Lebens-Mittel
Zusammenhänge zwischen Nahrungsfett und Herzkrankheiten erzählt haben. Und über Fett und Krebs. Und über Fett und Fett. Also, das kam gerade herein: Anscheinend hat das alles nicht gestimmt. Wir bedauern den Irrtum aufrichtig.
Stattdessen wurden die Fehlereingeständnisse verschleiert, das Mea Culpa blieb aus. Aber wenn Sie ein bisschen in der neueren wissenschaftlichen Literatur herumlesen, stellen Sie fest, dass sich viele Wissenschaftler von zentralen Glaubenssätzen der Lipid-Hypothese still verabschiedet haben. Dafür nur ein Beispiel, der Artikel einer Gruppe prominenter Ernährungswissenschaftler der Harvard School of Public Health. In einer neueren Metastudie der relevanten Forschung mit dem Titel »Types of Dietary Fat and Risk of Coronary Heart Disease: A Critical Review« 7 (»Nahrungsfettkategorien und Risiko für koronare Herzkrankheiten: ein kritischer Überblick«) tragen die Autoren ruhig Stück um Stück jeden Pfeiler ab, der die Theorie stützt, Nahrungsfette würden Herzkrankheiten verursachen.
Hu und seine Kollegen beginnen mit einem kurzen, freimütigen Resümee der fettfeindlichen Ära, das vor allem deshalb bemerkenswert ist, weil es sie in die Vergangenheit verlegt:
»In den letzten Jahrzehnten konzentrierten staatliche Ernährungsempfehlungen sich überwiegend auf die Reduzierung des Fettverzehrs. Im Empfinden der Öffentlichkeit war das Wort »Nahrungsfett« ein Synonym für Fettleibigkeit und Herzkrankheit, während die Worte »fettarm« und »fettfrei« Synonyme für ein gesundes Herz waren.«
Man könnte sich natürlich fragen, wie um alles in der Welt diese verrückten Ideen überhaupt ihren Weg in das »Empfinden der Öffentlichkeit« gefunden haben. Doch sicher nicht durch irgendjemanden, der mit der Harvard School of Public Health in Verbindung steht, hoffe ich! Aber es zeigt sich, dass genau diese Gruppe früher im Bann der Lipid-Hypothese stand und bis Anfang der 1990er Jahre, als die Belege für die Gefahren der Transfette sich nicht mehr ignorieren ließen, den Leuten empfahl, weniger gesättigte Fette zu essen und von der Butter zur Margarine zu wechseln. (Obwohl rote Transfett-Warnlämpchen schon 1956 ausgemacht werden konnten, als Ancel Keyes, der Vater der Lipid-Hypothese, äußerte, der steigende Verzehr gehärteter Pflanzenöle könne für die Zunahme koronarer Herzkrankheiten im 20. Jahrhundert verantwortlich sein.)
Aber zurück zu der kritischen Metastudie, die im zweiten Absatz die Bombe platzen lässt:
»Heute wird zunehmend eingestanden, dass die Fettarm-Kampagne auf nur wenige wissenschaftliche Beweise gegründet war und unbeabsichtigte gesundheitliche Folgen verursacht haben könnte.«
Wie bitte?
Der Artikel gibt dann einen staubtrockenen Überblick über die bröckelnden Fundamente der Lipid-Hypothese um 2001: Nur zwei Studien überhaupt haben »einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen dem Verzehr von gesättigten Fetten und dem Risiko für KHK [koronare Herzkrankheiten]« festgestellt; viele andere konnten keinen Zusammenhang feststellen. Nur eine Studie überhaupt hat »einen signifikanten umgekehrten Zusammenhang zwischen dem Verzehr mehrfach ungesättigter Fette und KHK« festgestellt. Lassen Sie mich übersetzen: Der Anteil gesättigter Fette in der Ernährung könnte auf das Risiko für Herzkrankheiten wenig bis keinen Einfluss haben, und die Belege dafür, dass das Risiko abnimmt, wenn der Anteil der mehrfach ungesättigten Fette an der Ernährung zunimmt, sind mager bis inexistent. Was das Cholesterin in der Nahrung betrifft, stellte die Studie »einen schwachen und nicht signifikanten positiven Zusammenhang zwischen Nahrungscholesterin und KHK-Risiko« fest. (Das sollte unbedingt jemand den Lebensmittelverarbeitern sagen, die immer noch so tun, als ginge es beim Nahrungscholesterin um Leben und Tod.) »Überraschenderweise«, schreiben die Autoren, »gibt es kaum direkte Belege dafür, die einen höheren Eierverzehr mit einem höheren KHK-Risiko in Verbindung bringen« – überraschend deshalb, weil Eier besonders viel Cholesterin enthalten.
Am Ende der Studie bleibt eine einzige starke Korrelation zwischen einer Nahrungsfettkategorie und Herzkrankheiten bestehen, und zufällig handelt es sich dabei um genau die Art von Fett, die uns von den Aktivisten der Fettarm-Kampagnen in den vergangenen dreißig Jahren aufgeschwatzt wurde: die Transfette. Es stellte sich heraus, dass »eine höhere Aufnahme von Trans fetten durch zahlreiche
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