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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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deshalb auf unseren Server zugreifen und Ihre persönlichen Dateien einsehen können; außerdem kamen sie so an die Codes für Ihr Sicherheitssystem zu Hause.«
    »Du warst das also?«
    »Ich dachte … sie hätte es Ihnen erzählt«, stotterte Jillian.
    »Tja, Jillian, tut mir leid, aber du hast dir einen sehr ungünstigen Zeitpunkt für deine Kündigung ausgesucht. Pack die Kartons wieder aus und setz dich wieder ans Telefon.«
    Sie sah mich fragend an.
    »Auf geht’s«, sagte ich. »Zurück an die Arbeit.«
    Ich war schon auf dem Weg hinüber in Dorothys Büro, als sie mir nachrief. »Mr. … Mr. Heller?«
    »Ja.«
    »Ich habe zufällig gehört, wie Sie beide über die Eulen-Tätowierung gesprochen haben.«
    »Ja und?«
    »Vielleicht könnte ich helfen. Mein Bruder hat mal in so einem Studio gearbeitet …«
    »In einem Tattoostudio«, sagte ich. »Ja, ich erinnere mich. Weißt du, wie du wirklich helfen könntest?«
    Sie sah mich voller Eifer an.
    »Wie wäre es, wenn du lernst, die Telefonanlage dieses Büros zu bedienen?«

61. KAPITEL
    Je länger ich über Marshall und Belinda Marcus nachdachte, desto mehr war ich davon überzeugt, dass da irgendetwas nicht stimmte.
    Ich kannte einen Cyber-Detektiv in New Jersey namens Mo Gandle, der sehr gut war. Ich hatte ihn, als ich noch für Stoddard Associates in D. C. arbeitete, bei einigen Fällen eingesetzt, deshalb rief ich ihn an.
    »Ich möchte, dass Sie den Zeitraum der Beschäftigung von Belinda Marcus bei VIP Exxxecutive Service in Trenton überprüfen«, sagte ich, »und dass Sie so viel wie möglich über ihre Vergangenheit herausfinden.«
     
    Dorothy saß an ihrem Schreibtisch, hatte ihr Kinn auf die Handflächen gestützt und starrte auf den Bildschirm, als ich zu ihr kam.
    Auf dem Monitor sprach Alexa, mit eingefallenen Augen und stumpfem Haar.
»Ich will hier nicht mehr sein, Daddy!«
    Dann fror das Bild ein und zerfiel zu Tausenden von kleinen bunten Quadraten.
    Schließlich wurde das Bild wieder klar, und sie fuhr fort: »…
Sie wollen
Mercury,
Daddy, okay? Du musst ihnen das Original von Mercury geben. Ich … ich weiß nicht, was das bedeutet. Sie haben gesagt
…«
    »Ich habe Jillian wieder eingestellt«, sagte ich.
    Dorothy drückte eine Taste, ohne dabei auf die Tastatur zu sehen, und spielte die gleichen Sekunden des Videos erneut ab: Wie Alexa sprach und das Bild einfror, in eckige, geometrische Fragmente zerfiel und sich dann wieder in ein zusammenhängendes Bild verwandelte.
    Dorothy murmelte beiläufig: »Ich habe sie nicht gefeuert.«
    »Und ich habe ihr gesagt, dass sie nicht kündigen kann … Was zum Teufel machen Sie da eigentlich?«
    »Ich hämmere meinen Kopf gegen eine Ziegelmauer.«
    »Kann ich irgendetwas tun?«
    »Ja. Schmeißen Sie mich raus.«
    »Sie jetzt auch? Nein.«
    »Dann kündige ich.«
    »Sie können nicht kündigen. Sie dürfen nicht. Niemand hat meine Erlaubnis, hier zu kündigen. So, und jetzt erzählen Sie mir, was los ist.«
    Dorothy redete leise und langsam, und ich sah, dass sie einen Teil von sich offenbarte, den sie zuvor noch nie gezeigt hatte. »Ich werde nicht kündigen, das wissen Sie. Ich gebe nie auf. Aber ich tue nichts für mein Geld. Ich versage bei dem wichtigsten Auftrag, den mir jemals jemand gegeben hat.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Ich legte meine Hand auf ihre Hände und sagte: »Also, was ist denn nur aus der guten alten, selbstsicheren Dorothy geworden, wie ich sie von früher kenne?«
    »Ihr wurden endlich die Augen geöffnet.«
    »Dorothy«, sagte ich. »Sie sind frustriert. Ich verstehe das. Aber ich brauche Sie in dieser Sache, und zwar zu hundert Prozent. Außerdem dachte ich, Sie geben niemals auf. Wie war das noch? Was sagte Ihr Vater über Sie?«
    »Stur wie ein Esel auf dem Eis«, antwortete sie mit dünner Stimme.
    »Wieso eigentlich ›auf dem Eis‹?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Nick, haben Sie eine Ahnung, wie oft ich an das Mädchen denken muss und daran, was sie durchmacht? Ich bete für sie, ich frage mich wieder und wieder, wer einem unschuldigen Mädchen so etwas Furchtbares antun könnte, und ich fühle mich einfach nur … machtlos.«
    »Es ist nicht Ihre Aufgabe, sie zu retten.«
    Ihre Augen funkelten kämpferisch und ein bisschen gequält. »Im Johannes-Evangelium heißt es: ›Wir wissen, dass wir Kinder Gottes sind, und die ganze Welt von Satan beherrscht wird.‹ Ich habe das nie verstanden. Ich meine, was soll denn das bedeuten? Dass der

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