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Lebens-Mittel

Lebens-Mittel

Titel: Lebens-Mittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Pollan
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eher will ich mentale Hintergrundprogramme vorstellen, die, wenn Sie sie beim Lebensmittelkauf oder bei der Menüzusammenstellung ablaufen lassen, sehr viele verschiedene Abendessen produzieren werden, die alle »gesund« im weitesten Sinn dieses Wortes sind.
    Und was verstehe ich unter »gesund im weitesten Sinne«? Die meisten von uns verstehen die Begriffe Ernährung und Gesundheit nutritionistisch eng – wir denken an unsere persönliche Gesundheit, und wie es sie beeinflusst, wenn wir einen bestimmten Nährstoff zu uns nehmen oder weglassen. Ich glaube allerdings, dass es nicht länger möglich ist, unsere körperliche Gesundheit von der Gesundheit der Umwelt zu trennen, aus der wir uns ernähren, oder auch von der Umwelt, in der wir uns ernähren, oder auch von der Gesundheit unserer generellen Einstellung zur Ernährung (und zur Gesundheit). Meine Beschäftigung mit der Nahrungskette hat mich vor allem eines gelehrt: In dieser Kette sind alle Glieder miteinander verbunden. Mit der Gesundheit des Bodens hängt die Gesundheit der Pflanzen und Tiere zusammen, die wir essen, und mit deren Gesundheit die Gesundheit der Esskultur, in der wir sie zu uns nehmen, und mit deren Gesundheit die Gesundheit des Essers, die körperliche genauso wie die seelische. Deshalb handeln meine Regeln nicht nur von dem, was Sie essen sollten, sondern auch davon, wie Sie es essen sollten, und wie diese Nahrung hergestellt wird. Nahrung besteht nicht nur aus zahllosen chemischen Substanzen; sie umfasst auch einen Komplex aus sozialen und ökologischen Beziehungen, die nach unten in den Boden und nach außen zu anderen Menschen reichen. Bei einigen Regeln werden Sie sich vielleicht sogar fragen, was sie mit Gesundheit zu tun haben; aber glauben Sie mir: Sie haben mit ihr zu tun.
    Bei vielen Strategien wird es Ihnen auch so vorkommen, als wären sie mit mehr Arbeit verbunden, und das ist tatsächlich der Fall. Denn in einem wichtigen Punkt sollten wir Burkitts Aufforderung zum »Zurückgehen« beachten und »den Aborigines in den Busch folgen«: Wenn wir gut essen wollen, müssen wir mehr Zeit, Mühe und Aufwand in unsere Nahrungsaufnahme investieren, als die meisten von uns heute tun. Zu den Kennzeichen der westlichen Ernährung gehört, dass sie schnell, preiswert und einfach ist. Amerikaner geben weniger als 10 Prozent ihres Einkommens für Nahrung aus; sie bringen auch weniger als eine halbe Stunde pro Tag damit zu, Mahlzeiten zuzubereiten, und nur etwas über eine Stunde, um sie zu genießen. 33 Über weiteste Strecken der Geschichte und für die meisten Menschen war das Zusammentragen und Zubereiten von Nahrung eine Beschäftigung, die im Mittelpunkt des Alltags stand. Traditionell haben Menschen einen sehr viel größeren Anteil ihres Einkommens für Nahrung ausgegeben – was in einigen Ländern, in denen die Menschen besser essen als die Amerikaner und infolgedessen auch gesünder sind als sie, immer noch der Fall ist. 34 In einer Hinsicht könnte es also nicht schaden, wieder ein bisschen zum Eingeborenen zu werden: Wir könnten in eine Zeit und an einen Ort zurück- (oder vielleicht doch vor-?) gehen, an denen das Zusammentragen, Zubereiten und Genießen von Nahrung mehr in der Mitte eines gut gelebten Lebens standen.
     
    Dieses Buch hat mit neun Worten und drei Aufforderungen begonnen – »Essen Sie Lebensmittel, nicht zu viel, und vorwiegend Pflanzen« -, die ich jetzt näher ausführen und präzisieren muss. Bei jeder dieser drei Hauptregeln habe ich eine Reihe persönlicher Strategien aufgeführt, die Ihnen ohne viel Hin und Her und Gedankenakrobatik bei Ihren Ernährungsentscheidungen als Leitfaden dienen können. Ich glaube, dass eine simple Strategie wie: »Meiden Sie Nahrungsprodukte, die behaupten, gesund zu sein« das Einkaufen einfacher und angenehmer macht, als wenn Sie versuchen, mengen- und nährstoffgerecht zu essen, wie der Nutritionismus predigt.
    Unter der Überschrift »Essen Sie Lebensmittel« gebe ich Ihnen ein paar praktische Möglichkeiten an die Hand, echte Lebensmittel von der Flut nahrungsähnlicher Produkte zu unterscheiden, die uns heute umgeben und verwirren, vor allem im Supermarkt. Viele Tipps in dieser Rubrik betreffen das Einkaufen und sollen so etwas wie ein Filter sein, der Produkte, die Sie meiden wollen, ausgrenzt. Im Kapitel »Vorwiegend Pflanzen« beschäftige ich mich gezielter und positiv mit den besten Arten von Nahrung (nicht Nährstoffen), die Sie essen können. Und keine Bange:

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