheim gehalten. Jetzt wollen sie die Mercury-Akten … es sind doch Akten, oder? Und du hast getan, als wüsstest du nicht, was das ist. Jetzt frage ich dich: Glaubst du, dass es David Schechter etwas ausmacht, wenn Alexa stirbt?«
    Er sah betroffen aus, aber er antwortete nicht.
    »Was auch immer er gegen dich in der Hand hat … Ist es wirklich das Leben deiner Tochter wert?«
    Sein Gesicht verzog sich, und wie ein Kind bedeckte er seine Augen, während er leise weinte. Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass er aus Schuldgefühl weinte.
    »Du musst mir erzählen, was Mercury ist«, fuhr ich fort. »Dann wird uns schon was einfallen. Wir werden einen Weg finden, wie du den Entführern geben kannst, was sie wollen, welche Konsequenzen auch immer sich daraus ergeben, dass du das aufgeben musst, was du dich so sehr fürchtest aufzugeben.«
    Er schluchzte weiter.
    Ich stand auf und ging in Richtung Tür, doch dann hielt ich inne und drehte mich um. Ich zögerte einige Sekunden. »Hast du eigentlich jemals irgendwelche Informationen über Belindas früheres Leben eingeholt, bevor du sie geheiratet hast?«
    Er ließ die Hände sinken. »Belinda? Was hat Belinda mit all dem zu tun?«
    »Ich bin da während meiner Nachforschungen über einige Details gestolpert, bin mir aber nicht sicher, wie viel du davon wissen möchtest.«
    »Zum Beispiel?«
    »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen«, sagte ich, »aber sie war nie eine Stewardess. Sie hat nie für Delta gearbeitet.«
    »Oh, Nickeleh.«
    »Und sie stammt auch nicht aus Georgia. Sie ist aus New Jersey.«
    Er seufzte. Schüttelte langsam den Kopf. War es Unglaube? Widerwille, eine so schmerzhafte Wahrheit wie den Betrug der Frau, die er liebte, zu akzeptieren?
    »Sie war ein Callgirl, Marshall. Eine Hostess. Ob es nun eine Rolle für dich spielt oder nicht. Ich finde, du solltest es wissen.«
    Marcus verdrehte die Augen. »Nickeleh, Junge, werde erwachsen.« Er zuckte mit den Schultern und drehte die Handflächen nach oben. »Sie ist ein sensibles Mädchen. Aus irgendeinem blöden Grund ist sie etwas empfindlich, wenn es darum geht, dass die Leute von unserem ersten Date erfahren.«
    Als ich wieder Richtung Tür ging, machte sich langsam ein Grinsen auf meinem Gesicht breit. Dieser alte Bastard.
    »Bitte, lass mich jetzt nicht hängen!«, rief er mir nach.
    Ich ging weiter und erwiderte, ohne mich umzudrehen: »Keine Sorge. Mich wirst du so schnell nicht los. Auch wenn du dir vielleicht irgendwann wünschen wirst, es wäre dir gelungen.«

59. KAPITEL
    Dragomir saß am Computer in dem feuchten, muffigen Wintergarten auf der Rückseite des Hauses, als er die Schreie des Mädchens hörte.
    Merkwürdig. Er stellte die Lautsprecher des Computers aus. Die Schreie klangen entfernt und gedämpft, kaum zu hören, aber es waren eindeutig ihre. Er verstand nicht, wieso er sie hören konnte. Sie war drei Meter unter der Erde. Er fragte sich, ob die Einsamkeit der Grund dafür war, dass er anfing, sich Dinge

Weitere Kostenlose Bücher