Lebens-Mittel
primitiven Rassen«) ausführlich beschrieb und schließlich in seinem 510-Seiten-Werk Nutrition and Physical Degeneration (»Ernährung und körperliche Degeneration«) zusammenfasste, das 1939 veröffentlicht wurde.
Obwohl seine Forschungen zu seinen Lebzeiten ernst genommen wurden, ist Weston Price in der Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts fast vergessen. Die beste Darstellung, die ich über sein Leben und seine Arbeit finden konnte, ist die unveröffentlichte Master-Arbeit von Martin Renner, einem Graduate-Geschichtsstudenten an der University of California in Santa Cruz. 18 Ein Grund für die Vernachlässigung könnte sein, dass Price Zahnarzt und eher Amateurwissenschaftler im Stil des 19. Jahrhunderts als professioneller medizinischer Forscher war. Es könnte auch daran liegen, dass er manchmal ziemlich verdreht wirkte – einer seiner Artikel trug den Titel »Dentistry and Race Destiny« (»Zahnheilkunde und Rassenschicksal«). Seine Erörterungen »primitiver Rassen« sind gelinde gesagt abstoßend zu nennen, obwohl er als harscher Kritiker der »modernen Zivilisation« endete und überzeugt war, wir könnten von seinen »Primitiven« mehr lernen als sie von uns. Das Thema Ernährung war für ihn so etwas wie eine fixe Idee – er war sicher, eine schlechte Ernährung könne nicht nur Karies und Herzkrankheiten erklären, sondern einfach alles, was die Menschheit so plagte, einschließlich Jugendkriminalität, Zivilisationsuntergang und Krieg.
Trotzdem sind die Daten, die er gewissenhaft bei seinen Kontrollgruppen zusammentrug, und die Verbindungslinien, die er nicht nur zwischen Ernährung und Gesundheit, sondern auch zwischen der Art der Nahrungserzeugung und ihrem Nährwert zog, selbst heute noch wertvoll. Eigentlich sind seine Forschungen heute sogar noch wertvoller als damals, 1939, denn die meisten von ihm studierten Gruppen sind seitdem verschwunden oder haben eher westliche Ernährungsgewohnheiten übernommen. Wenn man heute die westliche Ernährung studieren will, sind Kontrollgruppen dünn gesät. (Natürlich können Sie welche schaffen wie Kerin O’Dea in Australien.) Die Arbeit von Price zeigt auch den Weg zu einer Einstellung zur Nahrung, die bereits vor rein ökologischen Erwägungen ansetzt und nützlich sein wird, wenn wir versuchen, den Fallen des Nutritionismus zu entkommen.
Was hat Price nun erfahren? Erstens, dass isolierte Populationen, die sich von einem breiten Spektrum traditioneller Lebensmittel ernähren, keinen Zahnarzt brauchen. (Nun, fast keinen Zahnarzt: Die Zähne der »robusten Bergbewohner« in der Schweiz, die noch nie eine Zahnbürste gesehen hatten, waren von einem grünlichen Schleim überzogen – aber darunter fand Price perfekt geformte, praktisch kariesfreie Zähne.) Wo immer er ein isoliertes primitives Volk vorfand, das den »Lebensmitteln des modernen Handels, die die Kieferbögen verschieben« noch nicht begegnet war – worunter er Auszugsmehl, Zucker, Konserven und chemisch haltbar gemachte Nahrungsmittel sowie Pflanzenöle verstand -, fand er kaum oder keine Indizien für die »moderne Entartung« – unter der er chronische Krankheiten, Karies und verformte Kieferbögen verstand. Entweder enthielt die westliche Ernährung etwas, das solche Probleme heraufbeschwor, oder es fehlte ihr.
Überall, wo Price hinreiste, machte er Fotos von Zähnen und sammelte Nahrungsproben, die er dann ins heimische Cleveland schickte, wo ihr Gehalt an Makronährstoffen und Vitaminen analysiert wurde. Er fand heraus, dass seine Eingeborenenpopulationen eine Kost zu sich nahmen, die wesentlich mehr Vitamin A und D enthielt als die der modernen Amerikaner – im Durchschnitt zehnmal mehr. Das lag zum Teil daran, dass – wie schon 1930 bekannt – die Lebensmittel durch die Verarbeitung gewöhnlich Nährstoffe verloren, vor allem Vitamine. Kommerzielle Nahrung ist dazu bestimmt, gelagert und über lange Strecken transportiert zu werden, und die sicherste Methode, Lebensmittel haltbarer und weniger anfällig für Schädlinge zu machen, besteht darin, ihnen die Nährstoffe zu entziehen. Kalorien – in Form von raffiniertem Getreide oder Zucker – lassen sich im Allgemeinen sehr viel einfacher transportieren als Nährstoffe, die dazu neigen, zu verderben oder Bakterien, Insekten und Nagetiere anzuziehen, die alle stark an Nährstoffen interessiert sind. (Zumindest mehr als wir offenbar.) Price schloss daraus, die moderne Zivilisation habe die Qualität ihrer
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