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Lebens-Mittel

Lebens-Mittel

Titel: Lebens-Mittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Pollan
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sich ausschließlich um hochgradig weiterverarbeitete, haltbare Snacks und extrem süße alkoholfreie Getränke in happigen 1,5-Liter-Flaschen. Tankstellen sind zu Ausgabestellen für weiterverarbeiteten Mais geworden: draußen Ethanol für Ihr Auto, drinnen fructosereicher Maissirup für Sie.
    Essen Sie möglichst nicht allein. Amerikaner essen zunehmend allein. Obwohl Forschungen darauf hindeuten, dass schlechte Esser mehr essen, wenn sie ihre Mahlzeiten zusammen mit anderen einnehmen (wahrscheinlich weil sie mehr Zeit am Tisch verbringen), schränken gemeinsame Mahlzeiten bei Menschen, die zum Zuvielessen neigen, den Verzehr eher ein – wir haben es wohl nicht so gerne, wenn andere uns beim Vollstopfen zusehen. Genau deshalb ist das Lebensmittelmarketing überwiegend so konzipiert, dass es uns dazu ermuntert, vor dem Fernseher oder im Auto zu essen: Wenn wir achtlos und allein essen, essen wir mehr. Aber dass der Appetit sich auf ein normales Maß einpendelt, ist noch der geringste Vorteil dieses Vorschlags: Eine gemeinsame Mahlzeit erhebt das Essen vom mechanischen Vorgang der Versorgung des Körpers mit Brennstoff zu einem Ritual im Familien- oder Freundeskreis – von der rein animalischen Biologie zu einem kulturellen Ereignis.
     
    Fragen Sie Ihren Bauch. Wie Psychologen gezeigt haben, lassen die meisten von uns zu, dass äußere – und meist visuelle – Signale bestimmen, wie viel wir essen. Je größer die Portion, desto mehr essen wir; je größer das Glas, desto mehr schütten wir hinein; je auffälliger der Automat, desto mehr kaufen wir; je näher die Schale mit den M&Ms steht, desto mehr essen wir. All das macht uns zu leichten Opfern der Lebensmittelvermarkter, die darauf brennen, uns noch mehr Nahrung zu verkaufen.
    Wie so viele Bereiche des modernen Lebens ist die Lebensmittelkultur zu einer visuellen Kultur geworden. Aber wenn es um das Essen geht, lohnt es sich, auch die anderen Sinne zu schärfen, die oft nützlichere und präzisere Informationen liefern. Riecht dieser Pfirsich so gut, wie er aussieht? Schmeckt der dritte Bissen dieses Desserts noch so gut wie der erste? Klar, ich könnte mehr davon essen, aber habe ich wirklich noch Hunger?
    Angeblich dauert es zwanzig Minuten, bis das Gehirn mitbekommt, dass der Magen voll ist; leider verdrücken die meisten von uns eine Mahlzeit in wesentlich weniger als zwanzig Minuten. Ergebnis: Das Sättigungsgefühl hat wenig bis keinen Einfluss darauf, wie viel wir essen. Das legt nahe, dass wir wahrscheinlich weniger essen würden, wenn wir langsamer essen und unser Sättigungsgefühl befragen würden. Die Franzosen können das besser als wir, wie Brian Wansink entdeckte, als er eine Gruppe Franzosen fragte, woher sie wüssten, wann sie mit dem Essen aufhören sollten. »Wenn ich mich satt fühle«, antworteten sie. (Wie originell! Die Amerikaner dagegen sagten zum Beispiel: »Wenn mein Teller leer ist«, oder: »Wenn nichts mehr da ist.«) Vielleicht geben die langen, gemächlichen Mahlzeiten den Franzosen die Chance zu erkennen, wann sie satt sind.
    Zumindest bis wir gelernt haben, langsamer zu essen und genauer auf die Informationen zu achten, die unsere Sinne uns liefern, sollten wir vielleicht daran arbeiten, die äußeren Signale zu verändern, auf die wir uns beim Essen verlassen; denn wahrscheinlich ist es allemal besser, wenn wir uns selbst manipulieren, als dass Marketingleute das tun. Wansink gibt in seinem Buch Essen ohne Sinn und Verstand viele nützliche Tipps in dieser Richtung; aber ich warne Sie: Ob Sie sich nach der Lektüre noch für ein Geschöpf mit freiem Willen halten, ist fraglich.
    Servieren Sie kleinere Portionen auf kleineren Tellern; servieren Sie Speisen und Getränke aus kleineren Gefäßen (auch wenn das bedeutet, dass Sie in Großpackungen Gekauftes umpacken); lassen Sie die Reste auf dem Tisch – leere Flaschen, Knochen und so weiter -, damit Sie sehen können, wie viel Sie gegessen und getrunken haben; verwenden Sie Gläser, die eher hoch als breit sind (wir tendieren dazu, in niedrige Gläser mehr einzugießen); platzieren Sie gesunde Lebensmittel gut sichtbar, ungesunde so, dass Sie sie nicht sehen; lassen Sie die Servierschüsseln in der Küche und stellen Sie sie nicht auf den Tisch, damit ein Nachschlag schon rein optisch in weitere Ferne rückt.
     
    Essen Sie langsam. Ich meine nicht einfach nur so langsam, dass Sie wissen, wann Sie aufhören sollten. Ich meine langsam im Sinne jenes bewussten und informierten

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