Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
seine Haustür nagelt?
    „Duden!!!!“
    Vielleicht, überlegt der total versaute Puffkaiser, vielleicht wollte der Mallinger aber auch nur „Dutteln“ statt „Duden“ auf sein Namensschild schreiben. Eine österreichische Bezeichnung für Titten, die ihm als Deutschem ob ihrer ausgesprochenen Weichheit immer sehr gut gefallen hat. Mit Wehmut erinnert er sich, dass er seinen ersten Puff in Sparwasser an der Oder als Reminiszenz an seine geliebte Jocelyn sogar „Two Duttels“ getauft hat. Vielleicht ein wenig unpassend, wie er heute in der Rückschau gerne zugibt.
    „Duden!!!!!“
    Oder, fragt sich der Schlevsky, wollte der Mallinger einfach „Tuten und Blasen“ da hinschreiben, und einer seiner ehemaligen Schüler hat im Zuge eines schlichten Vandalenaktes das „und Blasen“ vom Schild gerissen, sodass nur noch das „Tuten“ daran hängen geblieben ist? Was zur Hölle aber wäre die Aussage, wenn einer „Tuten und Blasen“ an seine Eingangstür nagelt? Und warum ausgerechnet der Mallinger, der doch gerade davon nicht die mindeste Ahnung hat. Der kann ja noch nicht einmal „Tuten“ richtig schreiben!
    Duden also, seufzt der Schlevsky ein wenig resigniert und kratzt sich am Arsch. Damit wird er fertig. Wenn er sich aber nicht bald die Haare föhnen kann, stirbt er an der Mittelohrentzündung, noch bevor die Ivana überhaupt ein Wort Deutsch gelernt hat. Also ein letztes Mal:
    „Duden!!!!!!“
    Nachdem sich der Mallinger doch noch aus der selbst gebauten Falle befreien konnte, schlüpft er schnell in seinen Morgenmantel, den er vor zwei Jahren anlässlich des Wunders seiner Heilung in Medjugorje käuflich erworben hat. Auf dem Rücken dieses Mantels zeigt sich die Heilige Madonna in strahlendstem Lichte, und in den Revers wurde nur für den wahren Kenner sichtbar ein klitzekleines Originalstück vom heiligen Grabtuch aus Turin eingenäht, was den Preis in der Kurzarm-Version schließlich auf wohlfeile 7.777 Euro hochgetrieben hat. Das aber war es dem Mallinger wert, denn die Sieben ist eine heilige Zahl, und – Frage an Herrn Jauch – wer ist schon heiliger als die Heilige Jungfrau?
    Wärmen tut das gesegnete Teil jedoch überhaupt nicht. Also friert und fröstelt der Mallinger wie ein Huhn ohne Federn, als er dem Schlevsky endlich die Türe öffnet. Und dieser gewährt ihm als Strafe für das lange Warten nur 20 Sekunden Zeit, um sich für die auf dem Programm stehende Reise nach Nang-Pu in den Sonntagsstaat zu werfen.
    Weil so ein Ferrari F50 natürlich nicht für eine ausgedehnte Urlaubsfahrt mit reichlich Übergepäck gebaut wurde, und weil auch die Ivana trotz ihres Flüchtlingsstatus mit jeder Menge unnützem Zeug (fehlte nur noch, dass sie ihr Schlauchboot mitnehmen wollte, Herrgottnocheinmal, diese Weiber!) dagestanden ist, als er sie nach dem Gemetzel am Tingeltangel in Strudelwasser an der Oder von ihrer provisorischen Unterkunft abholen wollte, hat er die kleine Zuckerwattemaus gestern Abend einfach in den IC Ludwig Erhard verfrachtet, der sie planmäßig heute Morgen um 9.30 Uhr aus Berlin-Lichtenfels kommend in Attnang-Puchheim absetzen wird (oder „Nang-Pu“, wie diese verdammten Ösis ihren Verkehrsknotenpunkt nennen!).
    Und weil so ein Lebensabend mitunter zeitlich sehr begrenzt ausfallen kann, darf der Mallinger mit dem Deutsch-Unterricht für die Ivana keine Sekunde Zeit verlieren und wird unmittelbar nach Ankunft und noch während der Rückfahrt mit der blonden Russin den Grund- und Aufbauwortschatz Deutsch durchackern.
    So jedenfalls sieht es sein Plan vor.
    Doch selbst wenn dieser Scheißzug erst in fünf Jahren in Nang-Pu ankommen würde – der Schlevsky muss jetzt sofort von hier weg!
    Seit er nämlich vor dem Einfamilienhaus des Mallinger steht und an seine Tür klopft, spürt er den Blick aus den eiskalten Augen dieses verrückten Bullen in seinem Rücken, der ihn von seinem Gendarmerieposten aus beobachtet, und dieser Blick brennt wie Feuer. Als würde ihm ein Adler langsam und genüsslich alles Fleisch von seinen Schultern fressen, so ungefähr fühlt sich das an. Also hopp hopp hopp in die grüne Cordhose gehüpft, drängt der Schlevsky den Mallinger zum Aufbruch, und schnell schnell rein in den Lodenrock geschlüpft!
    Doch Gemach!
    Als der Mallinger nämlich sein Haus verlässt, sieht er davor das feuerrote 520-PS-Geschoss des Schlevsky mit 5.0-Liter-V12-Motor geparkt, das in weniger als vier Sekunden von Null auf Hundert beschleunigt, feine Sache! Dazu trägt der rote
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher