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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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dabei an einem Raum vorbeikamen, in dem eigentlich die Börsengeschäfte abgewickelt werden sollten. In dem Raum waren dreißig oder vierzig Arbeitsplätze, alle unbesetzt. Alle Computer waren ausgeschaltet. Dieser Ort war so still wie eine Grabkammer. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie krank wir alle vor Sorge um Alexa sind.«
    »Nun«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel, »Sie sollten die Hoffnung noch nicht aufgeben.«
    »Wissen Sie, Ihre Mutter hat manchmal auf sie aufgepasst. Sie hat mir das erzählt.«
    »Ich weiß.«
    »Frankie ist die Größte.«
    »Absolut.«
    »Hin und wieder ruft sie mich an, um sich zu erkundigen, wie es so läuft. Sie hat Mr. Marcus wirklich sehr gern.«
    An der Türschwelle zu einem leeren Konferenzraum legte sie die Hand auf meine Schulter. Sie kam ganz nah an michheran und presste zwischen den Zähnen hervor: »Bitte retten Sie dieses Mädchen, Mr. Heller.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, erwiderte ich.
     
    Statt zu warten, entschied ich mich jedoch, zu Marcus’ Büro zu schlendern.
    Mir fiel ein, dass seine Sekretärin Smoki von ihrem Schreibtisch aus immer ein Auge auf das Büro von Marcus hatte. Aber ich erinnerte mich auch daran, dass Marcus gleich neben seinem Büro ein privates Esszimmer eingerichtet hatte. Das eine Mal, als ich dort mit ihm zu Mittag gegessen hatte, waren die Bediensteten immer durch einen Hintereingang gekommen und wieder verschwunden. Sie trugen die Tabletts nicht durch sein Büro.
    Ich brauchte nicht lange, um den Dienstbotengang zu finden. Einer der Eingänge lag neben den Herrentoiletten. Er führte in eine kleine Teeküche, die sowohl mit dem Konferenzraum als auch mit Marcus’ Büro verbunden war.
    Das Esszimmer war dunkel, ordentlich und sehr spärlich möbliert. Es schien schon längere Zeit nicht mehr benutzt worden zu sein.
    Die Tür zu seinem Büro war verschlossen. Aber wenn ich dicht davor stand, konnte ich hören, dass dort lautstark diskutiert wurde.
    Zuerst verstand ich nur Gesprächsfetzen. Zwei Männerstimmen. Das war sicher. Eine davon gehörte Marcus. Er hatte die lautere, emotionalere Stimme. Wenn er sprach, konnte ich fast alles verstehen.
    Die andere war moderat, beherrscht und kaum hörbar.
    Besucher: »… jetzt weich zu werden.«
    Marcus: »War das nicht der Plan?«
    Besucher: »… war nicht anders zu erwarten …«
    Marcus: »Wenn sie stirbt, tragen Sie die Schuld daran,verstehen Sie? Dann haben Sie Alexa auf dem Gewissen! So was wie ein Gewissen hatten Sie doch früher mal, richtig?«
    Besucher: »… mein Möglichstes getan, sie am Leben zu halten.«
    Marcus: »Es ist mir egal, was ihr Leute jetzt mit mir vorhabt. Mein Leben ist vorbei. Meine Tochter ist das Einzige …«
    Besucher: »… jahrelang waren Sie derjenige, der für alles eine Lösung hatte … jetzt meinen die, Sie seien das Problem? … wie Ihre Lösung aussehen wird.«
    Marcus: »… auf meiner Seite!«
    Besucher: »… will auf Ihrer Seite sein, aber das kann ich nur, wenn Sie auch auf meiner …«
    Marcus: »Sie wollten es, ich tat es.
Alles
!« Seine Stimme wurde lauter.
    Besucher: »… Ihnen das wirklich erst vor Augen führen, Marshall? ›Trauernder Finanzier begeht Selbstmord in seiner Residenz in Manchester‹?«
    Ich stieß die Tür auf und betrat Marcus’ Büro. Er saß hinter einem langen Glastisch, auf dem sich Papierberge auftürmten.
    Und ihm gegenüber auf dem Besucherstuhl saß David Schechter.

58. KAPITEL
    »Nickeleh!«, keuchte Marcus. »Was machst du …? Hat Smoki dich nicht in einen Konferenzraum gebracht, um …«
    »Er hat uns belauscht«, sagte Schechter. »Ist es nicht so, Mr. Heller?«
    »Ganz genau. Ich habe jedes Wort gehört.«
    Schechter blinzelte mich an. »Ab sofort werden Ihre Dienste nicht länger benötigt.«
    »Sie haben mich nicht engagiert«, sagte ich.
    »Schecky, lass mich mit ihm sprechen«, sagte Marcus. »Er ist ein grundanständiger Mensch, das ist er wirklich.«
    Schechter erhob sich, rückte seinen Tweed-Blazer zurecht und sagte zu Marcus: »Ich erwarte Ihren Anruf.«
    Ich sah zu, wie er ging, und setzte mich dann auf den Stuhl, den er gerade freigemacht hatte.
    Hinter Marcus war der Atlantik zu sehen, der im Abendlicht rötlich-ockerfarben wie ein Postkartenmotiv glitzerte.
    »Was hat er gegen dich in der Hand?«, fragte ich.
    »In der Hand?«
    Ich nickte. »Du hast mich engagiert, um Alexa zu finden, und das kann ich nur, wenn du mir reinen Wein einschenkst. Wenn nicht, weißt du ja, was mit

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