Lebens-Mittel
ins Gedächtnis; sie bringen mich immer dazu, bewusster zu essen:
Mit höchstem Genuss essen – einem Genuss, der weder Unwissenheit ist noch auf sie angewiesen ist – bringt unsere Verbundenheit mit der Welt vielleicht am stärksten zum Ausdruck. Mit diesem Genuss erleben und feiern wir unsere Abhängigkeit und unsere Dankbarkeit, denn wir leben vom Mysterium, von Geschöpfen, die wir nicht gemacht haben, und Mächten, die wir nicht verstehen können.
Worte wie diese sind eine gute Möglichkeit, ein bewussteres Essen zu fördern; aber eine vielleicht noch bessere (und von Berry selbst vorgeschlagene) Möglichkeit besteht für den Esser darin, sich selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten in die Lebensmittelerzeugung einzubringen, auch wenn das nur bedeutet, dass er auf einem sonnigen Fensterbrett ein paar Kräuter zieht oder in Feld und Flur nach essbaren »Unkräutern« und Pilzen sucht. Und da unsere Gedankenlosigkeit beim Essen zum großen Teil daran liegt, dass der industrielle Esser so leicht alles vergessen kann, was für ihn und die Welt auf dem Spiel steht, könnte das Anbauen und Zubereiten von Lebensmitteln eine gute Erinnerungshilfe darstellen. Deshalb eine letzte Anregung:
Kochen Sie, und legen Sie, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, einen Garten an. Wenn Sie sich in den komplizierten und unendlich interessanten Vorgang einklinken, selbst für Ihre Ernährung zu sorgen, ist das der sicherste Weg, der Fastfoodkultur und ihren impliziten Werten zu entkommen: dass Nahrung schnell, billig und einfach zur Verfügung stehen sollte; dass Nahrung ein Produkt der Industrie und nicht der Natur ist; dass Nahrung Brennstoff ist und nicht eine Form der Kommunikation mit anderen Menschen und Arten – mit der Natur.
Bis jetzt bin ich eher im Garten als in der Küche zu Hause, aber ich kann einschätzen, wie die an einem dieser Orte verbrachte Zeit die Beziehung zur Nahrung und zum Essen verändert. Ein Garten bietet viele praktische und philosophische Lösungen für das gesamte Problem, gut zu essen. Mein eigener Gemüsegarten hat bescheidene Ausmaße – er besteht aus einem dicht bepflanzten Stück Land vor dem Haus, das lediglich drei mal sechs Meter misst -, aber er liefert eine erstaunliche Fülle von Obst und Gemüse, so viel, dass wir in den Sommermonaten unsere Gemüse-Abokiste abbestellen und auf dem Wochenmarkt fast nur Obst kaufen. Und obwohl wir auf einer winzigen Parzelle in der Stadt leben, ist auch noch Platz für ein paar Obstbäume: einen Zitronenbaum, einen Feigenbaum und einen Dattelpflaumenbaum. Für das Problem, sich qualitativ hochwertiges biologisches Obst und Gemüse leisten zu können, ist ein Garten die einfachste Lösung: Die Nahrung, die Sie selbst anbauen, ist frischer als jede, die Sie kaufen können, und kostet Sie nur ein oder zwei Stunden Arbeit wöchentlich plus den Preis für die Samentütchen.
Die Arbeit beim Anbau von Lebensmitteln trägt natürlich zu Ihrer Gesundheit bei, lange bevor Sie sich hinsetzen, um sie zu essen; aber wenn Sie Ihren Körper dafür einspannen, selbst für seine Verpflegung zu sorgen, ist das auch auf andere Weise günstig. Viel von dem, was wir Freizeit oder Sport nennen, besteht aus einer sinnlosen körperlichen Plackerei; deshalb ist es ausgesprochen befriedigend, diesen Mühen ein Ziel geben zu können. Aber das Gärtnern ist auch mentale Arbeit: Wir lernen etwas über die verschiedenen Sorten, überlegen, welche angesichts der Bedingungen in unserem Garten wohl am besten gedeihen, machen uns mit den verschiedenen Mikroklimata bekannt – den feinen Unterschieden an Licht, Feuchtigkeit und Bodenqualität auch auf dem winzigsten Stück Land, und erarbeiten Strategien, Schädlinge ohne Chemikalien loszuwerden. Keine dieser Arbeiten ist furchtbar schwierig; viele sind unendlich befriedigend. Dazu zählt insbesondere die Stunde vor dem Abendessen, in der ich ein Messer und einen Korb mit hinaus in den Garten nehme und das ernte, was sich als am reifsten und schmackhaftesten anbietet.
Das Bestellen eines Gartens erinnert uns nicht zuletzt an den alten evolutionären Handel, den wir mit diesen genialen Kulturarten haben – die sich so geschickt in unser Leben geschlichen haben und die Pflege und den Raum, den wir ihnen geben, dadurch zurückzahlen, dass sie uns etwas Gutes zu essen schenken. Jede hat ihre ganz eigene Art, uns – durch eine Veränderung der Farbe, der Form, des Geruchs, der Konsistenz oder des Geschmacks – zu verkünden, dass
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