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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Teufel den ganzen Laden schmeißt? Aber langsam fange ich an zu begreifen. Vielleicht gibt es eben einfach … Böses auf der Welt, gegen das selbst Gott nichts unternehmen kann. Und das ist der entscheidende Punkt.«
    »Warum passieren guten Menschen schlimme Dinge?«, fragte ich sanft. »Ich habe aufgehört, mir solche Fragen zu stellen. Ich ziehe nur den Kopf ein und tue das Wenige, das ich tun kann.«
    »Tut mir leid, Nick. Ich hatte mir geschworen, niemals meine Religion ins Büro einzuschleppen.«
    »Ich habe nie von Ihnen verlangt, sie zu Hause zu lassen. Und nun erzählen Sie mir, wo Sie nicht weiterkommen.«
    Dorothy zögerte nur einen kurzen Moment. »Okay, hören Sie sich das mal an.«
    Sie drückte eine Taste und bewegte die Maus. Mit einem Klick waren wir wieder in derselben Schleife, in der Alexa sprach. Dorothy drehte die Lautstärke auf. Außer Alexas Worten war ein Summen zu hören, das zunehmend lauter wurde. Dann fror das Bild ein und zerfiel in winzige Teile.
    »Sie hören doch das Geräusch, richtig?«
    »Ein Auto oder ein Laster, wie schon gesagt. Und?«
    Sie schüttelte ihren Kopf. »Achten Sie genauer darauf! Immer wenn das Geräusch ertönt, bricht das Bild ab. Jedes Mal.«
    »Okay.«
    »Die Sache ist die: Ein Auto, ein Laster oder ein Zug würden die Videoaufzeichnung nicht auf diese Weise unterbrechen.«
    »Und was soll daran so besonders sein?«
    Bei diesen Worten warf sie mir ihren berüchtigten Blick zu: finster, mit weit geöffneten Augen und gesenkten Brauen. Dieser Blick konnte ein niederes Wesen in Stein oder eine Salzsäule verwandeln. Unser ehemaliger Chef, Jay Stoddard, empfand den Blick als so beunruhigend, dass er jeglichen direkten Kontakt mit Dorothy verweigerte, wenn er nicht dazu gezwungen war. Zurückzustarren war sinnlos. Das wäre so, als würde man gegen die Sonne antreten. Einer von beiden würde erblinden, und die Chancen standen gut, dass es nicht die Sonne war.
    »Was daran so besonders ist?«, fragte sie. »Es wird uns zu Alexa Marcus führen.«

62. KAPITEL
    »Gibt es ein Problem, Officer?«
    Dragomir hatte die Erfahrung gemacht, dass amerikanische Polizisten es mochten, wenn man die respektvolle Anrede »Officer« gebrauchte. Sie sehnten sich nach Respekt und bekamen ihn doch so selten.
    »Ach, ist keine große Sache, Sir. Wir stellen uns nur gerne vor, damit Sie wissen, wen Sie anrufen müssen, falls Sie mal Hilfe brauchen.«
    Die Ohren des jungen Mannes und seine Wangen waren puterrot geworden. Als er lächelte, sah man sein Zahnfleisch.
    »Gut zu wissen.« Dragomir übertrieb sein schlechtes Englisch noch. Das wirkte auf die meisten Menschen entwaffnend. Es gab ihnen das Gefühl, er wäre unglücklich. Dragomir hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, andere Menschen so zu studieren, wie ein Schmetterlingssammler ein Exemplar seiner Sammlung inspiziert.
    Der Polizist trat wieder von einem Bein aufs andere. Die Dielen der Veranda knarrten. Er trommelte mit den Fingerspitzen an seine Oberschenkel und sagte: »Sie arbeiten für die Aldersons?«
    Dragomir schüttelte den Kopf und grinste bescheiden. »Nur Verwalter. Ich arbeite für Familie. Reparaturen.«
    »Oh, okay, richtig. Einem Ihrer Nachbarn fiel so etwas wie Baugerät auf.«
    »Ja?«
    »Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass kein Verstoß gegen die Bauordnung vorliegt. Wissen Sie, so was wie ein Anbau ohne Genehmigung zum Beispiel.«
    Der Junge strahlte so gut wie gar keine Autorität aus. Er hätte sich fast noch für seine Anwesenheit entschuldigt. Die Polizei in Russland war da ganz anders. Sie behandelte jeden wie einen Kriminellen.
    »Nur Landschaft.«
    »Das heißt, Sie bauen hier gar nichts, richtig?«
    »Kein Bau«, sagte Dragomir. »Besitzer will Terrassengarten.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich einen kurzen Blick hinter das Haus werfe?«
    Jetzt musste er aufpassen. Wenn Dragomir jetzt auf einem Durchsuchungsbefehl bestand, würde der Junge spätestens in einer Stunde mit zwei weiteren Polizisten und einem Gerichtsbeschluss zurück sein und verlangen, auch das Haus durchsuchen zu dürfen, nur um zu zeigen, dass sie dazu in der Lage waren.
    Dragomir zuckte mit den Schultern und sagte gastfreundlich: »Bitte.«
    Officer Kent schien erleichtert zu sein. »Wissen Sie, es ist nur, damit ich meinem Boss erzählen kann, ich hätte meine Arbeit korrekt erledigt, okay?«
    »Wir tun doch alle nur unsere Arbeit.«
    Dragomir folgte dem Polizisten nach hinten auf das Feld. Der Polizist schien die Spuren

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